Interview mit Konstantinos Kalogeropoulus
Als Teil unserer neuen Interviewserie, die sich mit den Musikern vor der Bühne befasst, hat sich Konstantinos Kalogeropoulus bereit erklärt, uns Rede und Antwort zu stehen. Der sympathische Pianist und musikalische Leiter (unter Anderem) bei Ludwig² promovierte 2013 an der University of Leicester zum Dr.phil..
Wir durften ihn Ende August in Füssen treffen und als sehr aufgeschlossenen und bodenständigen Menschen kennenlernen.
In welchem Alter hast du zu spielen begonnen und gab es einen Auslöser, der den Wunsch nach 88 Tasten geweckt hat?
Ich habe im Alter von 3 Jahren angefangen Klavier zu spielen. Es war ursprünglich von meinen Eltern geprägt, mich an ein Instrument heranzuführen und die Tasten für mich entdecken zu lassen.
Wolltest du das Spielen je hinwerfen, oder gab es längere Pausen? Warum war das so und warum ging es dann doch weiter?
Zwischen meinem 10. und 14. Lebensjahr habe ich eine Pause gemacht, dann aber doch wieder mit dem Spielen angefangen, als der Wunsch in mir immer stärker wurde. Plötzlich hatte ich wieder große Lust darauf, es hatte mir sehr gefehlt. Was toll war, es kamen dann immer wieder neue Stücke und Stilrichtungen dazu und ich habe für mich gemerkt, dass ich das Spielen auf gar keinen Fall beenden möchte.
Wie kam es dazu, dass du auch beruflich spielen wolltest? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Ich war einmal bei einem Klavierkonzert, wo eine Freundin von mir gespielt hat. „Klavierlöwen“ hieß das und sie hat Beethovens Klavierkonzert in Es-Dur gespielt. Das hat mich total begeistert und ich habe gemerkt, wie mich dieses Erlebnis angespornt hat. In diesem Moment war das ein Aha-Erlebnis für mich und ich wollte das auch unbedingt einmal machen. Die Entscheidung fiel dann sehr schnell, mich mehr mit dem Instrument beschäftigen zu wollen und schließlich habe ich es auf die Musikhochschule geschafft.
Welches ist eigentlich „dein“ Instrument und warum? (Klavier, Flügel, E-Piano, anderes?) Gibt es eine Anekdote dazu?
Ganz klar das Klavier! Das ist absolut „mein Ding“, wie man so schön sagt. Klar spiele ich auch mal Keyboard, wo man eben andere Klänge benötigt, aber es ist einfach das Ehrlichste, die ganzen Klänge ringsherum auszublenden und sich nur auf sich selbst zu besinnen.
Komponierst du auch selbst? Falls ja, welche Bedeutung hat dies für dich?
Früher habe ich ein bisschen Musik für einen Hörspielverlag gemacht. Aber seit 5 oder 6 Jahren fehlt mir einfach die Zeit dazu. Ich habe bei Stage Entertainment im En-suite Betrieb angefangen zu arbeiten, da hat es dann zeitlich einfach nicht mehr gereicht. Und auch jetzt habe ich einfach immer viel zu viel zu tun, um mich mit eigenen Kompositionen zu befassen.
Spielst du eher mit dem Herzen oder mit dem Kopf? Was ist dir persönlich wichtiger, die Technik oder das Gefühl?
Ganz klar mit dem Herzen! Natürlich lernt man die Technik, wenn man beginnt und benutzt sie auch unbewusst, aber alles, was ich mache, ist einfach total emotional gesteuert.
Gibt es einen Unterschied zwischen Konzert-Pianist und Pianist (begleitend)?
Eigentlich ja. Eigentlich darum, weil man immer genau wissen muss, was seine Aufgabe ist. Als guter Pianist spürt und sieht man das. Als ich zum Beispiel früher bei den „Musical Gentlemen“ gespielt habe und auch jetzt bei den „Gentlemen of Voices“, habe ich sie einfach begleitet. Das heißt, die Stimmen und das Klavier sind ein Konstrukt und man muss eben sein Spiel entsprechend anpassen. Wenn ich selbst Konzerte spiele und dabei als Solist auf der Bühne bin, dann ist das ganz anders. Hier stehe ich dann im Zentrum der Aufmerksamkeit. Natürlich spielt man bei allen Varianten Klavier, muss sich allerdings einordnen können.
Welche fünf Eigenschaften braucht ein guter Pianist?
Durchhaltevermögen, Kreativität, Anpassungsfähigkeit, Lust und Laune und natürlich am allerwichtigsten: Gesundheit!
