Ziemlich gute Freunde

Wien – Raimund Theater – 20. Mai 2019

Fast ein Jahr ist es nun her, dass die beiden „ziemlich guten Freunde“ Mark Seibert und Lukas Perman zu ihrem ersten von mittlerweile drei gemeinsamen Konzerten geladen haben. Auch bei der dritten Auflage am 20. Mai 2019 finden sich ihre Besucher, die ihnen aus aller Herren Länder nur zu gern folgen, in den historischen Mauern des mitten im 6. Wiener Bezirk gelegenen Raimundtheaters zusammen. Obwohl tatsächlich nicht wenige auf ihre spätere Frage nach „Wer ist denn schon zum dritten Mal dabei“ die Hand heben, finden sich auch „Ersttäter“ unter den erwartungsvoll im schönen und gediegenen Foyer des alten Hauses Versammelten. Wieder einmal gelingt es den beiden Protagonisten, die sich bereits seit ihren Studienanfängen kennen und zwischenzeitlich wirklich gute Freunde auch im Privatleben geworden sind, innerhalb kürzester Zeit das rund 1.250 Personen fassende große Theater zu füllen. Leider wird es dieses Mal vorerst das letzte gemeinsame Konzert an dieser Spielstätte sein, da das „Raimi“, wie es liebevoll von vielen Besuchern genannt wird, ab Herbst eine umfangreiche Renovierung erfahren wird und im kommenden Jahr erstmal nicht bespielt werden kann. Nichtsdestotrotz erhitzt die Ankündigung, dass die beiden Künstler auch 2020 wieder gemeinsam auf der Bühne stehen werden, noch vor Konzertende nahezu alle Gemüter. Die Frage, wer für das für den 15. Februar 2020 angekündigte, inhaltlich mit neuem Programm versehenen Konzert „Noch immer… Ziemlich gute Freunde“, eine der begehrten Karten ergattern kann, möchte am liebsten sofort geklärt werden.

Mark Seibert und Lukas Perman
(c) Madeleine Weiss

Heute ist, im Gegensatz zu ihrem ersten konzertanten Zusammentreffen auf dieser Bühne, eins nicht mehr zu spüren – die damalige große Nervosität der beiden Protagonisten hält sich dieses Mal in Grenzen. Zu den ersten Tönen von „Strangers like me“, gespielt von der acht Mann starken Band, zu denen auch Lukas Permans Bruder Ulrich Permanschlager gehört und die über das gesamte Konzert eine hervorragende Leistung bietet, sowie unterstützt von drei großartigen Backgroundsänger/innen, finden sich die beiden überaus gut gelaunten Herren auf der Bühne ein.

Zusammen bestritten sie nicht nur ihre Studienzeit, wie sie sogleich in einer über das ganze Konzert andauernden, ebenso informativen wie lustigen Moderation erläutern. Bereits kurz nach ihrem Abschluss bestritten beide zusammen eine Audition für „Romeo und Julia“, die ihnen ein erstes, in ihrer noch jungen Freundschaft vermeintliches Problem bescherte. Während Seibert am nächsten Tag zu den Final-Auditions noch einmal antreten und dort mit anderen Gegenspielern agieren musste, hatte Perman sein Engagement bereits sicher. Der andere erhielt die Anstellung ebenfalls, aber beide dachten von ihrem Freund, dieser habe eine Absage erhalten. Davon, wie schwierig es gewesen sei, seine Freude vor dem anderen zu verbergen und den richtigen Moment des „Outings“ zu finden, erzählen sie heute lachend. Die Rolle der Julia wurde Marjan Shaki zugesprochen, die auf diesem Wege ihren heutigen Angetrauten, Lukas Perman, kennen und lieben lernte, und in Seibert, als dem besten Freund ihres Mannes, sogar den Taufpaten ihres ersten gemeinsamen Kindes fand. Es ist also wenig verwunderlich, dass Shaki auch an diesem Abend an der Seite der beiden Herren steht, um mit diesen den ersten Block mit Liedern aus diesem, an Thematik immer noch aktuellen Musical zu interpretieren. Mit „Schuldlos“ erklärt Seibert den Zwiespalt seiner Rolle Tybalt, während Perman und Shaki mit zwei wunderbaren Duetten die tiefe Liebe Romeos zu seiner Julia offenbaren. Aus jedem einzelnen Blick, jeder einzelnen Geste spricht Liebe und tiefe Zuneigung, was die Anwesenden nicht nur in Shakespeares Zeit und in die Tiefen des Stückes, sondern auch gefühlt in die Verbindung der beiden Darsteller entführt. Verstärken können sie diesen Eindruck ebenso mit dem folgenden „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“. Sie schaffen es, die gerade erlebten Augenblicke authentisch und mehr als greifbar für ihre Besucher zu formen. Einen weiteren glanzvollen Höhepunkt setzen anschließend die beiden Hauptakteure mit „Herrscher der Welt“ und ernten stürmischen Applaus für ihre Interpretation.

