Lukas Perman singt Austropop

Am Abend des 25. November versammelten sich gut 500 Menschen im Wiener Metropol Theater, um Zeugen zu werden, wie Lukas Perman, vielen bekannt aus den Hauptrollen großer und großartiger Musicals, erstmals ein Solokonzert unter dem Thema „Austropop“ auf die Bühne bringt. Unterstützt wird er bei diesem neuen Format von einer vierköpfigen Liveband, die mit Keyboard, Percussion, Bass und Gitarre unter der Leitung von Permans Bruder Ulrich Permanschlager die richtige musikalische Untermalung bietet. Ungewohnt laut kommt es daher, das Konzert, in dem einmal eine ganz andere Seite des Sängers zum Vorschein kommt. In breitem Wiener Dialekt moderiert er den Abend auf überaus interessante Weise. Den Einstieg gibt er mit einem Fendrich-Medley in Anlehnung an das Erfolgsmusical „I am from Austria“, in welchem er gut zwei Jahre in der Hauptrolle des Josi Edler zu sehen war. Im Zuge dieser letzten Rolle habe er sich mit der Thematik weiter vertraut gemacht und die Idee in ihm sei geboren, ein eigenes Konzert mit all den Melodien auf die Beine zu stellen, die Einheimischen in die Wiege gelegt werden, aber auch den meisten Anderen nicht fremd sind. Mit einem Schmunzeln erzählt er, dass er sich derzeit hauptberuflich eher um seine Kinder kümmert und die Musik momentan eher als Hobby fungiert. Mit Bezug auf die Vorbilder des Abends beginnt er Geschichten zu erzählen, Bilder mit Worten zu malen und über das Leben, die Liebe und all jene Dinge, die ihn in der Welt bewegen, zu philosophieren.

Von Georg Danzer leiht er einen Song über den elegantesten Flitzer von Wien, der in einem Stadtcafé auf Unverständnis trifft, als er es wagt, dort ohne Wäsche aufzutauchen. Lukas Perman schätzt den Protagonisten des Liedes, weil er tut, was er möchte und aus dem Mainstream ausbricht. Ein wenig Verrücktheit würde das Leben lebenswerter und zufriedenstellender machen, lächelt er im Anschluss. Dass man manchmal einfach seinen Impulsen nachgeben muss und tun, was einem guttut, der Sehnsucht folgen, beweist er zumindest musikalisch mit dem nächsten Liederblock, der auf die Insel entführt und das Publikum mit an die Strada del Sole nimmt, bis hin zu dem Gedanken, einfach irgendwann dort zu bleiben. Songs von Peter Cornelius, Rainhard Fendrich und STS finden sich in dieser Zusammenstellung.

 

Ebenso beeindruckend wie den Songs zu lauschen ist immer wieder die beinahe intime Moderation. Lukas Perman malt dem Zuschauer Bilder, zeigt seine Gedanken klar auf und schafft es mühelos, den Gefühlen, die hinter den Worten der „Austropopper“ stecken, Leben einzuhauchen. Bei „Weit weit weg“ von Hubert von Goisern spricht er von einer ganz besonderen inneren Sehnsucht, die einem Seufzen gleichkommt und sowohl Freude als auch Melancholie miteinander verbindet. Der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit, Spaß, Aufregung und beinahe meditativer Entspannung gelingt dem Sänger immer wieder aufs Neue völlig ohne Anstrengung. Ein ums andere Mal gibt er kritische Denkanstöße über den Sinn oder Unsinn von Profitgier, Umweltschutz und kapitalistischem Wirtschaftswachstum. Dabei schafft er es, auch diese Themen feinfühlig anzugehen und nicht fehl am Platz wirken zu lassen.

Mit „Schifoan“ von Wolfgang Ambros und „Rock me Amadeus“ von Falco endet der erste Teil des überaus unterhaltsamen Abends unter großem Jubel, nur um nach einer kurzen Pause mit „Out of the Dark“ fortgesetzt zu werden.