Welche musikalischen Vorbilder hast du?
Michael Jackson finde ich geil! Das, was er als Künstler geschaffen hat, war großartig. Außerdem fand ich als Pianisten zum Beispiel Jon Lord von Deep Purple immer Klasse, obwohl der eigentlich Hammond-Orgel-Spieler ist. Auch wenn das vielleicht etwas kitschig klingt und aus der Reihe tanzt, fand ich Richard Clayderman immer großartig und Erwin Bootz, der Begleiter der Comedian Harmonists, war immer sehr stark. Michael Burton, der musikalische Leiter von Michael Jackson, hat mich ebenfalls – wie alle vorab genannten – inspiriert. Außerdem nehme ich mir immer wieder die Dinge, die ich mir selbst erarbeitet habe, zum Vorbild.
Nach dem allgemeinen Frageteil, den wir all unseren Musikern stellen möchten, wenden wir uns nun individuell auf den Künstler angepassten Fragen zu. Bereitwillig gibt Konstantinos auch hierzu Auskunft und es entwickelt sich ein nettes Gespräch, in dessen Verlauf wir einige interessante Einblicke in seine Welt und auf seine Sicht der Dinge bekommen.
Du hast bereits die halbe Welt mit deiner Kunst bereist, spielst auf Schiffen, En-suite und in zahlreichen Projekten, die man kaum aufzählen kann. Welche Unterschiede gibt es im Publikum?
Man spricht ja immer unterschiedliche Klientelen an. Auf dem Schiff zum Beispiel sind es die Urlauber, sie setzen sich an die Bar, wollen ihren Drink nehmen und sich unterhalten und ich spiele im Hintergrund. Fast wie eine CD, also völlig entspannt, damit sie sich nicht gestört fühlen. Man wird allerdings dann trotzdem auf mich aufmerksam, das ist jedoch nicht das primäre Ziel. Dieses liegt nämlich darin, die Aufmerksamkeit so zu erreichen, dass sie im Endeffekt bemerken, wenn ich plötzlich aufhöre zu spielen und die Leute sich dann umschauen, weil ihnen etwas fehlt.
Wenn ich als Künstler bei „Ludwig meets Michael Jackson“ oder bei „Jackson“ auf der Bühne stehe, dann ist das etwas völlig Anderes. Da sind dann wirkliche Fans da, die das Ganze feiern und mit genau dieser Musik groß geworden sind, die wir spielen.
Jetzt spiele ich zum Beispiel noch eine „Edith Piaf- Show“ in Dinkelsbühl und auch das sind wieder ganz andere Voraussetzungen.
Jede Show hat eben auch ihr ganz eigenes Publikum und man verkauft sein Produkt so gut es geht an die Menschen. Man muss einfach wissen, wer gerade zuhört und sich dem Ganzen anpassen.
Du spielst ja im Grunde alles zwischen Musical/ Pop/ Klassik… Wie bekommst du die Verknüpfungen Genreübergreifend hin?
Ich habe einfach Lust auf alles, was ich mache. Natürlich informiere ich mich über die Stile, als wir zum Beispiel die Jackson Show hochgezogen haben, habe ich natürlich schon ein wenig geschaut, wie Michael das gemacht hat. Wie hat sein musikalischer Leiter gespielt? Was gibt es für Variationen? Was kann ich mit meiner eigenen Kreativität noch machen? Ich versuche eigentlich in jeden Stil, den ich verkaufe oder spiele, auch meine eigene Note rein zu bringen, sodass die Leute auch sagen können: „Okay, das hat jetzt Konsti interpretiert“. Es klappt eigentlich ganz gut, dass ich den Sachen auch ein wenig meinen eigenen Stempel aufdrücke.
Hört man denn Stile von Kollegen raus, selbst wenn mehrere von Euch dasselbe spielen würden?
Ich denke, jeder Einzelne spielt einen Song anders. Man hört auf jeden Fall, wie jemand mit dem Instrument umgeht. Ich habe zum Beispiel mal „Kalte Sterne“ instrumental gespielt. Das ist ja ein ganz wunderbares Stück und das interpretiere ich anders als der Komponist oder Konstantin Wecker zum Beispiel.
Welche Unterschiede gibt es für dich, als musikalischer Leiter oder Pianist tätig zu sein?
