Mitternachtsball 2019 – Colosseum Theater Essen

Bevor Sound of Music Concerts knapp nach dem letzten großen Konzertevent, dem „Mitternachtsball“, am heutigen Samstag bereits den Vorverkauf für das nächste Großprojekt „When Musical meets History“ im kommenden Februar startet, laden wir euch ein, noch einmal auf das Vergangene zurückblicken.

Beinahe kann man den Mitternachtsball im Colosseum Theater in Essen am Halloweenabend schon als Tradition ansehen. Das dritte Jahr in Folge bringt der Veranstalter dieses Konzertevent der Extraklasse auf die große Bühne. Vor ausverkauftem Haus fiebern 1500 Zuschauer dem Beginn des mehr als sechsstündigen Unterhaltungsmarathons entgegen. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren bietet sich noch vor Beginn ein beeindruckendes Bild aus rot und schwarz, jenen Farben, die als Dresscode vom Gastgeber gewünscht werden. Doch neben Anzügen und Abendkleidern aller Farbabstufungen in diesem Bereich fallen besonders aufwändige Kostümierungen ins Auge. Zombies erwachen in dieser Halloweennacht ebenso zum Leben wie eine Vielzahl Vampire und anderer mystischer Gestalten. Der Ruf des „Theatre of Blood“ treibt sie, auch ohne dass Vollmond ist, aus ihren Gräbern.

Mit 19 Solisten, sechs Musikern und einem Chor von elf jungen Darstellerinnen und Darstellern ist die Bühne stets belebt und ein abwechslungsreiches Bild wird geboten.

Pünktlich mit dem Glockenschlag schwellen die ersten Klänge von „Jeanny“ in die Luft und Alexander Kerbst, der moderierend durch die Veranstaltung führt und dem Ganzen mit seinen kurzen, aber überaus unterhaltsamen Einleitungen einen roten Faden verleiht, betritt die Spielfläche, in deren Hintergrund die Band des Abends unter Leitung von Bernd Steixner schon bereit steht, und eröffnet damit die Vorstellung. Die musikalische Reise des ersten Aktes führt zunächst nach London, wo sich die seltsame Geschichte des Dr. Jekyll und Mr. Edward Hyde abspielt, über Manderley und Paris bis hin nach Coney Island. Die Geschichten der Protagonisten werden sehr stimmgewaltig und optisch überaus ansprechend dargestellt. Dabei findet durch ein geschicktes Zusammenspiel aller Beteiligten ein Wechselbad der Gefühle statt, welches kein großes Bühnenbild braucht, um auf das Publikum zu wirken. Jede der beängstigenden, mystischen oder tragischen Figuren wird glaubhaft zum Leben erweckt und es gelingt bereits hier, für große Emotionen zu sorgen. Die Melodien bleiben im Ohr und noch ehe der letzte Titel „So sehr fehlt mir dein Gesang“ Wirklichkeit werden kann, beginnt der zweite Akt nach einer kurzen Verschnaufpause, die nicht nur die Bühnenaktiven dringend nötig haben.

Der zweite Teil des Abends führt zunächst nach Wien, zu den tragischen Verwicklungen um die Kaiserin Elisabeth und den personifizierten Tod. Im Anschluss geht es weiter ins Frankreich des 18. Jahrhunderts, wo „Lestat“ zu Hause ist und schließlich für eine lange Zeit in die Phantasiewelt Oz.

Mystisch geht es im dritten Akt weiter, in dem untote Blutsauger ihr Unwesen treiben und mit ihrer Popularität zu punkten wissen. Zunächst ist es Dracula, dessen heimatliche Gefilde in den Südkarpaten liegen, ehe dieser dem wohl berühmtesten Musicalvampirgrafen von Krolock das Feld überlässt. Die hier gezeigten Titel stellen eine geschickte und kreative Mischung der bekannten und beliebten Melodien, mit einigen neu hinzugeschriebenen Liedern dar, die sich jedoch nahtlos in die Geschichte des Musicals einfügen und diese auf elegante Weise weiterspinnen.

Erst im letzten Teil ist die sich alljährlich wiederholende Gruselprüfung bestanden und es wird laut, schrill und sehr unerwartet. Die „Rocky Horror Show“ läutet einen Showabschluss ein, über den sicher noch im nächsten Jahr gesprochen wird. Mit dem Ende des Musicalblocks startet bereits weit nach Mitternacht eine laute und energetische Halloweenparty, bei der es selbst das Publikum nicht auf den Sitzen hält. Beinahe eine Stunde wird gegrölt, gesungen, geklatscht und getanzt und die Stimmung vor und auf der Bühne wird wie ein Spielball hin und hergeworfen, was die Laune auf beiden Seiten sichtlich steigert.