Dass er auch weiblichen Vertretern des Genres gerecht werden möchte und dazu auch sehr gut in der Lage ist, sagt er nicht nur in der Moderation, sondern stellt es auch eindrucksvoll mit „Wie a Kind“ von Ina Regen unter Beweis. Doch immer wieder kehrt er zurück zu Rainhard Fendrich, dessen Songs er nicht nur in seiner letzten großen Rolle beinahe täglich spielen durfte, sondern auch am wohl eingängigsten und weithin bekanntesten sind. „Nix ist fix“, lässt er sein Publikum wissen, um damit einen neuen und unerwarteten Block einzuleiten. Dass Austropop als Musical durchaus funktionieren kann, ist mit „I am from Austria“ erfolgreich bewiesen worden. Ob es auch andersherum möglich ist, möchte er an diesem Abend erstmals austesten und beginnt mit der „Totalen Finsternis“ aus dem Dauerbrenner „Tanz der Vampire“, ehe er sich auch am Erfolgsmusical „Elisabeth“ versucht und die Idee äußert, das ganze Stück einmal im Dialekt aufzuführen, um Freund und Kollegen Mark Seibert herauszufordern, was im Publikum zu lauten Jubelstürmen und Gelächter führt. Auch „Ohne Sie“ aus „Romeo und Julia“, in welchem er einst den Romeo spielen durfte, bietet Lukas Perman überaus gefühlvoll dar. Damit beweist er, dass es keineswegs heißt, bestehende Stücke zu verballhornen, sondern durchaus Fingerspitzengefühl benötigt, auch im Dialekt der jeweiligen Thematik mit dem nötigen Ernst und Respekt zu begegnen.

Sehr fesch und wandelbar zeigt der Künstler sich bei den folgenden Titeln, in denen das Tempo merklich anzieht. „Feuer“ und „Brenna tuats guad“ bringen nicht nur ihn „endlich“ ins Schwitzen, wie er grinsend im Anschluss bemerkt, sondern transportieren auch ordentlich Stimmung ins Publikum. Zurückgeholt wird es durch eine sehr findige Moderation über den wahren Wert der Dinge, die sehr tiefgründig ist und zum Nachdenken anregt. Dazu passend werden im Anschluss auch wieder ruhigere Töne angeschlagen, die diese Stimmung noch aufrechterhalten. Langsam neigt sich ein Abend, der ein überraschendes Wechselbad der Gefühle und einen tollen Einblick in die Welt des Austropop bereitgehalten hat, seinem Ende entgegen. Wie schon zum Beginn und auch zwischendurch immer wieder kehrt Perman kurz vor dem Schluss noch einmal zu Rainhard Fendrich zurück, mit ihm schließt sich der Kreis, und trägt die inoffizielle österreichische Hymne „I am from Austria“ vor, mit der eigentlich alles gesagt ist. Zunehmend fallen seine Bandmitglieder und auch die Zuschauer mit ein und geben dem ganzen eine ganz besondere Atmosphäre.

Mit einem Medley als Zugabe endet das knapp zweieinhalbstündige Erlebnis schließlich mit langanhaltenden stehenden Ovationen. Die Band, bestehend aus Caroline Loibersbeck, Peter Nadasdi, Manfred Wechselauer und Bandleader Ulrich Permanschlager, sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben. Sie sind es, die mit ihrer passenden Untermalung eine solche musikalische Reise erst möglich gemacht haben. Ihr perfektes Zusammenspiel und die großartige Unterstützung ihres Sängers waren zu jeder Zeit ein Genuss für Auge und Ohr, der noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Alle Gruppen, diejenigen, die das Konzert wegen des Austropop besuchten, diejenigen, die allein des Künstlers wegen gekommen sind, und jene, die ebendiese Kombination reizvoll und interessant fanden, kamen an diesem Konzertabend voll auf ihre Kosten.

Bislang sind im April 2020 drei weitere Konzerte „Lukas Perman singt Austropop“ geplant. Wer also zum Wiederholungstäter werden möchte oder dieses Erlebnis im November verpasst hat, erhält die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in den Austropop zu erhalten und alte Melodien wiederzuentdecken oder ein ganz neues Genre für sich zu erschließen.

 

 

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