Musical Tenors – Winter Edition

Sie sind zurück! So oder ähnlich könnte man die gute Nachricht, dass die Musical Tenors erneut gemeinsam Konzerte geben, wohl in die Welt hinausrufen. Doch misst man den Erfolg am Vorverkauf und den rasant vergriffenen Karten, bedarf es keiner weiteren Worte, die über Erfolg oder Beliebtheit gesagt werden können. Nun sind sie noch ein klein wenig älter, aber laut Untertitel noch immer nicht weiser geworden seit ihrer Revival – Tour, die im vergangenen Frühjahr endete. Diesmal haben die vier beliebten Sänger Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Mark Seibert und Patrick Stanke  nicht nur ihren – bei jedem Konzert wechselnden – weiblichen Special Guest dabei, sondern auch eine ganze Reihe neuer Songs im Gepäck. Da sich das Jahr dem Ende zuneigt, gibt es wohl kaum etwas passenderes als Weihnachtslieder und besinnliche Melodien. Doch zunächst vertrauen sie auf die ursprünglichen Titel, die vom Publikum noch immer sehr geschätzt und ersehnt werden. Nach „Limelight“, mit dem sie als Auftakt ins buchstäbliche Rampenlicht treten und „This is the Moment“ aus Jekyll & Hyde ist der Weg geebnet, um neue musikalische Pfade zu betreten.

Die Weihnachtszeit wird natürlich auch immer gleichgesetzt mit Liebe, Ruhe, innerem Frieden und Besinnlichkeit. Der Liebe, dem wohl wichtigsten und stärksten menschlichen Gefühl, widmete schon Edith Piaf ihre „Hymne A L’Amour“, der sich Jan Ammann nun sehr gefühlvoll annimmt und zur großen Freude seiner Fans in die Fußstapfen der französischen Chansonsängerin tritt.

Immer wieder geht es zwischendurch aber auch zurück ins Musical, zu den gewohnten Klängen, die passend für die vier großen Stimmen arrangiert wurden.

Als großer Weihnachtsfan outet sich Mark Seibert in seiner nächsten Moderation, in der er davon schwärmt, wie sehr er sich auf die kommenden Wochen freut. Dass es nicht für jeden immer ganz so fröhlich ist, mag wohl hin und wieder an den kurzen und dunklen Tagen und langen, möglicherweise einsamen Nächten liegen, in denen man seinen Partner schmerzlich vermisst. Mit Ronan Keatings „It’s only christmas“, besingt er das Gefühl der Einsamkeit zur Weihnachtszeit und beweist mit dem Song des irischen Sängers einmal mehr, dass ihm das Pop-Genre gut zu Gesicht steht.

Es werden an diesen späten Herbstabenden ohnehin viele leise, nachdenkliche und sehnsuchtsvolle Töne angeschlagen. Erinnerungen, Lebenslieder und immer wieder die Liebe dominieren den ersten Akt. Seien es offene oder versteckte Liebeserklärungen, Sehnsucht und große Gefühle, bis hin zur fragwürdigen Freundschaft zwischen sehr ungleichen Personen, wie dem Tod und Kronprinz Rudolf, die eine Entscheidung erfordert, oder auch den süßen Früchten verbotener Liebe, die Grund ist für die beispiellose Besessenheit vom Phantom der Oper zu der Opernsängerin Christine Daaé.  Jede einzelne ist den Zuschauern wohlbekannt und wird augenblicklich mit der dazu passenden Geschichte verknüpft. Für Augenblicke taucht ein jeder mehr oder weniger tief in die Welt singender Katzen, zurück zu den tragischen Umständen im Musical „Elisabeth“ oder sympathisiert offen mit dem armen einsamen Phantom, welches durch die Katakomben des Pariser Opernhauses spukt.

Wie wertvoll es ist, dem Alltag entfliehen zu können und noch in der Lage zu sein zu träumen, weiß auch der dritte Solist des Abends, Patrick Stanke. Auch er richtet sich mit sehr begeisternden Worten an sein Publikum. Musik zu machen und sie mit anderen zu teilen, entführe ihn und seine Kollegen aus dem Alltag für einen kurzen Zeitraum auf einen anderen Planeten, erklärt er und lädt mit „I can only imagine“ zu einer Alltagsflucht der etwas anderen Art ein. Große Gefühle dominieren das Gebet an Jesus und die Vorstellung, wie es sich anfühlen könnte ihm zu begegnen und an dessen Seite zu wandeln, wird sehr real.

Ein etwas anderes Zwiegespräch führen Jan Ammann und Christian Alexander Müller, gemeinsam mit „To where you are“, mit einer schmerzlich vermissten Liebe. Gemeinsam sprechen sie mit dem Song, der im Original von Josh Groban stammt, von Trauer, Verlust und großer Sehnsucht und denken sich einen Moment zurück in eine Zeit, als Zweisamkeit noch Bestand hatte und suchen nach einem Zeichen und sei es noch so klein, welches der verstorbene Partner auf die Erde sendet.