(c) Stephan Drewianka

Jeder Akt bietet natürlich, wie in jedem Jahr seine ganz eigenen Höhepunkte, die nicht nur der Songauswahl, sondern vor allem jenen, die sie darbieten, geschuldet oder besser gedankt ist. So ist es unter anderem Maya Hakvoort, die in die Rolle der Mrs. Danvers schlüpft und mit ihrer  unvergleichlichen Interpretation von „Rebecca“ aus dem gleichnamigen Musical für einen Gänsehautmoment zu sorgen weiß. Auch Jan Ammann kehrt noch einmal für einen Moment als Maxim de Winter zurück nach Manderley und kann mit „Gott warum“ von sich überzeugen. Musikalisch sicherlich am beeindruckendsten ist jedoch hier das Zusammenspiel von Christian Alexander Müller und Annemarijn Maandag beim „Phantom der Oper“. Ob im ersten oder zweiten Teil spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle, harmonieren sie doch perfekt miteinander. Ein besonderer Ohrenschmaus ist das Titellied aus „Liebe stirbt nie“, bei dem Maandag lediglich von Marina Komissartchik am Flügel begleitet wird und mit dieser minimalistischen Untermalung und ihrer Stimme ein unglaublich emotionales Feuerwerk entfacht.

Sehr publikumsnah und überzeugend bietet Alex Melcher „Kitsch“ feil, während sich Pamina Lenn, Armin Kahl und Drew Sarich bei „Lestat“, dem in Ermangelung einer deutschen Übersetzung einzig englischsprachigen Block in den ersten drei Akten, die Klinke in die Hand geben und einen guten Einblick in ein wahrscheinlich unterschätztes Juwel der Musicalszene zu geben wissen.

Philipp Büttner, Sabrina Weckerlin und Lucy Scherer bestreiten gemeinsam den „Wicked“-Block und ernten großen Jubel für ihre Lieder des sich allseits großer Beliebtheit erfreuenden Musicals.

Herrlich intensiv sorgen Andreas Bieber, Lisa Habermann und Christian Alexander Müller mit dem Abschluss des „Dracula“-Blocks zu Beginn des dritten Aktes für Gänsehaut. Sie liefern sich ein regelrechtes Gesangsduell auf höchstem Niveau, in welchem es nur Gewinner geben kann.

(c) Stephan Drewianka

Dass die Vampire immer für einen Ohrwurm gut sind, ist kein Geheimnis. An diesem Abend sorgen Philipp Büttner als Alfred und Pamina Lenn dafür, bis sich nach und nach auch Anja Wendzel, Maya Hakvoort, Annemarijn Maandag und Michaela Schober dazu gesellen und in den im ersten Jahr des Mitternachtsballs ergänzend zum eigentlichen „Tanz der Vampire“ hinzugefügten Liedern ihren Charakteren Leben einhauchen, die Schattenseiten des ewigen Lebens darlegen und in jedem einzelnen Song den Versuch unternehmen, nur einem zu gefallen – Graf von Krolock, der im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren tatsächlich diesmal lediglich von Jan Ammann verkörpert wird und damit den Damen die Wahl des richtigen Grafen nicht schwer macht.

Auffällig ist, dass mit Vergehen des Abends von Stunde zu Stunde der große Chor mehr Bühnenpräsenz bekommt. Ist es am Anfang des Konzertes noch recht übersichtlich und geordnet, wird die Choreografie spätestens im letzten Akt zu einem echten Hingucker, welcher zeitweise sogar von den Sängerinnen und Sängern ablenkt.

(c) Stephan Drewianka

Erstmals in dieser Nacht und von vielen bereits vermisst und sehnsüchtig erwartet stehen während des Auszuges aus der „Rocky Horror Show“ Volkan Baydar als Riff Raff und Dennis Henschel auf der Bühne. Passend zum Stück sehr freizügig und absolut überzeugend in der Darstellung. Es ist ein Fest, den Darstellern und dem Chor dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam die Party ihres Lebens zu feiern scheinen und damit das Publikum zu später Stunde aus seiner vielseits bereits fortgeschrittenen Müdigkeit zu reißen wissen. Bei „There’s a Light“ verwandelt sich der dunkle Zuschauerraum in ein üppiges Lichtermeer aus bunt leuchtenden Knicklichtern, die dem Song eine passende Untermalung gewähren. Bekannt und beliebt, ein absoluter Höhepunkt des Mitternachtsballs, ist Andreas Bieber in der Rolle des Frank’N‘ Furter, der in passender Kostümierung eine hervorragende Figur macht. Wieder einmal ist es nach großer und großartiger Stimmung im gesamten Block das letzte Medley, bestehend aus „Rose Tint My World“, „Don‘t Dream It“, „Wild And Untamed Thing“ und „I‘m Going Home“, welches die greifbarsten Emotionen liefert.

