Musical & More

16. März 2019 – Hückelhoven

Hückelhoven – eine verschlafene Kleinstadt mit im Stadtkern gerade mal etwas mehr als 10.000 Einwohnern und Bergbautradition, im Westen Deutschlands zwischen Aachen, Düsseldorf und Köln liegend und mit einer ganz normalen Aula im ortsansässigen Gymnasium, wie man sie in ziemlich jeder Schule finden wird – zumindest könnte man so meinen. Bei näherem Hinsehen eröffnet sich der Blick auf eine mit bis zu 738 Sitzplätzen ausgestattete Einrichtung, die zusammen mit dem großzügigen und bewirteten Foyer ein angenehmes Ambiente für größere kulturelle Veranstaltungen, wie beispielsweise Konzerte, Theatervorstellungen oder ähnliches bietet.

Am Abend des 16. März 2019 wimmelt es in dem eher ruhigen und beschaulichen Ort, an ebendieser Spielstätte allerdings wie in einem Bienenstock. Voller Erwartung versammeln sich nicht nur viele einheimische Besucher im Foyer des nahezu ausverkauften Hauses, sondern vereinzelt sind auch unbekannte, von weiter her kommende Kennzeichen auf den umstehenden Autos zu entdecken. Gebannt warten sie alle gleichermaßen um der Jubiläumsveranstaltung, dem 20. Konzert „Musical & more“, präsentiert vom örtlichen Eventmanagement KulturPur, zu lauschen. Beworben wird die schon traditionelle Show „als einzige in ganz Deutschland, in der den Besuchern ein Mix aus aktuellen und klassischen Musical-Songs sowie Welthits aus dem Rock- und Pop-Genre geboten wird“, und so steigt die Spannung zumindest derjenigen, die das erste Mal dabei sind, von Minute zu Minute.

Auch in diesem Jahr bietet der Veranstalter mit vier Top-Stars der europäischen Musical-Szene, Sanne Mieloo und Amber Schoop aus den Niederlanden sowie Nigel Casey und Rob Fowler aus Großbritannien, wobei Casey seinen momentanen Wohnsitz in Köln aufgeschlagen hat, einen guten Grund sich auf die Performance zu freuen. Begleitet werden die Protagonisten in ihrem mehr als zweistündigen Programm von der „Musical & more“-Band und den Chicken Divine in den Backings.

Die Stuhlreihen in der Aula erstrecken sich ähnlich breit wie tief und bieten im Parkett – nur in den letzten Reihen ansteigend – sowie im Rang Sitzplätze, von denen man überall eine gute Sicht auf die hochgebaute Bühne genießt. Die Akustik ebenso wie die Lichttechnik in diesem ansprechenden, aber recht nüchternen Saal lassen kaum Wünsche offen und so werden kurz vor Vorstellungsbeginn alle Plätze zügig eingenommen, bevor die Protagonisten mit ihrem ersten Song „Circle of Life“ aus „Der König der Löwen“ gekoppelt mit „Africa“ von Toto, die Bühne erobern. Mit diesem Einstieg bestätigt sich die Ankündigung bereits das erste Mal und es wird deutlich, dass offenbar vermehrt auf die Wirkung wohlbekannter Rock- und Popsongs gesetzt wird, die mit Musicalmelodien abgerundet werden.

Die Moderation, die den ganzen Abend von den Darstellern selbst übernommen wird, hält unmittelbar zu Beginn einen kleinen Wermutstropfen für die Liebhaber und treuen Besucher des Konzertformats bereit – es sei das letzte Konzert dieser Art, stellt Rob Fowler bedauernd heraus. Deutlich ergriffen zeigen sich auch die anderen Sänger von dieser Ankündigung, sind einige doch schon lange Zeit jedes Jahr erneut in der Cast zu finden.
Nach ebenjenen Worten Fowlers löst sich die fünfköpfige Gruppe auf und hinterlässt zumindest bei einigen Besuchern den irritierten Gedanken, dass doch nur vier Sänger angekündigt waren. Dennoch verhallt dieser kurze Wink ungreifbar und Fowler sieht sich mit seinem ersten Solo „Dies ist die Stunde“ aus „Jekyll & Hyde“ – dem einzigen deutschen Song am heutigen Abend – schnell wieder allein seinem Publikum gegenüber. Nach diesem Startschuss für die wenigen reinen Musicalhits folgt Nigel Casey auf Rollschuhen durch den Zuschauerraum sowie auf der Bühne laufend, mit dem seit mehr als 30 Jahren immer noch aktuellem Stück „Starlight Express“, bevor von ihnen der Bogen vom Musical, über Musicalfilm bis hin zu Pop und Rock unabdingbar weiter gespannt wird.