Nach so viel Sehnsucht und Emotionen wird es Zeit für neue Hoffnung. Der Special Guest des Abends wird zum Ende des ersten Teils vorgestellt und interpretiert gemeinsam mit ihren vier charmanten Kollegen „When a child is born“, welches das Publikum dazu animiert, die bekannte Melodie zu summen oder die meisten wenigstens sachte schunkeln lässt. Dem einsetzenden Bewegungsdrang der Zuschauer ist die kurze Pause sehr willkommen und es werden eifrig Meinungen über das geänderte neue Programm ausgetauscht. Wer seine Musical Tenors kennt weiß jedoch, dass es ohne gewisse Titel nicht zu gehen scheint und erlebt im zweiten Teil mit einem Queen Medley keine große Überraschung, war dieses doch auch schon Teil der vergangenen Konzertreihe. Zumindest in der deutschen Übersetzung neu und sehr überraschend ist der Song „Christmas 1915“, der vom Weihnachtsfrieden zur Zeit des ersten Weltkrieges erzählt. Sichtlich selbst ergriffen trägt Jan Ammann dieses vor und rührt damit die Zuschauer, die ihm wie gebannt an den Lippen hängen. Zu Recht erschüttert von der tragischen Geschichte werden in einem sprachlosen Moment, den es im Anschluss dauert, ehe wohl verdienter Applaus einsetzt, vereinzelte Tränen aus den Augenwinkeln gewischt.

Dass es hilft fest an etwas zu glauben, was man sich wünscht, besingt Christian Alexander Müller mit seiner sehr eigenen Interpretation von „Believe“, welches 2004 durch den Animationsfilm „Der Polarexpress“ zu großer Bekanntheit gelangte und heute kaum noch aus einer weihnachtlichen Playlist wegzudenken ist.

Das wichtige Wünsche zum Fest nicht unbedingt materieller Natur sein müssen, beweist die Dame, die die Herrenrunde ergänzt. Mit „All I want for christmas“ wissen sowohl Eve Rades in Oberhausen als auch Barbara Obermeier in Wien restlos zu überzeugen.

Beide von uns besuchten Konzerte sind bis auf den letzten Platz ausverkauft, was der Stimmung absolut zuträglich ist. Das Ebertbad in Oberhausen beherbergt wie auch das Theater Akzent in Wien etwa 500 Gäste, welchen die Begeisterung über die neuen Inhalte in die Gesichter geschrieben steht. Nach einem – an der gewählten Stelle an diesem Abend nicht ganz ins Programm passenden – Ausflug zu den unsterblichen Vampiren neigt sich das Konzert langsam seinem Ende entgegen. Es wird mit „Power of Love“ noch einmal energetisch, bevor erneut ruhigere Töne angeschlagen werden. Mark Seibert besingt mit „You are the reason“ in einem herzerwärmenden Moment erneut eine Sehnsucht nach einer geliebten Person, für die er bereit, wäre alle Hürden zu überwinden. Seine Begabung dafür, Gefühle und damit den Inhalt seiner Songs direkt ins Publikum zu transportieren, kommt ihm hierbei sehr zu Gute. Ein besonderer Moment zum Abschluss des gut zweieinhalbstündigen Konzertes ist ein vierstimmiges „You raise me up“, welches für einen intensiven Gänsehautmoment sorgt und damit seine Wirkung nicht verfehlt.

Doch was wäre ein Sound of Music Konzert ohne einige Zugaben, bei denen noch einmal alle Register gezogen werden. Der schier unstillbaren Gier des Publikums – um es hier einmal mit oben bereits erwähntem Vampirgrafen zu sagen – nach weiteren Songs, einem kurzen Aufschub, ehe es wieder in den Alltag geht, wird gern nachgegeben. Zunächst mit einer sehr einfallsreichen Kurzmoderation, in der jeder der Bühnenaktiven die Gelegenheit bekommt, einen Sinnspruch großer Persönlichkeiten zum Thema Frieden und innerem Wohlbefinden anzubringen. Dass der Zusammenhalt und die Verbundenheit gerade in den kalten Zeiten, die momentan herrschen, wichtiger denn je ist, kann kaum ein Song besser ausdrücken als Sashas „Lichterketten“, das in der Musical Tenors Version in jedem Anwesenden ein kleines Licht entzündet, welches er als Erinnerung an einen besonderen Abend mit heimtragen kann.

Für ein langanhaltendes befreiendes Gelächter nach teilweise doch sehr emotionalen Augenblicken sorgt der tatsächliche Abschluss des Konzertes, bei dem mit „Merry Christmas allerseits“ nicht nur mit einem Augenzwinkern, sondern auch urkomischer Choreografie auf die Weihnachtszeit und jedes Klischee und Ritual geblickt wird.

Damit endet wieder einmal ein wunderschönes Konzerterlebnis, welches jedoch nicht nur von vier großartigen Stimmen und einem bezaubernden Special Guest lebt, sondern nichts wäre ohne die bekannten und beliebten Musiker der ureigenen Sound of Music Band, die dem Ganzen eine unvergleichliche musikalische Untermalung geben. Die fantastische und allseits verehrte Marina Komissartchik am Flügel, Mathias Plewka am Schlagzeug, Rolf Dieter Meyer am Bass, Hannes Kühn an der Gitarre und Sebastian Hartung am Keyboard wissen unaufdringlich, aber nicht unbemerkt den Zauber der Musik in das begeisterte Publikum zu tragen und ihre Sänger tatkräftig zu unterstützen. Langanhaltender Jubel ist der Lohn für alle Beteiligten auf der Bühne an jenen bezaubernden Abenden, auf die noch einige weitere folgen werden. Mit etwas Glück lassen sich auch für den einen oder anderen Standort noch Tickets ergattern.

 

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Sound of Music Concerts
Jan Ammann
Christian Alexander Müller
Mark Seibert
Patrick Stanke
Eve Rades
Barbara Obermeier
Theater Akzent
Ebertbad Oberhausen

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