Stars & Stage – Auftaktkonzert mit Christian Funk am 13.09.2019

“Things are moving too fast”

 

Der feste Glaube, dass Freitag der 13. für viele Menschen ein Unglückstag sein soll, geht bis ins Mittelalter zurück. In diesem Jahr gibt es dieses Datum gleich zweimal, jenes im September liegt bereits in der Vergangenheit und lässt Paraskavedekatariaphobiker aufatmen, das im Dezember noch in naher Zukunft. Dass der Volksglaube manchmal auch irrt, zeigt sich an jenem warmen Spätsommertag im September ganz deutlich. Etwa 100 Zuschauer versammeln sich am frühen Abend vor dem C. Bechstein Centrum, welches im historischen Chilehaus im Hamburger Kontorhausviertel liegt und sehen einem nahenden Konzert gespannt entgegen. Um zumindest für jene Menschen mit dem Mythos um jenen Unglückstag einmal aufzuräumen sei erwähnt, dass es sich bei jedem Einzelnen um einen Glückspilz handelt, der ein Ticket für das binnen 22 Stunden nach Verkaufsstart restlos ausverkaufte Konzert ergattern konnte. Es ist das erste Solokonzert des Vielen als Herbert aus dem „Tanz der Vampire“ bekannten Musicalstars Christian Funk in der Hansestadt und zeitgleich der Auftakt zur neuen Konzertreihe „Stars & Stage“ von Mati Music Concerts.

Allein die Location ist mehr als sehenswert, reihen sich doch im Erdgeschoss Konzertflügel und Klaviere in großer Anzahl und unter beeindruckender Beleuchtung aneinander. Im Obergeschoss drängen sich zwei Blöcke aus Stühlen um eine sehr kleine Bühnenfläche, an deren Stirnseite ein Flügel seinen Platz gefunden hat. Die Begrüßung durch Axel Kemper, Leiter des Bechstein Centrums, und Christina Patten für Mati Music Concerts ist kurz aber überaus herzlich, ehe sie die Bühne für den Gastgeber des Abends räumen. Mit „Dies ist die Stunde“ aus Jekyll & Hyde eröffnet Christian Funk äußerst passend den Abend. Aus insgesamt 23 Songs, die aus 14 verschiedenen Musicals und den Bereichen Pop und Swing stammen, entsteht eine bunte Mischung an Stilen, Emotionen und Thematiken. Mit seinen 28 Jahren steht der gebürtige Neumünsterer schon eine ganze Zeit lang auf den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten. Sein Studium an der Universität der Künste in Berlin schloss er vor nunmehr fünf Jahren mit einem Diplom ab. Dass er in seiner Laufbahn bereits eine Vielzahl an Rollen gespielt hat, zeigt die Vita des jungen Künstlers, doch dieses Solokonzert ist keineswegs ein Querschnitt durch bereits gespielte Rollen. Vielmehr verspricht der von ihm selbst auf äußerst sympathische und humoristische Weise moderierte Abend ein Potpourri aus vielem zu werden, was seinen persönlichen Neigungen und seinem Geschmack entspricht. Auf sehr erheiternde Weise entführt er die Zuschauer auf Sinatras Spuren nach New York, kehrt mit ihnen gemeinsam zurück nach Hamburg und gibt in seiner Moderation Teile seines Werde- und Gedankengangs preis, die ihn überhaupt auf die Bühne geführt haben. So sagt er, er wollte seine Heimatstadt gern verlassen, welches er mit „Frische Luft“ von Wincent Weiss untermalt. Dennoch zöge ihn gerade seine Familie, zu der er einen sehr innigen Kontakt pflegt – so sitzen auch große Teile davon an diesem Abend im Publikum – immer wieder zurück. Mit „Stolz auf mich sein“ aus Aladdin spricht Funk eine Liebeserklärung an seine Eltern aus, während die entstehenden Emotionen beinahe greifbar durch den kleinen Zuschauerraum strömen und sicher nicht nur bei seiner Familie für eine Gänsehaut sorgen.

Wie Perlen auf einer Schnur ziehen sich die sehr unterschiedlichen, aber klug gewählten Stücke durch den ersten Teil des Abends. Der wandelbare Künstler wird zum dominanten Tod, singt „Ich bin, was ich bin“, die Hymne aller Andersdenkenden aus dem Käfig voller Narren erstmalig im Abendanzug, wie er schmunzelnd feststellt und überzeugt als liebendes Phantom, welches sehnsüchtig auf jenen Tag wartet, an dem er die Stimme seiner Liebsten erneut vernehmen wird. Zwar wird ihm diese nicht zuteil, doch sein Special Guest, der 24jährige Daniel Eckert, der sich bei seiner kurzen eigenen Vorstellung selbst „gar nicht so special“ findet, fügt sich hervorragend in das Format ein. Gemeinsam starten sie als Tod und Kronprinz Rudolph durch und harmonieren hierbei genauso gut wie bei einem höchst ergreifenden „Lillies Eyes“ aus The Secret Garden. Eckert selbst bekommt an diesem Abend die Möglichkeit, zwei seiner eigenen Favoriten vorzustellen und tut das bereits im ersten Teil mit „Waving through a window“ auf hervorragende Art und Weise.

