Beflügelte Weihnachten – Thomas Borchert beflügelt die Berliner Fans am 20.12.2021

(c) Jan Frankl

Wie sehr sich die Menschen nach ein wenig Besinnlichkeit sehnen und wie sehr sie an liebgewonnenen Traditionen hängen, zeigt sich an diesem Vorweihnachtstag im Berliner Schloßparktheater. Fast wie ein großes Familientreffen mutet das am 20.12.2021 stattfindende Konzert „Beflügelte Weihnachten“ von Thomas Borchert an.

Wie gern der Protagonist, der seinen Lebensmittelpunkt nach Schleswig-Holstein verlegt hat, diese Konzertabende in der Hauptstadt genießt, wird schon bei der Begrüßung deutlich. Vieles ist anders in den letzten zwei Jahren. Vieles musste ausfallen und stellt damit Künstler und Publikum auf eine harte Probe. An diesem Abend überwiegt die Freude darüber, noch einmal in dem schönen Theater zusammenzukommen und ein paar mehr oder weniger besinnliche Stunden zu verleben.

Weniger besinnlich heißt hier keineswegs weniger schön. Aber wer Thomas Borchert kennt weiß, dass es eben mit „ein paar Weihnachtsliedern“ nicht getan ist. In seinem Programm „Beflügelte Weihnachten“ zeigt er seine Sicht auf die schönen alten Weihnachtslieder und wischt beherzt den Staub fort, der sich im Laufe der zum Teil Jahrhunderte darauf festgesetzt hat. Bereits 2019 erschien die CD zum gleichnamigen Programm und sollte bei Weihnachtsliebhabern in keiner Sammlung fehlen.

Mit „Alle Jahre wieder“ wird das Konzert eröffnet und auch ohne weihnachtliche Bühnendekoration, die hier sparsam aus lediglich einem Flügel und einem Sessel besteht, kommt ein warmes Gefühl der Zusammengehörigkeit auf. Das Besondere ist, dass Thomas Borchert es schafft, auch mit klassischen deutschen Weihnachtsliedern das Publikum abzuholen. Er drückt den Liedern seinen ganz persönlichen Stempel auf und das heißt oft, dass sich Rhythmus und Stil verändern und die bekannten Texte ein neues musikalisches Gewand erhalten. „Weihnachten ist eigentlich eine Party, die Welt feiert den Geburtstag von Jesus Christus. Warum kann dann nicht auch die Musik entsprechend sein?“, sinniert der Gastgeber und leiert „O du Fröhliche“ monoton im Original herunter, was seine Gäste zum Lachen reizt. Dass es hier auch anders geht, zeigt sich nur Momente später, in denen der Klassiker zu einer fröhlichen Geburtstagshymne wird, die man so auch zweifellos unter jedem Weihnachtsbaum singen kann.

Wie es sich auf einer „Familienfeier“ gehört, wird nicht nur gesungen, sondern auch geplaudert. Das alte Übungsheft mit einer Vielzahl an Weihnachtsliedern und noch mehr handschriftlichen Anmerkungen zum Üben selbiger sorgt nicht nur für Gelächter, sondern beschwört auch das Gefühl herauf, welches jedes Kind hat, wenn der Musiklehrer zu mehr Sorgfalt und Fleiß mahnt. Dass sich das Üben lohnt, dafür ist Thomas Borchert der beste Beweis. Es gelingt ihm wie kaum einem Zweiten, ganz allein auf der Bühne einen unvergesslichen Abend zu gestalten. Traditionen sind wichtig und schon mit dem Buchen der wie immer rasch vergriffenen Karten weiß man als Gast genau, dass man sich darauf verlassen kann, gut unterhalten zu werden.

Die Frage, ob es denn den Weihnachtsmann überhaupt gibt, wird mit dem Vorlesen des bekannten, in viele Sprachen übersetzten und jedes Jahr neu abgedruckten Leserbriefes eines kleinen Mädchens an den Chefredakteur der Sun mit „Ja Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann“, beantwortet. Diese Antwort lässt sich wunderbar auf die besondere Stimmung zum Jahresende übertragen. All die kleinen Dinge, die sich so selbstverständlich anfühlen, die man tausend Mal gehört, gesehen oder berührt hat, mischen sich auf magische Weise zu einem Gefühl. Kaum jemand kann von sich behaupten nicht zu wissen, wie sich „Weihnachten“ anfühlt.

Dieses besondere Kribbeln, Warten, die Vorfreude auf etwas. Auch das thematisiert Thomas Borchert mit einer Geschichte aus seinem eigenen Kinderzimmer, in dem er stundenlang auf den ersten Schnee wartete, nur um am Morgen der Erste zu sein, der Spuren darin hinterlässt.

Ein neues Gewand bekommen auch „Vom Himmel hoch“, welches von niemand Geringerem als Martin Luther geschrieben und komponiert wurde und um 1553 veröffentlicht worden ist. Nicht alltäglich zu hören und dennoch sehr eingängig kommt „Schlaf wohl, du Himmelsknabe du!“ daher. Das bekannte „Stille Nacht“, begleitet ein vielstimmiger Gesang aus dem Publikum und trotz geltender Hygienemaßnahmen – in diesem Fall das Tragen einer Maske auch am Platz – wächst auch hier das Weihnachtsgefühl noch einmal an.

Es bleibt jedoch nicht ausschließlich besinnlich, sondern auch lustig. Mit einer im norddeutschen Dialekt vorgetragenen Geschichte über Weihnachten im Seniorenheim wird für viel Gelächter und eine lockere Stimmung gesorgt.

„O Tannenbaum“ als leidenschaftliche Hymne an das grüne und bunt geschmückte Gewächs lässt noch einmal die Lachmuskeln zucken. Borchert plädiert mit seiner leidenschaftlichen Ode an das Nadelbäumchen für die freie Liebe und ermutigt jeden, diese Zuneigung auch offen zu zeigen.

Ein schöner, lustig-besinnlicher Abend geht nach gut zwei Stunden Programm zu Ende. Mitgenommen werden Erinnerungen, Ohrwürmer, ein „Weihnachtsgefühl“ und der Wunsch, dass diese Tradition der Beflügelten Weihnachtskonzerte noch lange währen möchte.

 

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Weiterführende Informationen:

Thomas Borchert
Schlosspark Theater

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