Schlager lügen nicht

Open Air im Parkbanktheater Oberhausen, Park der Niebuhrg

2. August 2020

 

(c) Theater an der Nieburg

Seit 1996 gilt das Theater an der Niebuhrg, genau im Dreieck zwischen dem Oberhausener Bahnhof West, Duisburg-Obermeiderich und der Autobahn A3 gelegen, mit um die 200 Veranstaltungen im Jahr für große und kleine Besucher als Garant für gute und abendfüllende Unterhaltung. Das Theater gehört zu den sechs Bühnen, die im Park an der Niebuhrg beheimatet sind. Zu sehen gibt es dort von Musicals über Shows und Theater bis hin zu Konzerten alles, was es für einen unvergesslichen Abend braucht.

In der momentanen Zeit bleibt das große Theater trotz Corona-gerechtem Umbau (das Dach der Hauptbühne ist zu öffnen und es wurde eine thermische Anlage eingebaut, die die Aerosole nach oben hinausbefördert) geschlossen. Die Verantwortlichen zollen den Auflagen zur Eindämmung der Pandemie Tribut, indem sie das auf dem Spielplan stehende Musical „Schlager lügen nicht“ Open Air im angrenzenden Garten- oder besser Parkbanktheater unter Wahrung der Abstandsregeln darbieten. Die Parkbände als Sitzflächen stehen versetzt und mit großen Abständen zueinander und bieten damit unter freiem Himmel und unter Nutzung einer lediglich 50 %igen Kapazität momentan etwa 150 Besuchern einen Platz.

(c) Theater an der Niebuhrg

Das Gute-Laune-Stück aus der Feder und unter der Regie von Eigengewächs Thomas Schiffmann, die Produktion liegt in den Händen von Theaterleiter Holger Hagemeyer, ist nicht nur für Freunde des Niebuhrg Theaters kein unbekanntes. Die Premiere spielte bereits 2017, und im darauffolgenden Jahr war „Schlager lügen nicht“, mit den schönsten und bekanntesten Schlagern der 70er Jahre eins der meistgespielten Musicals überhaupt auf Deutschlands Freilichtbühnen.

Auf der terrassenförmig angeordneten Bühne fallen die typisch bunten Accessoires der 70er Jahre im Wohnzimmer der Familie Spengler bereits beim Betreten des Veranstaltungsortes grell ins Auge. Orange-gelb gekringelte Tapeten, dazu ein blau-grau gestreiftes Sofa und strahlend gelbe Sessel versetzen den Zuschauer sofort detailgetreu zurück in zurückliegende Zeit. Zwischen Prilblumen, Lavalampen und Flokatiteppichen ist ein Buntfernseher mit Fernbedienung die neueste Errungenschaft der Familie, auf dem deren Lieblingssendung, die ARF Schlagerparade, nun ins rechte Licht gerückt werden kann. Während hinter den Kulissen der Musiksendung ein unbarmherziger Kampf um den Posten des neuen Showmasters tobt, diskutieren die Eltern mit ihrer flügge werdenden, aber zu ihrem Leidwesen noch nicht volljährigen 17jährigen Tochter Doro das Urlaubsziel des bevorstehenden Sommers. Doro würde den Urlaub im nahe gelegenen Holland bevorzugen, weil ihr Freund Jürgen sie dort mit dem Moped besuchen kommen könnte, die Präferenzen der Eltern aber liegen eher in Altbewährtem: mit dem Opel Rekord über den Brenner nach Italien. Wie der Zufall es will, gewinnt dann allerdings die hoch erfreute Doro die von der Schlagerparade verloste Urlaubsreise zur 10-jährigen Jubiläumsausgabe nach Mallorca – allein mit Jürgen ins Flugzeug steigen und die Sonne genießen, wie schön. Die Rechnung macht sie allerdings ohne ihre davon wenig begeisterten Eltern und so startet sie statt verliebt mit Jürgen eher leicht genervt mit ihrer Mutter Maria im Schlepptau in den Urlaub, während Vater Richard und Jürgen versuchen sich zu Hause zu arrangieren. Die Jubiläumsausgabe ihrer Lieblingsendung lässt die Familie dann aber in die Schusslinie von Schlagersternchen und Klatschpresse geraten und sorgt so zunächst für wilde Irrungen und Wirrungen, bis sich am Ende das Chaos dann doch zum erahnten Happy End lichtet.

(c) Theater an der Niebuhrg

Auch wenn es kurz vor Spielbeginn einige kurze Regenschauer gibt, bleibt die Aufführung weitestgehend trocken, zumindest wenn man von Tropfen aus dem Himmel ausgeht. Solche, die während der gut zweistündigen Show aber als Lachtränen aus den Augen des Publikums rinnen, bleiben davon unbehelligt. Julia Kretschmer gelingt als Tochter Doro sowohl schauspielerisch als auch gesanglich eine beachtliche Leistung – ihr in nichts nach stehen Marion Müller als Mutter Maria und Mariano Skroce als Vater Richard. Alle Drei zusammen kreieren eine Familie, wie sie sich wohl jeder vorstellen könnte. Autor Thomas Schiffmann steht als Sänger Björn und Klatschreporter Berger selbst in einer Doppelrolle überzeugend auf der Bühne und liebt und streitet sich mit seiner Reporter-Kollegin und Ex-Freundin Julia bzw. Sänger-Kollegin Ulla, beide ebenfalls überaus authentisch und gesanglich herausragend dargestellt von Nina Barton, durch das Bühnengeschehen. Eine großartige Leistung zeigt Markus Peters, ebenfalls in einer Doppelrolle besetzt, einerseits als etwas einfältiger Freund Jürgen und auf der anderen Seite als größtenteils vollalkoholisierter Schlagerstar Dieter Kern, ebenso wie Gordon Heckes als Showmaster Peter Helmut Brock. Ähnlichkeiten zu lebenden oder bereits verstorbenen Personen sowie zu einer langjährigen und sicher noch vielen bekannten Schlagershow sind wohl nicht nur rein zufällig gewählt und ziemlich sicher auch so ein ganz kleines bisschen gewollt.

(c) Theater an der Niebuhrg

Wer für einen Abend abschalten, sich in die Vergangenheit zurückversetzen lassen möchte, ein Freund von Schlagern ist und vieles auch mit einem Augenzwinkern sehen kann, ist im Niebuhrger Parkbanktheater und der abgedrehten Show um Liebe, Laster und Intrigen mit den schönsten deutschen Schlagern wie „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“, „Der Junge mit der Mundharmonika“, „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ oder dem „Schönen Mädchen von Seite eins“, welches „Im Wagen vor mir fährt“ absolut richtig und wird ein paar Stunden bestens unterhalten – und am Ende ist wirklich jedem klar: Schlager lügen nicht! Weitere Vorstellung werden noch am 25./26. und 27. September gespielt. Tickets gibt es über die Website des Theaters https://niebuhrg.de/ oder persönlich sowie telefonisch im Ticketshop auf der Niebuhrg.

 

Weiterführende Links:

Facebook: Theater an der Niebuhrg
Website: Theater an der Niebuhrg
Mariano Skroce

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