Titanic – Das Musical
…am Theater Mönchengladbach
Premiere: 20.09.2025

Farewell Titanic, Farewell
Eine spürbar bedrückende Stimmung legt sich über die Reihen des bis auf den letzten Platz gefüllten Theaters in Mönchengladbach, als das damals weltgrößte Schiff zur Premiere von „Titanic – Das Musical“ mit Reisenden aller Klassen zum Ablegen bereit ist. Die Szene ist fröhlich inszeniert: Lachende Menschen winken mit weißen Taschentüchern den Zurückbleibenden zu, doch das Publikum weiß längst, welches Schicksal das „unsinkbare“ Schiff nur wenige Stunden später ereilen wird.

Das Theater Mönchengladbach zeigt derzeit in Koproduktion mit dem Theater Osnabrück die bereits 2023 dort erfolgreich aufgeführte Inszenierung von Regisseur Ansgar Weigner. Diese Bühnenfassung orientiert sich nicht am bekannten Film von James Cameron, sondern bleibt streng den historischen Fakten verpflichtet – ohne romantische Nebengeschichte, dafür mit umso mehr Realismus und emotionaler Tiefe. Gleich zu Beginn projizieren Unterwasseraufnahmen des 1985 entdeckten Wracks die Tragödie in das Bewusstsein der Zuschauenden.
Schiffskonstrukteur Thomas Andrews (Oliver Arno – sowohl schauspielerisch als auch gesanglich überzeugend) geht als Passagier an Bord seines eigenen Meisterwerks und reflektiert die technische Errungenschaft, die in der Titanic gipfelt. Doch schon bald wächst seine Sorge über das Drängen des Reedereibesitzers J. Bruce Ismay (mit Nachdruck gespielt von Markus Heinrich), der auf eine Höchstgeschwindigkeit für eine Rekordüberfahrt nach New York besteht. Kapitän Smith (Tobias Wessler) gibt schließlich dem Druck nach und befiehlt seiner Crew, die Fahrt zu beschleunigen – trotz mehrfacher Warnungen des Funkers Harold Bride (emotional und gesanglich herausragend: Lukas Witzel) vor drohenden Eisfeldern.

Nach einem ausgelassenen Sonntag an Bord mit Gottesdienst und Ragtime-Tanz zieht sich Smith zur Nachtruhe zurück und übergibt das Kommando an seine Offiziere – nicht ohne den ausdrücklichen Hinweis, das Tempo zu halten. Wenig später ruft Ausguck Frederick Fleet vom Krähennest entsetzt „Eisberg direkt voraus!“ Doch die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten. Am 14. April 1912 um 23:40 Uhr kollidiert die Titanic mit einem Eisberg und sinkt innerhalb von nur zwei Stunden und vierzig Minuten. Die strikte Klassentrennung, die wachsende Panik und die unzureichende Zahl an Rettungsbooten führen zu einer der größten Tragödien der Seefahrtgeschichte.

Für die bedrückende, stille Atmosphäre im Zuschauerraum sorgt nicht nur das Wissen um das historische Geschehen, sondern auch die beeindruckende Dimension der Produktion: Rund 120 Mitwirkende, darunter etwa 80 Personen (Darstellerinnen und Darsteller sowie zwei große Chöre) auf der Bühne -, begleitet von den rund 40 Musikerinnen und Musikern der Niederrheinischen Symphoniker, die aus dem Orchestergraben mit gewaltiger Klangkraft und emotionaler Präzision agieren.
Das Bühnenbild von Darko Petrovic bleibt bewusst reduziert, lenkt die Aufmerksamkeit aber gezielt auf die Fakten und Figuren des Dramas. Eine mittig hängende Brücke bildet das Zentrum des Schiffes, während ein nachgebildeter Kessel den Maschinenraum symbolisiert. Verschiebbare Türen schaffen im Handumdrehen verschiedene Spielorte – vom Speisesaal über die Kajüten bis hin zur Tanzfläche. Die Kostüme spiegeln die gesellschaftlichen Klassen jener Zeit detailgetreu wider, ohne vom Geschehen abzulenken. Licht- und Videoprojektionen (Susann Förster / Tobias Wagner) unterstützen die emotionale Spannweite der Inszenierung – von festlicher Heiterkeit über hektische Panik bis hin zu beklemmender Stille.

Regisseur Ansgar Weigner und Dramaturgin Ulrike Aistleitner gelingt mit dieser Inszenierung der schwierige Spagat zwischen historischer Genauigkeit und emotionaler Tiefe. Heitere und tragische Momente wechseln sich gekonnt ab, ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren: das Schicksal der Menschen an Bord.
Bereits im Foyer stimmt das Theater das Publikum atmosphärisch auf die Aufführung ein. Ein Rundgang mit 27 informativen Bildtafeln beleuchtet die Geschichte der Titanic, ihre technischen Besonderheiten und die persönlichen Schicksale ihrer Passagiere. Von den über 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 700. Eine Zahl, die während des Abends immer wieder in den Köpfen präsent bleibt.

Mit dieser Inszenierung gelingt dem Theater Mönchengladbach eine faktenbasierte, feinfühlige und eindringliche Aufarbeitung des historischen Ereignisses. Eine Produktion, die berührt, ohne zu überhöhen und die man gern ein zweites Mal sehen möchte, um alle Details dieser vielschichtigen Umsetzung zu entdecken.
Der Untergang der Titanic ist noch bis zum 22. März 2026 an verschiedenen Terminen im Theater Mönchengladbach zu erleben. Die Vorstellungen sind teilweise barrierefrei, denn für sehbeeinträchtigte Besucher werden regelmäßig Aufführungen mit Audiodeskription angeboten. Karten sind über die Theaterkasse, persönlich wie telefonisch oder online über die Webseite des Theaters erhältlich.
Weiterführende Links:
Theater Krefeld und Mönchengladbach
Lukas Witzel
Niederrheinische Symphoniker
Fotos: Matthias Stutte
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