Kevin Köhler – UNFINISHED
…im Goldstück – Die Bar-Manufaktur
in Recklinghausen
Samstag, 25. Januar 2020
Das Musical „Starlight Express“ mit eigenem Theater in Bochum feierte bereits 2018 sein 30jähriges Bestehen und ist demnach schon fast eine Institution im Ruhrgebiet. Es geht um eine Dampflok namens Rusty, ein Rennen gegen Diesel und Elektro und natürlich die ganz große Liebe. Kevin Köhlers Liebe zu Rusty entstand bereits, als er noch ein kleiner Junge war. Nach einem Besuch eben dieses Musicals war der Traum von einem Leben auf der Bühne geboren, am liebsten in genau dieser Rolle. Er hat es geschafft – durch eine TV-Casting-Show bekam er 2008 die Chance, als Erstbesetzung Rusty über die Bühne des Starlight-Express-Theaters zu rollen und durfte seither in eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere in vielen großen und kleineren Stücken auf Deutschlands Bühnen schlüpfen.
In der „Rolle“ aber, in der er am heutigen Abend in der Bar-Manufaktur Goldstück in seiner Heimatstadt Recklinghausen auf der Bühne zu sehen ist, hat ihn bisher noch niemand zu Gesicht bekommen. Mit „Kevin Köhler – UNFINISHED – das Wohnzimmerkonzert“ zeigt er in seinem allerersten Solokonzert sich selbst – natürlich, ehrlich und ungeschönt, mit Songs, die seine Gedanken und Gefühle offenbaren, und Geschichten, die Teile auch seines realen Lebens erzählen.
Die kleine Bar ist mit über 100 Neugierigen bis zum Bersten gefüllt, als sich Kevin Köhler dann auch passend zu den ersten Takten von „Nature Boy“ aus der Feder von Joe Pass seinen Weg durch die gespannt wartende Menge auf die Bühne bahnt. Im Gepäck hat er nicht nur Lieder aus seinen bisherigen Musical-Stationen wie „You’ll be in my Heart“ aus „Tarzan“, einem wunderbar interpretierten und mit großem Jubel bedachten „Draußen“ aus „Der Glöckner von Notre Dame“ und natürlich dem Titelsong aus dem Stück, mit dem sein großer Traum in Erfüllung ging, „Starlight Express“, sondern gemäß der Überschrift des Konzertes auch die seiner kürzlich veröffentlichten EP „Unfinished“, die von den anwesenden Gästen begeistert aufgenommen werden.
Als „Adele-Typ“, wie er schmunzelnd bemerkt – seine Songinhalte seien ebenso dramatisch wie die der überaus bekannten Sängerin – seien auch seine Lieder vor dem Hintergrund einer schmerzlichen Trennung entstanden. So erläutert er zur Cover-Version von „A Thousand Years“, dass er sich hierbei zur Verarbeitung den Gespensten seiner Vergangenheit absichtlich gestellt habe und den Song heute, im Gegensatz zu der Zeit unmittelbar nach seiner Trennung, absolut liebe. Dass er seine Fangemeinde dabei tief in seine Seele und seine Gefühle blicken lässt, ist ihm durchaus bewusst und unterstreicht den authentischen Eindruck, den er mit seinen zahlreichen Anekdoten über den gesamten Abend vermittelt.
Kevin Köhler ist erwachsen geworden und steht heute Abend trotz größter Aufregung in sich selbst ruhend auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Abschalten können sei ein großes Thema für ihn, der eigentlich vom Typ her immer in Aktion sei, immer wieder das nächste Projekt vor Augen und im Zweifel mindestens fünf Dinge gleichzeitig zu erledigen habe. „Stand by“ zeugt demzufolge von seinen Bemühungen, öfter mal einen Gang runterzuschalten und den Kopf sowie die Gedanken auch einmal komplett abschalten zu können. Die Aussage „Egal wie du bist, egal was in dir ist, egal welche Narben du hast… Du bist so wie du bist und das kann und soll dir auch keiner nehmen!“ beschreibt somit auch nicht nur den Inhalt des von ihm ebenfalls gecoverten Liedes „This is me“ aus „The Greatest Showman“, sondern auch seine eigene Lebenseinstellung. Umjubelten Beifall erzielt er mit der Interpretation seiner ersten Singleauskopplung „Crater“, der er im Liveerlebnis einen ganz besonderen Stempel aufzudrücken versteht.
Bereits zum Ende des ersten Aktes verstummt der große Jubel des Publikums kaum und daher stehen alle Anwesenden – auf eine Bestuhlung ist weder die Räumlichkeit noch das Konzertformat ausgelegt – auch nach der Pause wieder erwartungsvoll auf ihren Plätzen.
Als bekennender riesengroßer Disney-Fan „Ich bin eine Disney-Königin“ darf selbstverständlich „Let it go“ aus der Eiskönigin auf keinen Fall fehlen und damit schließt der Beginn des zweiten Aktes nahtlos an die Begeisterung des ersten an. Alle Lieder, die Kevin Köhler an diesem Abend zum Besten gibt, haben eine Bedeutung in seinem Leben. Sei es „Stranger in the World“ mit dem er den Weg seines Coming out im Alter von 16 Jahren beschreibt, die Wichtigkeit, an verrückte Träume zu glauben („Crazy Dreams“), oder seine allerliebsten Lieblingslieder – zu hören sind alle in diesem unkonventionellen und nicht alltäglichen Programm.
Begleitet wird der junge Künstler an der Gitarre von Philipp Wisser und für die etwas höheren Töne – auch wenn Kevin Köhler seine Stimme selbst großartig in die Höhe zu schrauben versteht – sorgt als Gast Marie-Sophie Kessler, ihres Zeichens Finalistin von „The Voice Kids 2017“ und Gesangsschülerin des Protagonisten, mit einer ebenso gefühlvollen wie starken Intonierung von „Reise durch die Zeit“ aus „Anastasia“.
Viel zu schnell endet ein kurzweiliges und von emotionalen Höhepunkten gespicktes Konzert. Kevin Köhler zeigt sich den gesamten Abend offen und überaus nahbar, weilt er doch bereits vor Beginn und trotz seiner großen Nervosität zwischen seinen Fans, begrüßt bald jeden mit Handschlag und einer Umarmung, verbringt selbst die Pause unter ihnen und steht auch nach Schluss, Autogramm- und Fotowünsche erfüllend, bei netten Gesprächen zusammen mit ihnen an der Bar.
Weiterführende Links:
Facebook: Kevin Koehler
Website: Kevin Koehler
Goldstück, Recklinghausen
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