Unterstützt wird Christian Funk nicht nur von seinem Gesangspartner, sondern auch von Marina Komissartchik, die ihr Instrument beherrscht wie keine Zweite und von ihm anerkennend als „Musical Allzweckwaffe“ bezeichnet wird, was ihr Extraovationen des überaus begeisterten Publikums einbringt. Gekonnt trägt sie den Solokünstler mit sicherer Hand durch den Abend und untermalt seine Stimme mit atemberaubender Sicherheit und scheinbarer Leichtigkeit mit ihrem Instrument.

Angeregte Gespräche in der etwa zwanzigminütigen Pause zeugen von allgemeiner Begeisterung über die erste Hälfte des Konzertes und Vorfreude auf den Fortgang. Mit den ersten Klängen, die Marina Komissartchik aus ihrem Flügel zaubert, wird klar, dass nun ein von Vielen erwarteter Block seine Zeit gefunden hat. Die Rede ist ganz klar vom Tanz der Vampire, in dem beide Sänger sogar schon gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. Für Christian Funk endete seine Herbert-Zeit nach 555 gespielten Vorstellungen nach der letzten Spielzeit, für Daniel Eckert hingegen geht die Reise als angehender Wissenschaftler Alfred sowie im Ensemble in wenigen Wochen in Oberhausen weiter. Mit einem überaus erheiternden Medley aus einigen der bekanntesten Melodien bringen sie die Stimmung im Publikum zum Kochen. Dass es hierbei nicht immer einer weiblichen Anspielpartnerin bedarf, zeigen sie auf herrlich komödiantische Weise und übernehmen jede Rolle, die gerade vonnöten ist, tatkräftig selbst. Herberts Liebeslied an Alfred lässt kein Auge trocken, ehe selbiger jedoch ungebissen und sehr forsch im Anschluss mit „Take me or leave me“ aus Rent kontert. Langanhaltende Ovationen und Gelächter unterbrechen das Konzert für einen Augenblick, ehe die Vampire nach der „Unstillbaren Gier“ für diesen Abend zurück in die Gruft verbannt werden.

Ganz nebenbei erfährt das Publikum im Anschluss, dass es für einen Musicaldarsteller immer wichtig sei, auch andere Dinge zu beherrschen, sollte es einmal mit einem Engagement nicht klappen und die Kassen leer sein. Hierfür bietet sich der Kellnerjob geradezu an. Über die Tücken dieses Berufes haben Michael Biello und Dan Martin mit „Table 3“ einen treffenden Song geschrieben, den Christian Funk mit unglaublicher Ernsthaftigkeit dem lachenden Publikum darbietet. Nachdem alle Sonderwünsche abgearbeitet sind, serviert der junge Sänger ein sehr seelenvolles „Dessert“, indem er beweist, dass sich Die Münchener Freiheit und Pur wunderbar kombinieren lassen.

Dass sich der Abend viel zu schnell dem Ende zuneigt, wird nach einem gefühlvollen „She used to be mine“ von Daniel Eckert und einem kurzen Ausflug auf High Heels in die Rocky Horror Show mehr als deutlich. „Moving too fast“ beschreibt nicht nur die Zeit, die seit Funks Diplom vergangen ist, nicht all jene Rollen, die bereits in seinem Lebenslauf stehen, nicht den gesungenen Titel aus „The last 5 years“, sondern ist auch genau jenes Gefühl, welches die Zuschauer beschleicht. Der Abend verging in der Tat viel zu schnell und es sind lediglich wenige Titel übrig, ehe der letzte Applaus ausdauernd anhält. Bis es jedoch so weit ist, gibt es mit „Jetzt kommt alles zurück zu mir“ eine letzte Überraschung des Abends, denn gemeinsam mit Christian Funk und Daniel Eckert lässt es sich auch Christina Patten nicht nehmen, in den Song einzusteigen und an der Seite der Herren für einen umjubelten Abschluss dieses Auftaktkonzertes der neuen Reihe zu sorgen.

Gern hätte man mehr gehört, nach den Wünschen der Anwesenden haben diese fast zweieinhalb Stunden Konzert noch nicht ausgereicht, um sich an den Künstlern satt zu hören. Viele der Glückspilze, die eines der begehrten Tickets für den Abend dieses Freitag des 13. in den Händen hielten, sehnen sich nach einer Zugabe, die mit „Leuchtturm“ schließlich das Konzert endgültig enden lässt.

Dem Konzert schließt sich ein beinahe ebenso langes wie geduldiges Meet & Greet an, bei dem alle Beteiligten nicht nur ihr wohl verdientes Lob entgegennehmen, sondern auch für einige Worte, sowie Bilder und Autogramme zur Verfügung stehen, bis wirklich jeder glücklich das Bechstein Centrum verlässt.

Für jene, die dem Abend beigewohnt haben, bleibt es eine tolle Erinnerung, eine intensive und sehr nahe Erfahrung und den einen oder anderen Ohrwurm gibt es inklusive. Für diejenigen, die beim ersten Mal leider leer ausgegangen sind, wird bereits intensiv an der Terminfindung für eine Wiederholung an gleicher Stelle gearbeitet, sodass es bald wieder heißen wird: „Stars & Stage heißen Sie recht herzlich willkommen im C. Bechstein Centrum im Chilehaus in Hamburg!“ Informationen dazu und zu allen weiteren Konzerten gibt es unter: https://www.matimusic.de/stars-stage/

 

Bilder: (c) Mati Music Concerts GbR

 

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