Gesanglich und choreographisch ist der letzte Teil nach vier Akten und gut sechs Stunden Dauer sicher eine Herausforderung für die Bühnenaktiven. Das Musicalgenre wird weit zurückgelassen und Rockmusik tritt an seine Stelle. Hier versammeln sich nach und nach noch einmal alle Künstler des Abends und beweisen, wie vielseitig und wandelbar sie sind. Inhaltlich immer an der Horror-Thematik bleibend, führt natürlich der berühmte „Highway to Hell“ von AC/DC, an diesem Abend interpretiert von Drew Sarich, während Philipp Büttner und Dennis Henschel beteuern, „I Just Died In Your Arms Tonight“. Eine Reihe an wohlbekannten und beliebten Songs aus allen Generationen fügt sich aneinander. Sabrina Weckerlin beteuert „I love Rock’n’Roll“, was man ihr absolut abnimmt, Milan van Waardenburg interpretiert Lady Gagas „Bad Romance“ und Volkan Baydar singt „Thriller“ vom King of Pop, unterstützt vom Chor und seinen Gesangskollegen.

(c) Elke Quirmbach

Nach der Vorstellung sämtlicher Beteiligter an diesem sehr gelungenen Event, welche selbstverständlich nicht nur Sänger und Chor, sondern auch die Band, welche den gesamten Abend non stop auf der Bühne verbringt und für unglaubliche musikalische Untermalung sorgt, Technik und kreative Köpfe umfasst, gibt es mit „I was made for loving you“ von Kiss den wirklich allerletzten Song des Abends. Stilecht geschminkt und zurecht gemacht schlüpfen Jan Ammann, Alex Melcher, Drew Sarich und Armin Kahl in die Rolle der Band und sorgen damit für größtmögliches Gelächter und gehobene Stimmung. Als Rausschmeißer fungiert dieses Lied nicht, der Schlussapplaus möchte auch nach dem für alle Beteiligten anstrengenden Konzert kein Ende nehmen. Doch irgendwann muss auch eine solche – nicht mehr ganz junge – Nacht ein Ende finden, und die abschließenden Worte findet der Moderator, der noch einmal das Wort an sich reißt. „Das war er, der Mitternachtsball 2019 – wir sehen uns im nächsten Jahr!“ Mit diesem inzwischen allseits bekannten Satz verabschiedet sich Alexander Kerbst nach einem fulminanten Konzerterlebnis. Wie und an welcher Stelle wird nach den letzten Informationen bezüglich des Verkaufs des Colosseum Theaters abzuwarten bleiben.

Beladen mit vielen Erinnerungen, Eindrücken, Ohrwürmern, Diskussionsbedarf und vor allen Dingen sehr, sehr müde verlassen die Zuschauer gegen zwei Uhr am Morgen das Theater. Über sechs Stunden Konzerterlebnis sind auch für das Publikum eine Herausforderung. Die zahlreichen Neuerungen der gut 70 Songs und im Ablauf kommen bei den meisten Gästen gut an. Dennoch ist an der einen oder anderen Stelle sicher auch weniger einmal mehr und kann und wird sicher von den Verantwortlichen optimiert werden. Denn trotz der Vielzahl an gebotenen Stücken wird es gerade zu fortschreitender Stunde schon einmal recht anstrengend und die Konzentration lässt nach, was wiederum zu Kritik führt. Wir sind gespannt, ob und wie die Halloweenparty auch 2020 mit dem „Theatre of Blood 4.0“ fortgesetzt wird und freuen uns bereits darauf, die nächste Einladung zum Ball zu erhalten.

 

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Gäste/ weiterführende Links:

Jan Ammann
Volkan Baydar
Andreas Bieber
Philipp Büttner
Lisa Habermann
Maya Hakvoort
Dennis Henschel
Alexander Kerbst
Pamina Lenn
Annemarijn Maandag
Alex Melcher
Christian Alexander Müller
Drew Sarich
Lucy Scherer
Armin Kahl
Michaela Schober
Milan van Waardenburg
Sabrina Weckerlin
Anja Wendzel

Chor:
Marie-Therese Anselm, Lina Gerlitz, Florian Heinke, Sergey Mishchurenko, Karen Müller, Sharon Isabelle Rupa, Timothy Roller, Alexander Sasanowitsch, Jendrik Sigwart, Simon Staiger, Sarah Wilken

 

Sound of Music Concerts

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