Patrick Stanke – besinnlich

…in Stößels Komödie Wuppertal

20. Dezember 2019

 

Weihnachten – die Zeit der Wünsche, der Träume und der gemütlichen Abende mit der Familie auf der Couch, den Pyjama bereits übergestreift. Der Fernseher läuft und zeigt die beliebtesten Filme zu dieser Jahreszeit. Wir schreiben den 20. Dezember 2019, als Patrick Stanke zu besinnlichen Stunden in die Komödie Wuppertal einlädt, um auf das kurz bevorstehende Fest einzustimmen. Der gemütliche Saal bietet etwa 150 Gästen Platz und lässt für den heutigen Abend eine beinahe kuschelige Stimmung aufkommen. Fast fühlt man sich wie im eigenen Wohnzimmer oder aber wie in dem der Familie Stanke. Das Keyboard des Gastgebers steht umringt von Weihnachtsbaum und Geschenken da, eine kleine Bar lädt zum Verweilen ein, Bilder hängen an der Wand und auch ein gemütliches Sofa mit Sekretär im Hintergrund fehlt nicht.

 

 

Mit nachdenklich stimmenden Klängen zu „In meinen Träumen“ im Original aus dem Film „Kevin allein zuhaus“ und ins Deutsche übersetzt von Sängerkollege Christian Alexander Müller, betritt der Protagonist mit einer viertelstündigen Verspätung elegant gekleidet den Raum. Hat jemand bisher das typische Weihnachtsfeeling vermisst, schleicht es sich spätestens jetzt in die Herzen aller Anwesenden. Allerdings dürfte zumindest einigen der Zuschauer, viele sind zum wiederholten Male angereist, aber auch bewusst sein, dass Patrick Stanke nicht nur besinnliche Töne anschlagen kann, sondern ihm der Schalk oft genug aus dem Nacken springt und dieser dann nicht nur ihn und seine Bühnengäste trifft.

Früh packt er in diesem Jahr seinen immer wieder gern genommenen „Vorleseonkel“ aus und begeistert mit „Advent“, einer leicht bösen Erzählung von Viktor von Bülow, besser bekannt als Loriot. Überhaupt hat Stanke am heutigen Abend einige Geschichten zusammengetragen, die für große Fröhlichkeit sorgen. Allein die Textzeile „Ein Kuss ist, wenn zwei Lippenlappen in Liebe aufeinander klappen, und dabei ein Geräusch entsteht, als wenn die Kuh durch Matsche geht“, oder sein selbstverfasstes Gedicht „Ballade an den Keks“ lassen Lachtränen kullern.

 

 

Dass Stanke aber durchaus in der Lage ist, seine Konzerte weder in die eine noch die andere Richtung kippen zu lassen, beweist er durch die perfekte Zusammenstellung seines Programms. Er hält gekonnt die Waage zwischen Spaß und Gefühl, fordert sein Publikum durch blitzschnelles Umschalten zwischen diesen Emotionen und erreicht so eine glaubhafte Authentizität. Außerhalb der Geschichten werden eher ruhige und besinnliche Töne angeschlagen. Die Songliste bedient zwar nicht direkt die klassischen Weihnachtssongs, bietet aber jedem bekannte. So finden sich „Let it snow“ oder „White Christmas“ und auch „Oh holy night“ sowie „It’s beginning to look a lot like Christmas“ darauf.

Als Gäste hat sich Stanke die Sangeskollegin Annika Boos und den Singer and Songwriter Marco Lombardo eingeladen, der Vielen eher als Moderator vom WDR-Fernsehen bekannt ist. Annika Boos begeistert mit Liedern wie „Küss mich, halt mich, lieb mich“, der Melodie aus dem Weihnachtsfilm Nummer eins „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, oder zaubert mit einem hochemotionalen „Kissing you“ aus dem Film „Romeo & Julia“ berauschende Stille in den Raum. Auch Popsongs passen in den gesteckten Rahmen. Vor allem der nach Wuppertal zugezogene Italo-Hesse Marco Lombardo bewegt sich in diesem Genre, welches er mit Liedern von Ed Sheeran „Perfect“ oder Damien Rice „Trust an True“ bedient, überzeugt aber auch mit der von ihm selbstgeschriebenen gefühlvollen Ballade „Ich lad dich ein“, die er gemeinsam mit Annika Boos in Deutsch und Italienisch gesungen zum Besten gibt.

