Im Gespräch mit Christian Funk

Interview mit einem Ex-Vampir

 

„Herbert hat sich am meisten in mein Herz gebrannt. Er hat mir in meinem Leben einfach die größte Veränderung beschert!“

 

555 x stand er als Herbert im Musical „Tanz der Vampire“ auf der Bühne,
12 verschiedene Grafen von Krolock durfte er Vater nennen,
7 wechselnden Alfreds warf er chancenlos sein Herz zu Füßen,
5 Städte konnte er dabei bereisen, und war in
2 unterschiedlichen Produktionen zu sehen.

CHRISTIAN FUNK

 

(c) Philipp Dietrich

 

„Stars & Stage“, das neue Konzertformat des Veranstalters Mati Music Concerts möchte in Zukunft die gemütlichen Räumlichkeiten im Obergeschoss des C. Bechstein Centers im Chilehaus in Hamburg für die monatliche Präsentation diverser Künstler nutzen. Für die Eröffnung ihrer Konzertreihe konnten sie genau den Mann gewinnen, der vielen eben als Herbert aus „Tanz der Vampire“ bekannt ist. Heute steht er allerdings ungeschminkt und als er selbst auf der kleinen Bühnenfläche vor dem schwarz glänzenden Flügel und unterhält gekonnt seine Gäste mit einem kurzweiligen und gut durchdachten Programm.

(c) Stage Entertainment

Nach dem Event bekommen wir die Gelegenheit, uns mit Christian Funk zu einem persönlichen Gespräch zu treffen und von ihm Antworten auf einige unserer Fragen zu erhalten. „Es gab kein Schlüsselerlebnis – zum Studium an der UdK (Universität der Künste in Berlin) bin ich wirklich nur durch 1000 Zufälle gekommen“, erklärt er auf unsere Frage zum Wie und Warum er zum Musicaldarsteller wurde. „Eigentlich wollte ich Biogenetik studieren, also etwas ganz anderes, habe aber immer schon gerne gesungen und Musik gemacht. Dass ich dann aber das Künstlerdasein als meine Profession und Leidenschaft entdeckte und merkte, dass ich mir gar nichts anderes vorstellen kann, das kam tatsächlich erst während der Ausbildung.“ Zu Beginn habe er nicht einmal eine richtig konkrete Vorstellung vom ganzen Umfang seines zukünftigen Berufes gehabt, außer dass er wusste er singt, tanzt und schauspielert gerne. „Natürlich macht man sich so seine Vorstellungen, aber was tatsächlich alles dranhängt, das ständige Umziehen, teilweise in fünf Städten in einem Jahr zu wohnen, dauernd durch die Gegend zu fahren und aus dem Koffer leben zu müssen, ganz zu schweigen davon, wie es ist auch mal keinen Vertrag zu haben, das wird einem erst richtig bewusst, wenn man es das erste Mal erlebt.“

(c) Mati Music Concerts GbR

Bereits im Konzert erzählt Christian seinen Gästen von der Unterstützung, die er in jeglichen Situationen durch seine, auch am heutigen Abend anwesende, Familie erfahre. „Ja, es ist wirklich genauso, wie ich es eben in der Moderation erzählt habe. Meine Eltern und meine Familie stehen immer, und das war von Anfang an so, voll und ganz hinter mir und lassen mich, bei allem was ich mache, ihre bedingungslose Unterstützung erfahren. Ich habe, glaube ich, bis heute noch nicht eine einzige Premiere gespielt, ohne dass meine Familie als erste nach Karten fragte und unbedingt dabei sein wollte.“

