First Date

Premiere 16. Mai 2019

in der Aula des Gymnasiums Kerpen

 

 

Ursprünglich aus einer Schul-AG entstanden, kann sich der inzwischen semiprofessionelle Verein, Musical Ensemble Erft, heute bereits über 20 aktive Jahre auf die Fahne schreiben. Der für ihn heimischen Bühne in der Aula des Gymnasiums Kerpen bleibt er über all die Zeit treu. Mit ihrer neuen Produktion „First Date“, einer interessanten und recht lebensnahen Komödie, fügen die Mitglieder eine weitere besondere Off-Produktion ihrem Repertoire hinzu, welche sich hinter den bisherigen Inszenierungen nicht zu verstecken braucht. In den letzten Jahren haben sie sich mit Aufführungen von beispielsweise „tick, tick…Boom“, „Rent“ oder „Next to normal“ einen weit über die rheinischen Grenzen hinaus bekannten Namen erspielt, und wurden 2016 sogar mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet. Auf den Tag genau 18 Monate nach dem Start der thematisch ebenso anspruchsvollen wie dramatischen Familientragödie „Next to normal“, steht für sieben Mitglieder des Ensembles am heutigen Abend die Premiere eines in Echtzeit aufgeführten Blind Dates – auch im realen Leben gibt es beim ersten Treffen schließlich keine Schaffenspause – auf dem Programm.

 

 

Bereits bei Eintritt in das Foyer wird klar, dass sich die nächsten Stunden vor allem rund um das stärkste zwischenmenschliche Gefühl drehen werden. Liebevoll hergerichtet schweben rosa Luftballons über Steh- und Holztischen, dekoriert mit rosafarbenen Servietten mit Herzchenmotiven und laden die Besucher zum Verweilen und womöglich auch tatsächlich erstem Kennenlernen ein. Da die rund 110 Minuten lange Show keine Pause beinhaltet, haben sich die Verantwortlichen eine besondere Aufmerksamkeit für ihre Gäste überlegt. Neben kleinen Snacks und erlesenen Getränken begleitet Livemusik die auf den Einlass Wartenden durch die letzten Minuten. Die Vereinsmitglieder Saskia Rappenhöner, Sascha Kollarz und Joshua Vithayathil bieten – wie sie selbst schmunzelnd bemerken – ein schnulzig-kitschiges Vorprogramm, mit Lovesong-Klassikern und Liebesmelodien aus Musicals und stimmen die Besucher bereits vorab mit Liedern von „Falling slowly“ aus „Once“, über „A whole new World“ aus dem Disney-Klassiker „Aladdin“ oder Withney Houstons „I will always love you“ aus „Bodyguard“ bis hin zu „When you say nothing at all“ aus dem Film „Notting Hill“, perfekt auf das kommende Geschehen ein. Für Barbara Franck, die für die künstlerische Gesamtleitung des Ensembles wie auch für diese Inszenierung verantwortlich zeichnet, war die Entscheidung für das komödiantische Stück bereits während der Entstehungszeit ein Volltreffer mitten ins Schwarze: „Selten haben wir in einem Probenprozess so viel gelacht und konnten so viel an eigenen Erfahrungen mit in eine Inszenierung einbringen.“

 

 

Auf diese Art bestens vorbereitet strömt das Publikum dann auch neugierig murmelnd und gelassen schwatzend auf seine Plätze und erhascht durch vorgestellte Schiebevorhänge bereits den ersten Blick auf das wiederholt sehr professionell anmutende Bühnenbild, welches ebenso wie das gut dosierte und auf den Punkt platzierte Lichtdesign, Marco Maciejewskis Handschrift trägt. Eine Regalwand mit vielen verschiedenen Weinflaschen ziert die rückwärtige Bühnenseite, mehrere einladende Tischgruppen, eine Theke mit Barhockern und eine gemütliche Lounge Ecke verströmen den Eindruck, dass es sich bei der Kulisse um ein edles Restaurant handelt. Bereits die „Bitte schalten Sie ihr Handy aus“-Ansage vor dem Stück stellt den Bezug auf das Folgende her, indem nach einem Klingelton die Mailbox eines Telefons, die später auch im Stück eine nicht unbedeutende Rolle übernimmt, ertönt.