Dass beide nicht nur das Genre Musical perfekt beherrschen, sondern sich ebenfalls nicht vor Popsongs zu verstecken brauchen, zeigen sie mit eingestreuten Liedern von Elton John, George Michael, John Lennon oder James Taylor. Swingend schlüpft Seibert in die Rolle Dean Martins und beweist mit dessen „Sway“ eindrucksvoll seine gesangliche Vielfalt, während Perman mit dem Lied „Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin“ aus der von ihm kürzlich gespielten Operette „Meine Schwester und ich“ aufwarten kann. Schmunzelnd gibt er seinem Freund zu bedenken, dass er diese Melodie in den Aufführungen immer leicht darbieten konnte – „sein Mädel“ war anwesend. Seibert reagiert augenblicklich, entführt eine Zuschauerin auf die Bühne und räumt damit unter anhaltendem Jubel alle Schwierigkeiten bzgl. der fehlenden Ansingpartnerin aus dem Weg.

Der Konzerttitel „Ziemlich gute Freunde“ zieht sich weiter als roter Faden durch das abwechslungsreiche Programm und fordert die Lachmuskeln nicht nur der Zuschauer aufs äußerste. Oft plaudern die Gastgeber vergnügt und entspannt über Anekdoten aus den gemeinsamen Jahren ihrer tiefen Freundschaft und lassen alle – gewollt oder ungewollt, die Beiden nehmen sich gekonnt selber bzw. ihr Gegenüber auf die Schippe – an lustigen, peinlichen und persönlichen Erlebnissen teilhaben.

Roberta Valentini
(c) Madeleine Weiss

Dass sich ihre Lebensläufe zwar nicht gleich, aber doch ziemlich ähnlich lesen, findet seinen Grund in noch einigen weiteren Stücken, in denen beide, wenn auch nicht zur selben Zeit, auf der Bühne standen. „Tanz der Vampire“, in welchem Perman bereits vor einiger Zeit den Studenten Alfred und Seibert etwas später, dafür aber bis noch vor kurzem die Hauptrolle des Grafen von Krolock mimte, sowie das im deutschsprachigen Raum meistgespielte Stück „Elisabeth“ dürfen bei einer solchen Zeitreise ganz sicher nicht fehlen. Hier gesellt sich mit der bekannten und beliebten Roberta Valentini ein weiterer Gast zu den Freunden, die sowohl in Shanghai als später auch in Deutschland in die Rolle der Kaiserin schlüpfen durfte und sich damit in die Spitze der Darstellerriege singen und spielen konnte. Auch wenn man Elisabeth momentan nicht unter den gezeigten Stücken findet, verliert die historische Geschichte um die junge, bis zu ihrem Tod unglückliche Sissi nichts an ihrer Faszination. Zurück versetzt zum Tanz, den der Habsburger Prinz Rudolph mit dem Tod nahezu ausficht und nach Transsilvanien, wo trotz stetiger Bemühungen des Professors auch der lernwillige Student ungewollt zur Gefolgschaft des Grafen wird, schwelgen die Zuhörer bewegt in Erinnerungen. Dass auch Perman das Zeug hätte, einen glaubwürdigen Grafen zu geben, zeigt er, als beide gemeinsam in der „Totalen Finsternis“ um die Gunst der Wirtstochter Sarah buhlen. In diesem besonderen Fall kommt diese aber mit zwei freundschaftlichen Küssen statt des eigentlich immer folgenden Bisses davon, was für einen weiteren erheiternden Moment sorgt.

Ana Milva Gomes
(c) Madeleine Weiss

Ob „Bring him home“, ein Dauerbrenner auf Seiberts Konzerten, oder ein gefühlvolles „Dunkles Schweigen an den Tischen“ von Perman – auch „Les Misérables“ erzeugt neben „Mozart“, zu welchem sie ihren dritten Gast Ana Milva Gomes auf die Bühne bitten, großen Jubel bei den Zuhörern. Gomes’ glockenklares und in ihrer ureigenen Version dargebotenes „Gold von den Sternen“, sowie das emotionale Duett „Sind die Sterne gegen uns“ aus Aida im Duett mit Seibert lässt viele zu Taschentüchern greifen.

Auch dieses dritte gemeinsame und immer noch besondere Konzert endet für alle gefühlt viel zu früh – vor einer von allen intonierten Zugabe und einem sanften „Imagine“ der beiden ziemlich guten Freunde – mit dem eigens vom gebürtigen Deutschen Seibert in der zweiten Strophe umgedichteten „I am from Austria“. Er stellt klar heraus, dass Heimat für ihn Wien und Österreich bedeutet. „Seit vielen Jahr’n, bist meine Heimat (…) Zieht es mich fort in ferne Weiten, komm ich doch ein jedes Mal zurück (…) Ich geh mit dir durch Freund und Schmerz und trag dich fest in meinem Herz“. Und auch am heutigen Abend erzeugt das abschließende „Weil ich der Piefke bin“ wieder ein schallend lachendes Feedback. Man kann versuchen, sich dem zu entziehen oder man lässt es einfach direkt auf sich wirken – „Mark Seibert und Lukas Perman – Ziemlich gute Freunde“ ist und bleibt ein gelungener Schachzug der beiden überaus beliebten Künstler und ihre Fangemeinde blickt gespannt auf die Neuerungen, die sie im nächsten Jahr bei „Noch immer – Ziemlich gute Freunde“ erwarten werden. Nur noch wenige Karten für dieses Event, welches dann in der größeren Wiener Stadthalle stattfinden wird, sind zu erhalten unter www.wienticket.at

Weiterführende Links:

Mark Seibert
Lukas Perman
Roberta Valentini
Ana Milva Gomes

 

 

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