Felix Martin und Freunde

Ein Konzertabend im Wintergarten ist stets ein Hochgenuss für das Publikum. Dafür sorgt allein schon das Ambiente des Varietétheaters in Berlin Mitte, welches von edlem Holz und dunklem Samt dominiert wird. Unter einem in die Decke eingearbeiteten faszinierenden Sternenhimmel finden das ganze Jahr über Veranstaltungen aller Art statt. Sowohl ein festes, regelmäßig wechselndes Programm als auch Gastspiele bereichern den Spielplan des Hauses. Um die Shows mit allen Sinnen genießen zu können, bietet das Haus auch ein Angebot an Speisen und Getränken an, sodass nicht nur die Augen, sondern durchaus auch die Geschmacksknospen angesprochen werden.

Ein Garant dafür, dass auch das Training der Lachmuskeln nicht vernachlässigt wird, sind die mittlerweile schon beinahe traditionellen Konzerte von Musicalstar und Entertainer Felix Martin. Er weiß bestens zu unterhalten und lädt sich zu seinen Konzertabenden stets hochkarätige Gäste ein. Mit dem neuen Programm „Felix Martin und Freunde“ behält er diese Tradition bei. Am 13. Mai 2019 steht er also nicht allein auf der Bühne, sondern wird von seinen Freunden und Kollegen Mercedesz Csampai, Lina Gerlitz, Tobias Bieri, Christian Funk und Anthony Curtis Kirby begleitet. Für die instrumentale Untermalung sorgen erneut Nikolai Orloff am Flügel sowie Jo Gehlmann an der Gitarre. Nach seiner Begrüßung „Wer versteht was Liebe ist“, welche sich durchaus auch auf Freundschaft ummünzen lässt, stellt Gastgeber Felix Martin seine jungen Gäste der Reihe nach vor. Spritziges Geplänkel und sichtlicher Spaß untereinander begleiten die Moderation den gesamten Abend über. In fast 30 Songs lassen die Künstler einzeln und auch mal gemeinsam den Alltag vergessen und zeigen ihr gesangliches wie auch komödiantisches Können. Sie schlüpfen in alt bekannte Rollen, stülpen jedoch auch gleichsam neue Charaktere über und bieten ein buntes und vielfältiges Programm, welches zum Lachen und Staunen anregt, oft aber auch beeindruckend und vor allem eines ist – unterhaltsam.

Christian Funk schlüpft in die Rolle des Dr. Jekyll & Mr. Edward Hyde, zeigt, dass auch er als Tod eine durchaus gute Figur abgibt oder beteuert seine Zuneigung zu Audrey als Seymour im „Kleinen Horrorladen“. Dass er sich nicht nur auf seine Schauspielkarriere verlassen braucht, sondern durchaus einen ebenso sympathischen wie kompetenten Kellner abgeben würde, beweist er in Michael Biello and Dan Martins „Table 3“, ehe er sich auf High Heels begibt und in Sweet Transvestite aus der „Rocky Horror Show“ dem Publikum ordentlich einheizt.

Die junge Berliner Mezzo-Sopranistin Lina Gerlitz überzeugt stimmlich als Kaiserin „Elisabeth“, rockt Easy to be hard aus „Hair“ und überzeugt vor allem mit ihrer Showeinlage als schwedische Ulla aus „The Producers“, welche sie selbstbewusst und faszinierend auf die Bühne bringt.

Der gebürtige Schweizer Tobias Bieri verwandelt sich in Jesus, indem er mit Gethsemane dessen Ansprache an Gott zum Besten gibt, zeigt, dass ein „Glöckner“ an ihm verloren gegangen ist und weiß mit Somewhere aus der „West Side Story“ im Duett mit dem Gastgeber von sich zu überzeugen.

In vielfältige Rollen, auch nicht nur jene ihrer eigenen Vergangenheit, schlüpft Mercedesz Csampai. Als Esmeralda lässt sie bei den Anwesenden kein Auge trocken und zeigt an Martins Seite, dass Christine aus dem „Phantom der Oper“ in jeder Sprache funktionieren kann. Selbiges gilt auch für Let it go aus „Frozen“, welches sie gleich viersprachig zum Besten gibt und damit Begeisterungsstürme und Jubelrufe erntet.