 

 

Ein erstes Treffen, und dieses auch noch ohne sein Gegenüber je gesehen zu haben, birgt oft nicht nur die Frage „Passen wir überhaupt zusammen“, sondern auch reichlich Fettnäpfchen, die es gekonnt zu umschiffen gilt. Aaron, ein konservativer, spießiger Banker trifft sich im Restaurant mit seinem ersten Blind Date überhaupt. Leicht overdressed, nervös und irgendwie verzweifelt lernt er die flippige und unkonventionelle Fotografin und erfahrene Dating-Expertin Casey kennen und hat seinen Spitznamen schnell weg: BDJ – Blind Date Jungfrau. Leicht pikiert kontert er seinerseits mit einem Spitznamen für sie: BDS – Blind Date Schlampe und landet spontan im ersten aller möglichen Fettnäpfe. Aber wie geht man ein solches Date überhaupt an ohne jeden dieser Stolpersteine zu erwischen, wenn die Konventionen nicht kompatibel erscheinen, eigene Bekannte schlechte Erinnerungen in dem Anderen wachrufen, verletzte Gefühle aus vorherigen Beziehungen einem ein Beinchen stellen und sogar längst verstorbene Angehörige mit gutgemeinten, aber verunsichernden Ratschlägen allgegenwärtig erscheinen? Die beiden Protagonisten bleiben auf jeden Fall nicht lang allein im Restaurant. Ihre positiven wie negativen Gedanken, Selbstzweifel und Ironie erwachen in Form seiner Oma und Mutter, seiner Ex-Verlobten oder seines besten und in Dating-Fragen erfahrenen Freundes, aber auch auf ihrer Seite durch ihre Schwester oder verflossene Liebhaber oder gar ihrem noch ungeborenen Sohn zum Leben. Was isst man bei einem solchen Date? Darf man sich den gewünschten Burger bestellen, oder hält man sich besser, ganz Dame, an einem Salat fest, um nicht aufzufallen? Darf man sein Gegenüber, noch dazu in dessen Beisein, googlen, um böses zu erfahren und wer zahlt am Ende eigentlich die Rechnung? Fragen über Fragen die immer wieder in einer einzigen gipfeln: Trifft man sich erneut, besteht die Chance auf eine Beziehung, oder ist man vielleicht doch viel zu unterschiedlich?

 

 

Dem Musical Ensemble Erft gelingt eine spritzige, humorvolle und federleichte Umsetzung einer ziemlich realen und immer wieder neu vorkommenden Situation. Alle sieben Darsteller stehen mit unbändiger Spielfreude, nahezu ununterbrochen und in etwa 20 unterschiedlichen Rollen auf der Bühne. Tim Stranowsky (Aaron) überzeugt darstellerisch wie gesanglich in jeder einzelnen Bühnensekunde. Laura Hatko kreiert die Künstlerin Casey sexy und mit der nötigen Selbstverliebtheit. Miguel Schlang (Reggie) spielt den „Notfall-Anruf“ zur Rettung seiner besten Freundin voller Witz und derart überzogen, dass er die Lacher des Publikums verdientermaßen immer wieder auf seine Seite zieht. An Lässigkeit und großer Schnauze kaum zu überbieten aber dennoch charmant kommt Gabe (Alexander Geiger) daher, der als Aarons bester Freund gekonnt versucht dessen Ex-Verlobte Allison, herrlich witzig dargestellt von Anja Boden, aus dessen Gedanken zu verbannen und stimmgewaltig sowie darstellerisch akzentuiert steht Sarah Wichmann als Schwester, Mutter und Oma beratend zur Seite.

Für die musikalische Untermalung sorgt eine fünfköpfige Live-Band unter der Leitung von David Mertin, der es meisterlich gelingt die hervorragenden Stimmen der Bühnenaktiven zu unterstreichen und hervorzuheben, ohne jemals zu übertönen.

 

 

Vier von sechs Vorstellungen sind bereits Vergangenheit, aber am 01. und 02.06. gibt es noch einmal die Gelegenheit, die von jedem sicherlich schon einmal durchlebten zunächst aufgedrehten und später ernsten Gespräche, den Weg vom ersten Kennenlernen über den ersten Streit bis hin zur freundschaftlichen Versöhnung, sowie von „Nein, auf keinen Fall“ bis hin zu „Nun ja, vielleicht passen wir ja doch zusammen“ zu verfolgen. Karten, um sich von die Lachmuskeln fordernden Fettnäpfchentritten und emotional angehauchten Gedanken wegtreiben zu lassen und für einige Stunden dem stressigen Alltag zu entfliehen, gibt es auf der Homepage des Vereins unter www.musical-ensemble-erft.de.

 

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Weiterführende Links:

Facebook: Musical Ensemble Erft
Homepage: Musical Ensemble Erft
David Mertin – Gesang-Piano-Arrangement

 

Fotos: (c) Astrid Mohren

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