 

Allein, zu zweit aber auch zu dritt ziehen die Protagonisten ihre Zuhörer in den Bann und berühren gemeinsam mit eingängigen Balladen wie „Falling Slowly“, „A Million Dreams“ oder dem bekannten „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Als Ersatz für die leider krankheitsbedingt ausgefallene Marina Komissartchik, sorgt heute Pauline Gropp, eine hochtalentierte junge Pianistin, für die musikalische Begleitung. Obwohl sie spontan ihre Hilfe zugesagt hat, die Zeit für eine vorherige Probe mit knapp zwei Zeitstunden vor Konzertbeginn äußerst knapp bemessen war und sie die Songs zum größten Teil unmittelbar und ungeübt vom Blatt abspielen muss, gelingt ihr dies großartig.

 

 

 

Natürlich kommt auch das Publikum in einem Weihnachtskonzert von Patrick Stanke nicht ungeschoren davon. Ein gemeinsames Lied haben sich alle bereits vorab selbst auf die Fahnen geschrieben. Sie gratulieren dem Hauptakteur mit „Viel Glück und viel Segen“ im Kanon gesungen und mit Unterstützung von Annika Boos zu dessen 30. – hätte er wohl gern – nein 40. Geburtstag. Da sie nun schon einmal eingestimmt sind, möchte Stanke im weiteren Verlauf wissen, ob seine Zuschauer textsicher bei den klassischen Weihnachtsliedern sind. Hierzu zieht er das wohl bekannteste Weihnachtslied überhaupt „Stille Nacht“ heran und verfolgt schmunzelnd den Gesang, der teilweise doch sehr textdifferenziert klingt. Und da es nun mal wirklich das bekannteste Weihnachtslied auf der ganzen Welt ist, tragen es im Anschluss Boos auf Englisch und Lombardo („als wenn ich da textsicher wäre“) auf Italienisch vor. Stanke selbst versucht sich an der französischen Version und setzt damit einen weiteren lustigen Höhepunkt, gibt er doch unumwunden zu, und so klingt es zwischen seinen eigenen Lachern auch, dass er kein einziges Wort dieser Sprache beherrsche.

Das Trio auf der Bühne zeigt sich bestens gelaunt, harmonisch im Miteinander und überträgt so eine gelöste und zufriedene Stimmung in die Saalreihen. Sie interagieren nicht nur in der Moderation mit ihren Besuchern, sondern beziehen sie durchgehend, auch während der Songs, mit ein, reagieren auf Zwischenrufe oder werfen gar selbst ungeplante, spontane Fragen und Ideen ein. Alles fügt sich zu einer Einheit. Die Stimmung hilft zu entschleunigen und das Gedankenkarussell, gebaut aus dem Stress der Alltaghektik, zu entspannen. Auch dass Stanke, wie er schon zu Beginn bemerkte, nicht ganz fit ist und ihn gegen Ende des Konzertes seine Stimme ganz verlässt, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Allerdings endet der Abend dann auch mit dem geplant letzten Song „You raise me up“ und das Publikum entlässt seinen „Weihnachtsboten“ mit guten Besserungswünschen, ohne Forderung einer Zugabe, in die Nacht.

 

Ein gelungener Abend, der sich lustig und emotional, bewegend und berührend zeigt, geht wieder viel zu schnell zu Ende. Aber bekanntlich ist ja nach dem Konzert vor dem Konzert und Vorfreude halt auch die schönste Freude. Daher drängeln sich unmittelbar nach Schluss bereits wieder die ersten Kartenkäufer für das in gleicher Location für den 20. Dezember 2020 festgesetzte, nächstjährige „Patrick Stanke – besinnlich“ an der extra zu diesem Zweck noch geöffneten Kasse.

Weiterführende Links:

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Website: Patrick Stanke
Annika Boos
Marco Lombardo
Pauline Gropp
Stößels Komödie Wuppertal

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