Anthony Curtis Kirby darf sein vielfältiges Talent mit einem Medley aus „Tina – das Musical“, wo er aktuell engagiert ist, vorführen. Er weiß jedoch durchaus auch seine Empörung über eine nachbarschaftliche Bitte umzuziehen und das „ehrenwerte Haus“ zu verlassen, hervorragend zur Geltung zu bringen. Auch in seinem Duett mit Lina Gerlitz aus „Rent“ fühlt er sich augenscheinlich wohl und weiß ebenso wie Christian Funk als Frank N‘ Furter zum Lachen anzuregen.

Der Gastgeber selbst bringt die längste Bühnenerfahrung mit sich und streift das ein oder andere abgelegte Kostüm noch einmal über. Er moderiert, schlüpft in die Rolle des mysteriösen Todes aus „Elisabeth“, reißt mit dem Feuer der Hölle aus dem „Glöckner von Notre Dame“ sein Publikum mit und weiß sich ebenso auf High Heels zu bewegen wie seine beiden jungen Gäste, mit denen er sich Sweet Transvestite auf herrlich komödiantische Weise teilt.

Felix Martin und Freunde ist keine „One-Man-Show“ mit einigen Gästen, sondern ein gleichberechtigtes Spektakel, welches jedem Bühnenaktiven viel Raum gibt, sein Können zu zeigen und auf seine Weise zu unterhalten. Man hat stets das Gefühl Zeuge einer großen Party zu sein, auf der jeder einmal im Mittelpunkt stehen darf.

„Fehlt da nicht was? Gab es nicht ein Stück, in dem immerhin vier der sechs Bühnenaktiven mehr oder weniger lange bereits Hauptrollen verkörpert haben?“ Die Beantwortung dieser Frage haben wir bis fast zum Schluss aufgehoben, nur um ein „Ja“ in den Raum zu stellen. Selbstverständlich darf der „Tanz der Vampire“ an einem solchen Abend nicht fehlen und bekommt einen eigenen Block gewidmet. An dem Erfolgsmusical, welches seit über 30 Jahren ein Dauerbrenner auf deutschsprachigen Musicalbühnen ist, kommt kaum ein Darsteller in seiner Laufbahn vorbei. So vereinen sich mit Martin, Csampai, Bieri und Funk direkt vier der Hauptcharaktere auf einer Bühne. Noch einmal als Graf von Krolock überzeugt Felix Martin, dass er auch nach jahrelanger Abwesenheit im Schloss noch immer seinen Charme als seine Liebste umgarnendes Vampiroberhaupt nicht verloren hat. Mercedesz Csampai verkörpert die Rolle der Sarah in der Totalen Finsternis liebreizend und unaufdringlich, wie sie es schon zu ihrer Zeit als Wirtstochter auf der großen Musicalbühne getan hat. Jung, naiv, verliebt und vor allem überzeugend schlüpft Tobias Bieri erneut in den Part als Alfred, welchen er bereits in der Neuinszenierung in St. Gallen verkörpern durfte, während Christian Funk als letzter diensthabender Herbert herrlich überzogen und aufgedreht endlich einmal dazu kommt, sein Werk zu vollenden und sich einen Schluck aus Alfreds Vene zu genehmigen. Großer Jubel belohnt die Protagonisten für ihr Spiel und hallt noch lange nach.

Viel zu schnell findet ein buntes Programm sein Ende. Das Kaleidoskop an Farben, Eindrücken und Emotionen dreht sich weiter und lässt auf eine baldige Wiederholung oder Neuauflage des eben Erlebten hoffen. „Felix Martin und Freunde“ titelt das Programm für den Protagonisten und seine Bühnenpartner –  „Zu Gast bei Freunden“ könnte es zu Recht für den Zuschauer titeln. In warmer, lockerer und willkommener Atmosphäre lässt dieser Konzertabend den Alltag für einige Stunden in Vergessenheit geraten und sperrt ihn vor den Türen des Wintergartens aus.

 

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