Als musikalischer Leiter bin ich natürlich für die gesamte Show verantwortlich. Ich muss dann die ganze Show im Kopf sehen. Wenn ich zum Beispiel Ludwig² dirigiere, dann muss ich die Darsteller leiten, immens viele Einsätze für die Bühne geben, mit dem Ton kommunizieren, im Blick behalten, ob alles passt. Ich muss dem Inspizienten die Einsätze geben und bin natürlich auch für die Vorarbeit verantwortlich. Ich muss also mit den Darstellern musikalisch arbeiten, die gesangliche Stilistik erarbeiten und noch viel mehr.
Als Pianist bin ich lediglich für das, was ich mache, verantwortlich. Beides macht Spaß, auch wenn die Verantwortung als musikalischer Leiter um ein Vielfaches größer ist. Bei Ludwig² hier in Füssen haben wir kein Orchester mehr, aber ein sehr lebendiges, tolles aber auch schwieriges Playback, da braucht es vorn einen Dirigenten, der mit atmet!
Du hast promoviert und dich mit den Zusammenhängen zwischen der Musik von „Herr der Ringe“ und Wagners „Ring der Nibelungen“ befasst. Spricht dich Musik so an, dass sie dich öfter so packt, dass du Parallelen ziehst, oder kannst du noch „einfach so“ Musik hören?
Natürlich hört man ganz anders zu oder sieht Filme plötzlich anders, wenn man über Filmmusik promoviert hat. Aber ich kann noch einfach so zuhören. Das mache ich auch unglaublich gern, aber viel mehr Spaß macht es mir, Filme zu sehen, mich zu entspannen und einfach auch mal auf dem Sofa einzuschlafen. Ich kann definitiv noch die Gedanken einfach fallenlassen und habe nicht auf sämtliches, was ich höre, den Blick als musikalischer Leiter oder die Ohren des Pianisten. Ich kann abschalten und davon weggehen, was auch enorm wichtig ist.
Welche Leidenschaften hast du außerhalb der Musik?
Ich liebe es in die Therme zu gehen, in die Sauna oder schwimmen. Was ich aber wirklich gern mache und fast als Hobby bezeichnen würde, ist fernsehen. Alte Monumentalfilme wie „Ben Hur“ oder „Die 10 Gebote“ finde ich großartig! Entspannen ist eine Leidenschaft von mir, einfach einmal nichts tun zu müssen und keine Verpflichtungen haben. Es ist auch schön und sehr wichtig, mal ganz allein zu sein ohne Menschen um mich herum und ohne Krach.
Du hast früher Eiskunstlauf gemacht, dich dann aber für die Musik entschieden. Läufst du weiterhin?
Leider schaffe ich das zeitlich nicht mehr. Ich hatte die Schlittschuhe jetzt kürzlich einmal dabei, habe sogar einige Runden gedreht, aber mir fehlt einfach die Zeit, den Sport regelmäßig auszuüben. Die Knochen und Gelenke erinnern sich noch daran, was sie einmal gelernt haben – früher habe ich auch noch Leichtathletik nebenher betrieben. Das hat immer großen Spaß gemacht, aber mein Job lässt mir kaum Gelegenheit dazu, so intensive Hobbies auszuüben.
Gibt es ein Motto, welches dir gefällt – eines, wonach du auch zu leben versuchst?
„Lebe deinen Traum“ wäre ein Slogan, wo ich sage, das trifft auf mich zu. Man sollte das einfach tun und versuchen Dinge, die man im Kopf hat, zu verwirklichen.
Wie definierst du Heimat für dich und wo bist du zu Hause?
Das ist eine gute Frage. Ich war jetzt nach 14 Jahren wieder in Griechenland und habe gemerkt, ich komme aus diesem kleinen Dorf mit 200 Einwohnern. Das ist meine Heimat. Ich bin zwar hier in Deutschland geboren, aber würde mich dennoch als Bürger zweier Welten bezeichnen. Zwar ist Deutschland meine Heimat, meine Arbeitsbase, aber ich habe auch viele Wurzeln in Griechenland. Eigentlich bin ich da zu Hause und das ist wunderschön. Und ein bisschen bin ich auch auf dem Schiff zu Hause, wenn ich das Meer sehe. Als Kind war ich oft auf dem Meer, wenn ich in Griechenland war, das war sehr schön. Jetzt habe ich Berge, die sind auch sehr schön. Mein zu Hause – Geliebte Berge…
Wir bedanken uns bei Konstantinos für das spontane und sehr aufschlussreiche Interview, welches uns einen sehr sympathischen und ehrlichen Einblick in seine Arbeit als Pianist und musikalischer Leiter gegeben hat!
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Danke für das tolle Interview, wir durften in im September auch „im leidenschaftlichen Einsatz“ in Füssen erleben!