Cleopatra – das Musical
Reading im Theater am Spittelberg am 24. & 25.11.2019
Kürzlich fand im Wiener Theater am Spittelberg an zwei aufeinander folgenden Abenden das Reading für ein neues Musical statt. Die letzte ägyptische Pharaonin „Cleopatra“ steht mit ihren Liebschaften zu Julius Caesar und Marc Anton im Mittelpunkt der gut dreistündigen Geschichte.
Noch ohne Kostüm und Bühnenbild und mit äußerst reduzierter musikalischer Untermalung wird erstmals vor Publikum das Stück auf die Bühne gebracht. Die Frage, die sich Elisabeth Heller, Oliver Timpe und Johannes Grill stellen ist, ob ihr Geisteskind eine Chance bekommen und sich für die breite Masse als tauglich erweisen wird. Ein Erzähler führt an diesem Abend von einer Szene zur nächsten und verliest die Regietexte, um zu verdeutlichen, an welcher Stelle im örtlichen und zeitlichen Geschehen sich die Figuren gerade befinden.
Die Suche nach dem Lebenssinn treibt die Protagonisten um und neben ihnen ist es auch „Die Zeit“, die ihre Finger im Spiel hat, die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt und gewisse Wendungen erklärt und geschehen lässt.
An diesen Abenden unterstützt von Percussion (Andreas Fried) und Klavier (Doris Graf-Sommer) wird der von Johannes Grill angedachte Ausflug in exotische Klänge aus dem römischen Reich wie auch aus dem Land der Pharaonen bereits deutlich. In einer kurzen Einführung vorab erklärt er, das Stück würde für ein großes Orchester von bis zu 24 Musikern angelegt werden.
In sich ist jeder der beiden Akte, die mit „Cleopatra & Caesar“ und „Cleopatra & Marc Anton“ übertitelt werden, abgeschlossen. Die historischen Figuren, wie auch „die Zeit“ wirken gut durchdacht und vielfarbig angelegt. Jede einzelne erhält neben einem wiederkehrenden musikalischen Thema auch ihre ureigene Soloballade, die dem Akteur viel Raum für Interpretation und eigene Ideen bietet. Stimmgewaltige Chornummern runden das musikalische Gesamtbild ab.
Auch die Sprech- und Liedtexte aus der Feder von Elisabeth Heller und Oliver Timpe tragen ihren großen Teil zu einem interessanten Bühnenschauspiel bei. Von frech, herrisch, frivol, humoristisch, überheblich, unterwürfig bis hin zu intrigant bedienen sie jede Facette menschlichen Verhaltens mehr oder weniger klischeebehaftet.
„Cleopatra“ erzählt eindrucksvoll von Machtspielchen, vom Wert der Freundschaft, von vergangener und aufkeimender Liebe, Familie, Zusammenhalt und Verlust und vor allem von der Vergänglichkeit jedes einzelnen Gefühls, denn die Zeit kennt keinen Aufschub.
Für die Präsentation im Theater am Spittelberg konnten 21 Sängerinnen und Sänger gefunden werden, die mit sichtlich großem Spaß am Geschehen die Geschichte geduldig und stimmgewaltig veranschaulichen konnten. Neben den kreativen Köpfen selbst konnten sich auch Freunde und Familienmitglieder sowie einige namenhafte Darsteller für das Projekt begeistern und trugen mit ihrer gesanglichen Interpretation zum Gelingen des Abends bei.
Die Begeisterung des Publikums zeigte sich bei viel spontanem Zwischenapplaus und langanhaltendem Jubel nach der Präsentation. Ob „Cleopatra – das Musical“ es mit großer Kulisse und aufwändigem Kostümbild auf die große Bühne schaffen wird, bleibt abzuwarten, ein Erfolg für dieses überaus spannende Projekt wäre jedoch absolut wünschenswert.
Fotos: (c) Rolf Bock
Weitere Links und Informationen:
Besetzung:
Cleopatra – Caroline Zins
Caesar – Martin Berger
Marc Anton – André Bauer
Die Zeit – Elisabeth Heller
Calpurnia – Birgit Scheibenreif
Octavian – Oliver Timpe
Lotos – Michaela Schmetterer
Charmaine – Stafanie Rieger
Brutus – Lukas Rapp
Ptolomäus – Stefan Ulreich
Octavia – Barbara Schreiber
Bote, Feldherr – Engelbert Exl
Erzähler – Günter Schweitzer
in weiteren Rollen:
Martin Dietler, Chris Heller, Petra Niedermayer, Petra Rutschka, Simon Rutschka, Selma Sommer, Johanna Wanderer, Doris Wimmer
Komposition & Musikalische Leitung:
Johannes Grill
Buch & Gesangstexte:
Elisabeth Heller & Oliver Timpe
Musikalische Einstudierung & Klavier:
Doris Graf-Sommer
Percussion:
Andreas Fried
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