Große Musical-Liebe seit 13 Jahren: Der “Sound of Music Chor” im Interview

Wenn „Otto Normalbürger“ das Wort „Chor“ hört, dann hat er oft ein bestimmtes Bild vor Augen: Menschen in schwarz-weißen Anzügen/Kostümen stehen auf einer Treppe mit einer Notenmappe vor der Nase und singen getragene Lieder, vorzugsweise in einer Kirche. Wie viel habt ihr mit diesem Bild gemeinsam und warum nicht? 😉

Foto: Sound of Music Chor

Das Bild hat mit uns so viel gemeinsam wie ein Wal mit einem Fahrrad :Wir sind eine bunte Gruppe, niemals statisch, keine sakralen Songs und schon gar nicht getragen, wir singen auswendig und tanzen dazu. Womit wir aber auf gar keinen Fall die Kompetenzen und Bedeutung von Kirchenchören in Frage stellen oder schmälern wollen, jede Musikgruppe und –richtung ist gut und wichtig!

Gebt uns doch bitte einen ganz schnellen Einblick in eure Geschichte: Wann und wie habt ihr euch gegründet und vor allem: Mit welchem Ziel?

Der Chor wurde Ende 2011 mit einem Casting ins Leben gerufen. Der Veranstalter Sound of Music Concerts benötigte für mehrere Konzertformate einen Chor, und Geschäftsführer Andreas Luketa hatte die Idee, zu diesem Zweck einen eigenen Chor zu gründen anstatt einen bereits existierenden Chor zu engagieren. Bei dem Casting formierte sich die rund 50-köpfige Startbesetzung des SoM-Chores, die Anfang 2012 den Probenbetrieb aufnahm und dann auch bald die ersten Konzerte mitgestaltete.

Und wie kam es zu eurem Namen?

Da der Chor von Sound of Music Concerts gegründet wurde, lag der Name Sound of Music Chor nahe. Auch nachdem der Chor nicht mehr von Sound of Music Concerts getragen wurde, sondern ab Anfang 2013 auf eigenen Beinen stand, durfte er den Namen behalten.

Wer sind eure Mitglieder? Ausgebildete Sänger*innen oder auch „Laien“

Wir sind ausschließlich Laiensänger*innen, einige nehmen Gesangsunterricht, aber Profi ist (noch) niemand.

Foto: Sound of Music Chor

Seid ihr ein festes „Ensemble“ oder gibt es eine hohe Fluktuation?

Wie in jedem Chor gibt es immer wieder Zu- und Abgänge. Wir freuen uns aber sehr darüber, die Mitgliederzahl im letzten Jahr mehr als verdoppelt zu haben, nur wenige verlassen den Chor, und wenn dann überwiegend wegen Umzug und somit zu weiter Entfernung, neuem Job o. ä.

Wie probt ihr (feste Orte, Zeiten, anlassbezogen, täglich, Trainingswochenenden, etc.)?

Wir proben 14tägig an einem festen Ort, und zwar im Consol Theater in Gelsenkirchen.
Wir erwarten eigenständiges Erlernen der eigenen Stimme im Song, sodass in den Proben nur noch alles zusammengefügt und gefeilt werden muss. Vor Auftritten und Konzerten schieben wir meistens weitere Proben und Workshops ein, um auch Choreografien sicher zu erlernen. Wir bieten aber auch für alle, die z. B. aufgrund von Erkrankung nicht nach Gelsenkirchen kommen können, an, per Zoom live an der Probe teilzunehmen.

Wohnt ihr alle in einer Region oder verstreut über ganz Deutschland?

Nicht über ganz Deutschland, aber NRW-weit verteilt sind wir schon. Einige Mitglieder nehmen wirklich lange Fahrzeiten auf sich, das rechnen wir hoch an. Ein Mitglied nimmt sogar regelmäßig online aus Wien teil.

Gibt es besondere Highlights in eurer Chorhistorie (besondere Konzerte oder Künstler*innen, die ihr begleiten durftet?

Foto: Sound of Music Chor

Direkt bei den ersten Projekten standen wir neben Musicalstars wie Jan Ammann, Patrick Stanke oder Ethan Freeman auf der Bühne. Das war für viele etwas Besonderes und sicher auch ein Anreiz, überhaupt in den Chor einzutreten. Weitere Höhepunkte waren sicherlich die Uraufführung der Rockoper “Ein Lied von Freiheit” 2013, die der damalige Chorleiter Mario Stork dem Chor quasi in die Kehlen komponierte, die erste Beteiligung an der Sommernacht des Musicals 2013 in Dinslaken, die Beteiligung an der Starlight Express-Chorwoche 2015 und natürlich “Kolpings Traum” in der Kölner Lanxess Arena 2015, ein Auftritt, der auch auf DVD und Bluray erhältlich ist.

Bis 2022 hatte Michaela Schober den Chor je nach ihrer zeitlich gegebenen Möglichkeit begleitet und choreografisch sowie mit Stimmbildung unterstützt.

Als Highlight würden wir – bis jetzt – die Teilnahme an der Sommernacht des Musicals in Dinslaken im Jahr 2018 benennen.

Ein Blick in die Zukunft: was steht bei euch so an und worauf freut ihr euch besonders?

Wir sind besonders stolz und voller Vorfreude, dass wir erneut als Vorgruppe für die Sommernacht des Musicals in Dinslaken im Sommer 2024 ausgewählt wurden.
Langfristig planen wir ein großes Jubiläumskonzert im Jahr 2026 zum 15jährigen Chorjubiläum.

Und verratet ihr uns eine Anekdote aus den letzten 13 Jahren, die besonders lustig, peinlich o. ä. war und sich deshalb in euer kollektives Chorgedächtnis gebrannt hat?

Bei unserer ersten Mitwirkung an der Sommernacht des Musicals gab es eine spontane Änderung im Hauptprogramm, weshalb wir einen unserer vorbereiteten Songs nicht singen konnten. Unsere Solistin sollte natürlich trotzdem ihren Auftritt bekommen, weshalb wir spontan ein anderes Lied in die Setlist nahmen, für das wir allerdings kein Playback hatten. Also dirigierte unser damaliger Chorleiter die ersten Songs unseres Sets von der Tonloge aus, rannte dann nach unten, um das ausgetauschte Lied live am Klavier zu begleiten, und anschließend wieder nach oben, um die restlichen Lieder wieder vom Tonpult aus zu dirigieren. Und das alles bei gefühlten 30 Grad im Schatten.

Und zum Schluss: Warum Musical?

Musical ist für uns die ideale Musikrichtung, um Gesang, Ausdruck und Choreografie auf der Bühne darzubieten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Zuhörer und Zuhörerinnen solche Auftritte gar nicht gewohnt sind, die meisten kennen Chöre – wie ihr oben beschrieben habt – als statische Einheit. Umso mehr sind sie überrascht und begeistert über unsere Auftritte und, das können wir wirklich sehr stolz sagen, wirklich großartigen Stimmen.

Foto: Sound of Music Chor

Und nach dem Schluss noch ein Nachtrag:

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns schließlich bei unseren Chormitgliedern, die vieles auf sich nehmen, um in unserem Chor mitzuwirken, bei unserem derzeitigen Chorleiter Thomas Melcher, der es schafft, jede*n einzelne*n zu motivieren und Mut zu machen, und nicht zuletzt bei unserem vorhergehenden Chorleiter Mario Stork, der den Chor seinerzeit gegründet, viele Jahre begleitet und zu einigen der obenstehenden Fragen Hilfestellung geleistet hat.

 

Und wir bedanken uns für euch für das Interview.

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