Gerade einmal 28 Jahre ist der sympathische Künstler, der sein Studium 2014 mit Diplom beendete, alt und dennoch hat er durch die viele verschiedenen Rollen, die er schon verkörpern durfte, bereits eine große Bühnenerfahrung. Sein erstes Solokonzert bestritt er nur zwei Jahre nach seinem Abschluss und natürlich drängt sich uns die Frage auf, ob dies von Beginn an sein Ziel war, oder ob ihm auch hier der Zufall in die Hände gespielt hat. „Ich liebe es zwar in andere Charaktere zu schlüpfen und in den unterschiedlichsten Rollen auf den Bühnen zu stehen, aber in einem Musical ist man ja nie frei in dem was man macht. Das Stück gibt die Songs vor und auch in welcher Emotion sie dargeboten werden müssen, damit alles zusammen funktioniert. Ein Solokonzert eröffnet einem da nochmal ganz andere Möglichkeiten und genau das fasziniert mich daran“, gerät er ins Schwärmen. „In meinem eigenen Konzert kann ich all das ausprobieren, was auf meiner langen, persönlichen To-Do-Liste steht. All die Songs, die ich unbedingt einmal machen möchte, ganz egal ob es vielleicht Damenstücke sind. Hier kann man sich einfach auch mal ausprobieren.“

(c) Julian Freyberg

Ob es schwieriger sei in einem Solokonzert oder einem Musical auf der Bühne zu stehen, ließe sich für ihn nicht genau sagen – beides habe seine besonderen Herausforderungen. „Als Castmitglied bist du ein Teil der Geschichte und erzählst die deines Charakters stringent. Im Solokonzert bin ich in erster Linie ich selbst, ich als Mensch und nicht eine Rolle, die ich nur spiele. Stimmlich ist ein Konzert ebenfalls eine ganz andere Herausforderung, schließlich hast du als Protagonist mit Moderation und Programm sehr viel mehr zu tun als in einem Stück. Für mich bedeutet das einfach viel mehr Verantwortung und das gefällt mir sehr gut.“

„Na, Herbert – ganz klar!“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen auf unsere Frage nach der Rolle, die ihm am meisten ans Herz gewachsen sei, aber postwendend kommt eine kleine Korrektur: „Ich muss das ein wenig differenzierter formulieren. Herbert hat mir in meinem Leben die größte Veränderung beschert – er hat einfach die größte Beachtung erhalten und ist mir wohl deswegen am meisten im Herzen geblieben. Die größte Herausforderung war allerdings Action in der ‚West Side Story‘ – er ist am allerweitesten von mir als Person entfernt und war deshalb in der Darstellung nicht einfach.“

(c) Stage Entertainment

Herbert – Die Rolle, mit der die meisten Musicalbegeisterten Christian Funk verbinden, begleitet ihn bereits seit 2017. Zunächst in der moderneren Produktion in St. Gallen und später in Stuttgart, Hamburg, Berlin und Köln in der Ur-Fassung. „Ich kann nicht mal wirklich sagen, welche der Inszenierungen mir besser gefallen hat.“ Beide Produktionen hätten ihre eigenen Kleinigkeiten, die sie für ihn zu etwas Besonderem haben werden lassen, erläutert er uns. „In St. Gallen war ich von Knoblauch bis zum Gebet noch im Ensemble, wurde dann erst auf Herbert umgeschminkt und war auch in Ewigkeit mit dabei – dort hatte ich einfach viel mehr Bühnenzeit, was ich klasse fand. Auch war dort das Moderne, etwas Entstaubte sehr schön und Herbert war ein wenig dominanter und aggressiver, wohingegen er in der Ur-Fassung ja verspielter daherkommt. Die Originalinszenierung hat aber auch was, schließlich ist sie ja nicht umsonst bereits seit 22 Jahren auf der Bühne. Diese unglaublich opulenten Kostüme und das Originalsetting machen nochmal eine ganz andere Magie aus. Ich kann wirklich keinen Favoriten benennen.“

Schmunzelnd muss sich Christian erst sammeln, als ich ihn, ein wenig weg von jeglicher Realität, bitte mir seine Idee von Herberts Geschichte zu schildern. Wie kam Graf von Krolock zu seinem Sohn, wo er doch als Vampir eigentlich keine Kinder zeugen können dürfte? „Ich habe mir tatsächlich dazu eine komplette Geschichte zurechtgelegt”, lacht er. “Ich denke, dass er auch schon als Mensch der Sohn vom menschlichen von Krolock und seiner menschlichen Mutter war, alles andere wäre für mich unlogisch.“ Seiner Meinung nach habe seine Mutter seine Geburt nicht überlebt und als von Krolock zu einem Vampir wurde, habe dieser etwas später seinen Sohn eigenbissig verwandelt, damit er ihn nicht auch noch, wie vorher bereits seine Frau, verliere müsse.

