Queen’s Last Night
…am Theater Krefeld und Mönchengladbach
Ist eigentlich alles so wie es scheint? Der letzte Gang durch sein geliebtes Kaufhaus, ein letztes Mal die königlichen Schaufensterpuppen, die bisher sein Leben bestimmten, begutachten und nach dem Rechten sehen. Es ist ein schwerer Gang für Bruno, den Nachtpförtner des traditionsträchtigen Kaufhauses „Queen’s“. Jede Nacht hat er hier seinen Dienst geschoben, jede Nacht zwischen seinen unbeweglichen Königinnen sein Pausenbrot gegessen und den Apfel geknabbert. Heute ist alles anders, es ist QUEEN’S LAST NIGHT, morgen wird es das Haus nicht mehr geben, die Abrissarbeiten haben bereits begonnen. Dem gestandenen Mann werden die Augen feucht bei diesem Gedanken, er schnieft und nimmt dankbar das ihm von Schaufensterpuppe Mary Stuart mit einem Augenverdrehen gereichte Taschentuch. Moment – eine Schaufensterpuppe reicht ein Taschentuch und verdreht dazu auch noch die Augen? Das kann doch gar nicht sein! Verwirrt schaut er bei dieser Erkenntnis von einer seiner Königinnen zur nächsten.
Ein großer Knall lässt das heute zahlreich erschienene Publikum zusammenfahren, Stroboskopeffekte ahmen einen Kurzschluss im gut sichtbar auf der Bühne platzierten Stromkasten des Kaufhauses nach und lassen den Nachtpförtner sofort dorthin eilen. Nach dem Rechten sehen, dafür ist er schließlich da, auch noch in dieser letzten Nacht.
Noch größer wird seine Verwirrung, als er sich nach der schnellen Reparatur wieder betrübt seinen geliebten stummen Damen zuwendet, die mittlerweile alles andere sind, nur nicht mehr stumm. Sie streiten, fechten Schlachten aus, spinnen Intrigen und zeigen Zuneigung zueinander. Brunos Welt steht Kopf, beginnt sich zu drehen, sich zu verwandeln und fantastische Dinge geschehen.
Es ist die Musik der britischen Kultband Queen, die im Zentrum dieses musikalisch-szenischen Abends steht, der nach den pandemiebedingten Vorgaben von Frank Matthus und Jochen Kilian entwickelt wurde und erst jetzt, nach dem langen kulturellen Lockdown, seine Premiere erleben darf. Anders arrangiert, keine satten Rockklänge, die man vom Original gewohnt ist, sondern auf vielstimmig umgeschrieben und ‚nur‘ von Jochen Kilian selbst am Klavier – nicht nur aus dem Orchestergraben, sondern sich auch mit Kniepiano auf der Bühne bewegend – begleitet, klingen die bekannten Töne vollkommen neu, leiser, aber nicht weniger eingänglich. Alles im Kaufhaus noch Vorhandene wird von den sieben Darstellern (Esther Keil als Queen Elisabeth I/Puppe – Jannike Schubert als Queen Mary I (Mary Stuart)/Puppe/Mae Miller – Carolin Schupa als Königin Marie-Antoinette/Puppe/Greta – Adrian Linke als Queen Elisabeth II/F. M. – Paul Steinbach als Queen Victoria/Puppe – Ronny Tomiska als Superman/Puppe/Invisible Man – Bruno Winzen als Bruno der Nachtpförtner) nicht nur als Requisite genutzt, sondern ebenfalls als Musikinstrumente zweckentfremdet. Blechfässer als Trommeln, Gießkannen als Trompeten, Plastikrohre, denen durch Schlagen auf die Hinteransichten der Darsteller Töne entlockt werden oder sogar Gläser, die durch Reibung zum Singen gebracht werden. Und das alles zu den bekanntesten Stücken von Queen.
Sie klingen teilweise befremdlich, der Kopf muss sich umsortieren, um alle Songs wiederzuerkennen, aber immer sorgen die fantastischen Stimmen der Sängerinnen und Sänger und die interessanten Arrangements in Verbindung mit den ungewöhnlichen Instrumenten für Gänsehaut.
Die durchdachte Inszenierung von Frank Matthus nutzt die nahezu jedem bekannten Texte, die oberhalb der Bühne für nicht Englischsprachige ins Deutsche übersetzt werden, um eine durchgängige Geschichte zu erzählen, die, trotz der in historischen Kleidern und Personen steckenden Darstellern niemals den Bezug zur Gegenwart verliert. Heute aktuelle Themen und Personen werden ebenso geschickt eingewoben wie historische. So findet sich Klimaschutzaktivistin Greta genauso auf der Bühne wieder wie die derzeitige Königin des Vereinigten Königreiches, Queen Elizabeth II und auch vor Superman wird kein Halt gemacht. Nur logisch, dass irgendwann auch ER auftaucht, er, den alle mit der legendären Musik von Queen in Zusammenhang bringen.
Dem Theater Krefeld und Mönchengladbach gelingt mit dieser Produktion eine wunderbar andere Interpretation überaus bekannter Melodien, die einen interessanten und abwechslungsreichen Abend verspricht. Ob eine neue „Bohemian Rhapsody“, ein brillantes „We are the Champions“ oder ein wunderbar emotionales „Too much love will kill you“, spätestens am Ende bei „The Show must go on“ ist man sicher, dass das gewollte „We will rock you“ mehr als funktioniert.
Das Theater Krefeld und Mönchengladbach zeigt „Queen’s Last Night“ bis zum 10. Mai 2022 an derzeit noch zehn geplanten Terminen, für die teilweise nur noch Restkarten zu bekommen sind. Diese können zu den Öffnungszeiten an der Theaterkasse oder online über die Website des Theaters www.theater-kr-mg.de erworben werden.
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Jochen Kilian
Kerstin Ried