Die selbst gestellte Frage, was sie gerade an diesem Format so gerne mögen, bzw. mochten, beantworten die Künstler klar mit der Aussage, dass sie die Liedfolge immer gemeinsam zusammenstellen und jeder Einzelne die Songs zum Besten geben darf, die ihm besonders am Herzen liegen.

„Never enough“ aus „The Greatest Showman“ von Sanne Mieloo erstmalig in der Öffentlichkeit gesungen oder „Home“, aus der Feder von Michael Buble von Nigel Casey performed, berühren ebenso, wie das von Amber Schoop dargebotene „Sweet Child O‘ mine“ im Original von Guns’n’roses rockt. Ob Elvis, Queen, Abba, Whitney Housten oder Tina Turner – den Protagonisten gelingt es die Stimmung genauso anzufachen, wie sie das Programm von ruhig zu schnell, von sanft zu rhythmisch und von leise zu laut vorantreiben. Auch für die Lachmuskeln halten die Sänger etwas bereit, ist doch das in die berühmt-berüchtigten Abba-Plateau-Stiefel Schlüpfen der beiden Damen vor den Augen der Zuschauer mit reichlich Komik verbunden.

Bestens gelaunt finden sich nach der wohlverdienten Pause alle wieder auf ihren Plätzen ein, um mitzuerleben, wie das Feuerwerk – keineswegs durch den erholsamen Cut zum Schweigen gebracht – weiter lodert. Kaum einen hält es still auf den Sitzen, viele gehen energiegeladen mit der Musik mit oder unterstützen die Aktiven mit ihrem Gesang. Emotional wird es noch einmal, als sich Rob Sure, am heutigen Abend eigentlich Gitarrist der Band, zusammen mit seiner Gitarre den Weg durch die Zuschauer bahnt und zur Bühne gerichtet, nur von einem Spot beleuchtet, Platz nimmt. Auch denjenigen unter den Zuschauern, die „A Star is born“, den erst kürzlich erschienenen Musikfilm noch nicht gesehen haben, bleiben die Augen kaum trocken, als Sure daraus gemeinsam mit Mieloo, die von der Bühne aus mit ihm interagiert, den gefühlvollen und aussagekräftigen Song „Shallow“ performed.

Ein Höhepunkt jagt den nächsten, bevor dann endlich auch das Geheimnis um den fünften Künstler vom Beginn des Konzertes gelüftet wird. Niemand Geringeres als Sharon Sexton, welche zusammen mit ihrem Partner Rob Fowler 2017 in Manchester zur Premierenbesetzung der Uraufführung des erfolgreichen Musicals „Bat out of Hell“ in den Rollen der Sloane und des Falco gehörten, gibt sich als Überraschungsgast die Ehre. Gemeinsam zaubern sie mit ihrem soft-rockigen Song „What Part of my Body hurts the most“ aus ebendiesem Stück erneut Gänsehautmomente in ihr Publikum.

Aber nicht nur den Stars des Abends wird eine Bühne geboten, auch die drei fantastischen Backround-Sängerinnen bekommen die Gelegenheit mehr von sich zu zeigen, als nur im Hintergrund mit ihren schönen und klangvollen Stimmen, diejenigen der Protagonisten zu untermalen. Hier werden Grenzen eingerissen – mit „No Frontiers“ von The Corrs sowie „You shook me all night long“ ursprünglich von AC/DC in der Divas Version, stellen die Chicken Divine ihr Können auch auf der großen Bühne eindrucksvoll unter Beweis.

Den Abschluss des Abends bilden noch einmal alle gemeinsam und wieder ist dabei jedem anzumerken, dass ihnen dieses Format nicht nur viel Freude bereitet hat, sondern sie sich auch mit feuchten Augen von einem wirklich lieb gewonnenen Kind verabschieden. Frenetisch bejubelt und mit standing Ovations gefeiert, dauert die Zugabe ein vielfaches so lang, wie ursprünglich geplant, müssen die Sänger doch immer wieder erneut anstimmen – an einen Abschluss ist zunächst nicht so recht zu glauben – dennoch verhallt irgendwann, wenn auch gefühlt immer noch zu früh, auch der letzte Ton und ein besonderer und tatsächlich einzigartig anderer Abend neigt sich dem Ende entgegen. Mit Spannung können nun Besucher und Protagonisten die neuen Ideen erwarten, mit denen Veranstalter KulturPur in den kommenden Jahren seinen Stellenwert in der Region weiter ausbauen wird – das bereits heute überaus neugierige Publikum ist ihnen sicher gewiss.

KulturPur
Rob Fowler
Amber Schoop
Sanne Mieloo
Sharon Sexton

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(Fotos: Astrid Mohren)

 

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