(c) Mati Music Concerts GbR

Wenn man durch eine Rolle wie die des Herbert in „Tanz der Vampire“ plötzlich einer ganz breiten Masse bekannt wird, wenn man dann womöglich auf der Straße erkannt wird, verändert sich das Leben wohl schlagartig. Uns interessiert, wie Christian zu seinen Fans steht und ob er sich irgendetwas von ihnen wünschen würde. „Ich bin, wenn meine Fans nach der Show zur Stagedoor kommen, tatsächlich sehr offen, weil ich das einfach schön finde. Das ich meinen Beruf so ausüben kann, wie ich es mache, dass meine Solokonzerte erfolgreich sind, das heutige beispielsweise nach nur 22 Stunden ausverkauft war, das verdanke ich ja nur der Unterstützung durch meine Fans“, zeigt er sich dankbar. „Mit relativ einfachen Mitteln kann ich meinen Fans, die oft weite Wege und hohe Kosten in Kauf nehmen, um mich auf der Bühne zu sehen, etwas zurückgeben. Manchen bedeutet es so viel und es ist so ein Leichtes für mich mit ihnen ein schönes Foto zu machen, ein nettes Wort an sie zu richten oder ihnen ein Autogramm zu geben, sie haben das einfach verdient. Ich mag den Austausch mit ihnen und ihre Rückmeldungen. Es freut mich, sie glücklich machen zu können, ihnen den Abend zu versüßen und ich wünsche mir einfach, dass sie mir treu bleiben.“

Wenn er einen Tag lang in eine andere Person schlüpfen dürfte, wäre das eine mit einem ganz trockenen Beruf, vielleicht in der Verwaltung einer Bank oder Versicherung oder gar in der Politik, erzählt er uns nach kurzer Überlegung. „Eine konkrete Person zu benennen fällt mir schwer, aber Ich würde mir eine aussuchen, die im krassen Kontrast zu dieser lauten und schrillen Theaterwelt steht, einfach um auch mal etwas Neues zu entdecken.“

(c) Julian Freyberg

Um noch ein wenig weiter vom Bühnenmenschen Christian Funk wegzugehen und ihn privat ein wenig näher kennenzulernen, möchten wir von ihm wissen, was er im realen Leben für ein Mensch ist und was ihm persönlich wichtig ist. Einen kurzen Moment benötigt er, um uns seine Antwort zu präsentieren. „Ich finde es schwer, mich selbst zu beschreiben“, sinniert er. „Ich bin relativ unkompliziert – ich möchte, dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht. Das liegt mir am Herzen. Ansonsten würde ich sagen, dass ich ein relativ offener und positiver Mensch bin.“ Augenzwinkernd und lächelnd erzählt er: „Ich passe ganz gut in meine norddeutsche Heimat, es ist nicht leicht mich aus der Ruhe zu bringen. Ich denke, offen, neugierig und überlegt trifft es wohl am ehesten!“

Abschließend nennt er uns sein Lebensmotto mit einem Zitat von Oscar Wilde: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!“ Schon einige Male habe er das Zitat genutzt. Es sei zwar eher Küchentischphilosophie, aber für ihn eben ein wirklich schöner und wahrer Spruch, den er sich sogar an seinem Kühlschrank vorstellen könne. „Das Zitat ist so schön, weil es für mich so viel relativiert. Immer wenn ich mal gefrustet bin, weiß ich es geht irgendwie weiter, das war noch nicht das Ende!“

 

(c) Mati Music Concerts GbR

Wir durften einen sehr sympathischen jungen Mann kennenlernen, der es sich trotz des anstrengenden Konzertes nicht hat nehmen lassen, seinen Fans beim anschließenden Meet & Greet geduldig jeden Foto- und Autogrammwunsch zu erfüllen. Vielen Dank, Christian, dass du auch noch uns, obwohl schon zu fortgeschrittener Stunde, mit ehrlichen und herzlichen Statements Rede und Antwort gestanden bist.

Weiterführende Links:

Christian Funk Official
MaTi Music Concerts

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