Bat out of Hell
Im Foyer des Metronom Theaters Oberhausen ist es hell und freundlich, überall summen Stimmen. An den Theken der Gastronomie stehen fröhlich schwatzend Menschen unterschiedlichen Alters und warten geduldig, bis sich die Türen zum Zuschauersaal öffnen. Es ist eine der letzten Vorstellungen von „Bat out of Hell“, dem Musical aus der Feder von Jim Steinman mit den Welthits von Meat Loaf, auf dessen Aufführung alle hinfiebern. Größtenteils sind es wohl Neugierige, die sich in diesen letzten Tagen das Stück nicht entgehen lassen wollen, oder eben Fans, die schon mehrere Vorstellungen besucht haben. Vor knapp einem Jahr, am 8. November 2018, feierte „Bat out of Hell“ in Oberhausen Deutschlandpremiere und konnte die in es gesetzten Erwartungen nicht ganz befriedigen. Allzu oft fand eine Vorstellung leider vor halb leeren Rängen statt und nicht erst zum Ende hin wurde aus der sonntäglichen Doppelshow nur noch eine am Nachmittag.
Aus dem hellen Foyer treten die Besucher in die dunkle, apokalyptische Dekoration des Theatersaals. Die Farbe grau dominiert, das Bühnenbild drückt die dunkle und triste Endzeitstimmung aus, in der das Stück seinen Inhalt findet. Wir befinden uns im verseuchten Obsidian des Jahres 2030. Geröll, eine dampfende Wasserstelle, umrahmt vom einem abgebrochenen und verrosteten Telegrafenmast, ein überdimensionales Kanalrohr sowie eine Harley Davidson im Vordergrund bilden den Lebensmittelpunkt der unsterblichen Lost – der Verlorenen. Deren Anführer Strat verliebt sich in die behütete und aus gutem Hause stammende Raven, die von ihren Eltern, dem tyrannischen Falco und dessen Frau Sloane, in deren Haus nahezu gefangen gehalten wird. Das doppelstöckige Haus, der Falco Tower, dessen wandelbare Spiel- und Projektionsfläche aus Stahl, Holz und Spiegelfläche besteht, bildet mit seinen 17 Meter Höhe das Herzstück der Bühne.
Einige Darsteller bewegen sich bereits vor Showstart über die Bühne und werden teilweise erst wahrgenommen, als ein ohrenbetäubender Knall die Aufmerksamkeit der Besucher unweigerlich nach vorne zwingt. Wer darauf hofft, sich genussvoll in den Sitzen zurückzulegen und ruhige, leise und melodische Töne genießen zu können, kommt tatsächlich nicht wirklich auf seine Kosten. Natürlich finden sich auch eingängige und schöne Balladen unter den Songs, aber generell geht es laut und rockig zu, teilweise sogar so laut, dass – zumindest im ersten Akt – das Verständnis sowohl des Textes als auch des Geschehens ein wenig darunter leidet.
Der Inhalt des Stücks ist eher verworren und teils überzogen dargestellt – man sieht eine junge Liebe im Aufbau und eine sich im Scheitern befindliche. Es geht um die Problematik von Standesunterschieden und generell um zwischenmenschliche Beziehungen. Das Stück greift rebellische Paare wie Romeo und Julia oder Tony und Maria aus der „West Side Story“ ebenso auf wie den ewig jungen Freigeist Peter Pan – alle standen sie Pate für die Geschichte rund um Raven und Strat, um Gute und Böse und um Arm und Reich. Die Musik von Jim Steinman und Meat Loaf untermalt nicht nur, sie trägt das Stück. Um dieses zu mögen, muss man sich darauf einlassen können, dass es nicht so ist wie vieles andere – klassische Musicalklischees werden hier nicht bedient.
„Bat out of Hell“ ist groß, es ist riesig – nicht nur das Bühnenbild, nicht nur die Kostüme oder die Musik. Einfach alles an diesem Stück ist bombastisch. Eine solche Show benötigt unabdingbar Darsteller mit großen, kraftvollen und nicht zuletzt rockigen Stimmen. Stage Entertainment stellt eine Cast auf die Bühne, die es schafft, das Stück leben und atmen zu lassen. Die Künstler, allen voran Alex Melcher, Robin Reitsma, Sarah Kornfeld und Anna-Julia Rogers transportieren die gesungenen Aussagen sicher ins Publikum. Ihnen gelingt die Gratwanderung zwischen berühren, nachdenklich machen, lachen und weinen lassen.
Ob es nötig ist, solch bekannte Songs zu übersetzen oder sie doch besser in Originalsprache zu belassen, lässt sich sicher nicht zweifelsfrei klären. Die Meinungen hierzu sind und bleiben wohl auch immer geteilt. Die harmonische Vermischung beider Sprachen aber ist den Liedern und dem Stück nur zuträglich und erlauben jedem Geschmack sein Schmankerl. Die Titelzeile des namengebenden Songs allerdings im Original zu belassen war eine gute Entscheidung, hätte hier eine Übersetzung doch womöglich allzu viel in der Aussage verändert.
Fans des Musicals „Tanz der Vampire“, welches ab kommendem Oktober wieder Einzug im Metronom Theater halten wird, kommen bei „Bat out of Hell“ ebenfalls auf ihre Kosten. Typische Rhythmen dieses Stücks, wie „Die unstillbare Gier“ oder „In der Gruft“ erkennt man schmunzelnd wieder und ist versucht, die passenden Vampirtexte laut mitzusingen.
Die Show hat erwartungsgemäß polarisiert und gespalten, aber auch viele etwas Neues, Anderes entdecken lassen. Die zeitlosen Songs aus dem gleichnamigen Hit-Album von Rock-Legende Meat Loaf wie „Bat out of Hell“, „I’d do anything for love“ oder „It’s all coming back to me now“ kennt nahezu jeder. Sie bieten eine stabile Grundlage für ein grandioses Rock-Musical-Spektakel, welches mehr Beachtung durchaus verdient gehabt hätte.
Weiterführende Links:
Stage Entertainment Deutschland
Bat out of Hell – Das Musical
Robin Reitsma Official
Alex Melcher Official
Tom van der Ven – Fanpage
Aisata Blackman
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Ich bin so traurig das es vorbei ist.Gestern war es nochmal super Geil.Richtig voll war es und eine super Stimmung. Jetzt wo es vorbei ist kommen die Leute. Es ist schade es war eine tolle Zeit ich werde jeden einzelnen vermissen.
Das mit Anna-Julua Rogers stimmt zu 100%, nur, gestern war es Franziska Schuster, in der Rolle der Sloane!
Hallo Trulla Meisen,
ja, es ist richtig, dass in der gestrigen Derniére Franziska Schuster auf der Bühne gestanden ist. Allerdings haben wir eine der letzten Vorstellungen besucht und konnten uns daher nur ein Bild von Anna-Julia Rogers machen, die wir in der Rolle der Sloane sehen durften.
Liebe Grüße, das AmoneA-Team