We are the Champions
…im Stadion Niederrhein, Oberhausen
am 20. Juli 2021
„Lange ist es her … könnt ihr euch noch erinnern … damals, als das und das passierte … da konnten wir uns noch besser bewegen … was haben wir gelacht …“ So, oder so ähnlich laufen die Gespräche bei Klassentreffen viele Jahre nach dem Schulabschluss ab. Es wird viel gelacht, vielleicht auch wehmütig über nicht so lustige Dinge nachgedacht, aber vor allem werden Erinnerungen hervorgekramt und man lässt gemeinsam Erlebtes Revue passieren.
Fast 17 Jahre ist es nun her, seit Alex Melcher als Galileo, Vera Bolten als Scaramouche, Brigitte Oelke als Killerqueen und Sascha Krebs, der ebenfalls von erster Stunde an in vier verschiedenen Hauptrollen begeisterte und über 1200 Shows spielte, gemeinsam im Musical „We will rock you“ zu sehen waren. Das heutige Konzert „We are the Champions“, für das Veranstalter Sound of Music Concert eben diese Musicalstars mit den größten Hits der britischen Kultband Queen wieder gemeinsam auf die Bühne zurückholt, ist ein wenig wie ein Klassentreffen. Erinnerungen werden wach: Wie ging nochmal der Hüftschwung, den alle zu „Radio Gaga“ tanzen mussten und hat Alex ihn noch drauf? Können alle noch die Dialoge, die um die Songs herum gesprochen werden mussten? Warum hat Sascha eigentlich nie Galileo gespielt, wo er doch die meisten Rollen überhaupt im Stück inne hatte und was haben seine Haare damit zu tun? Und wie beweglich ist man überhaupt noch, kann man als heute doch schon “älterer” Darsteller überhaupt noch mit so einem Format das Publikum erreichen?
Ja, man kann, sie können! Und vor allem brauchen sie nur wenige Minuten, um die Zuschauer von den Sitzen zu fegen und zum Mittanzen und Mitgrölen zu animieren. Der Zauber, den die Musik der Rockgruppe Queen und das Musical von Ben Elton, produziert unter der Mitwirkung der Bandmitglieder Brian May und Roger Taylor, versprüht, ist auch an diesem Abend allgegenwärtig. Veras lange Haare zu den harten Rockklängen wallen zu sehen, ihre Stimme, die Lebensfreude pur ausstrahlt, Brigittes warmen und dennoch rockigen Sound zu hören, oder Alex, der Rockstar unter den Musicaldarstellern, der mit seinen Tönen das Publikum quasi um den Finger wickelt, der gesamte Cast ist perfekt ausgewählt und allesamt wissen zu begeistern. Allen voran aber muss Sascha Krebs Erwähnung finden. Seit 2017 Frontman der „The Queen Kings“ und damit Leadsänger einer der besten Queen-Tribute-Bands, überzeugt er auf ganzer Linie mit einer großen Leichtigkeit im anspruchsvollen Gesang.
Das Auditorium kennt nahezu jeden Song, ist ziemlich textsicher und lässt sich von der ersten Minute an mitreißen. Es wird ob der interessanten Einblicke in längst vergessen geglaubte Anekdoten der Vier viel gelacht. Aber es gibt auch Momente des Stillschweigens und der Erinnerung an den Ausnahmesänger Freddie Mercury, beispielsweise als Vera davon erzählt, wie die Gefühle bei der Nachricht von dessen Tod gewesen seien und wie sie damals das Lied „Too much love will kill you“ mit Tränen in den Augen rauf und runter gesungen habe.
Mit dem Stadion Niederrhein in Oberhausen wird eine Eventlocation gewählt, die für dieses Show-Format mehr als passend ist und zudem noch die Ansprüche an die Pandemie-Schutz-Verordnung erfüllt. Open Air können die Abstände eingehalten und dennoch den Zuschauern ein bestmögliches Live-Erlebnis zum Mitgehen und Mitsingen geboten werden. Begleitet werden die Protagonisten von einer vierköpfigen Band, deren musikalischer Leiter, Frank Rohles an der Gitarre, bereits in der Band des Musicals zu finden war. Man kann wohl keinen besseren Gitarristen für diese Art von Musik finden und auch am heutigen Abend stellt er mit zahlreichen Gitarrensoli sein Können herausragend unter Beweis. Am Keyboard zu hören und zu sehen ist sein Sohn Marc, der zu Zeiten der Musicalaufführungen gerade einmal 6 Jahre alt war und schon damals die einzelnen Szenen mit Lego und Playmobil nachgestellt hat – augenzwinkernd betrachtet hat hier die musikalische Früherziehung durch seinen Vater wohl bestens funktioniert. Komplettiert wird die Band durch Boris Ehlers am Schlagzeug, neben Frank Rohles ebenfalls bereits bei „We will rock you“ auf der Bühne und Erhard Wollmann am Bass.
Ein Konzert, mit dem sich der Veranstalter ein wenig aus der Komfortzone seines musicalaffinen Publikums herauswagt, aber welches dennoch ausnahmslos zu begeistern versteht und die Zuschauer mit reichlich Ohrwürmern im Kopf und einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen nach Hause entlässt.
Weiterführende Links:
Sound of Music Concerts
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