This is the Greatest Show

…im Capitol-Theater Düsseldorf

Premiere: Düsseldorf, 12. März 2020

 

(c) Sound of Music Concerts – Semmel Concerts

 

Es ist ein sonderbares Gefühl – das Land geprägt vom Beginn der COVID-19-Pandemie, niemand weiß so wirklich, was kommen wird, wie man sich gerade im Moment verhalten soll oder kann, oder was es in Zukunft an kulturellen Großveranstaltungen noch wie geben wird. Im ganzen Land und auch rund um den Düsseldorfer Veranstaltungsort herum werden Events abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben. Auch für die Veranstalter des neuen, unter der Reihe „Die größten Musicalhits aller Zeiten“ angelegten Konzertformates „This is the Greatest Show“, Sound of Music Concerts und Semmel Concerts, steht die Premiere am heutigen Tag noch bis nur eine Stunde vor Beginn auf wackeligen Füßen, wie uns Dr. Elke Rudolph von Semmel Concerts erklärend mitteilt. Es liegt einzig in den Händen der zuständigen Behörden, alles vielleicht doch noch in letzter Minute abzusagen. Gegen 19 Uhr ist die Erleichterung aber groß, dass diese Premiere, als eine der wenigen in diesen Tagen, tatsächlich stattfinden kann.

 

Frühlingshafte Temperaturen laden die zahlreichen Gäste – auch wenn einige auf Grund der Sorge um ihre Gesundheit der Veranstaltung fernbleiben, ist der Konzertsaal nahezu voll besetzt – auf den Hof des Capitoltheaters. Das umfangreiche und bebilderte Programmheft enthält neben der Vorstellung der gesamten Cast die Songliste, mit der den Unterhaltungen schon vor Beginn reichlich Futter gegeben wird und lässt sich die allesamt gut gelaunten Besucher auf ihre Sitzplätze begeben.

Bereits der namensgebende Eröffnungssong streut Energie und Spielwillen der Cast um Jan Ammann, Mark Seibert, Michaela Schober, Roberta Valentini und der 13 Showman-Singer ins Publikum, welches sich nur allzu gerne aus den momentanen Alltagswirren heraustragen lässt, von den ersten Tönen an begeistert mitgeht, den Protagonisten förmlich an den Lippen klebt und ihnen jede Unterstützung in der auch für sie unwirklichen und unsicheren Situation zuteil werden lässt. Wie immer garantiert die Band um Veranstalter Sound of Music-Concerts, für diese Tour unter der Leitung von Musical Supervisor Bernd Steixner, mit Manuel Grüter und Matthias Lüdeke (Gitarre I und II), Sebastian Hartung und Philipp Gras (Keyboard I und II), Matthias Plewka (Drums & Percussion), Rolf-Dieter Mayer (Bass) und Christian Niehues (Bass & Arrangements) für beste musikalische Begleitung. Konzept & Produktionsleitung liegen in den bewährten Händen von Andreas Luketa. Die Moderation, immer mit einem kleinen Augenzwinkern versehen, übernimmt Florian Heinke.

 

Das Konzept ist durchdacht und hält erfreulicherweise viele Überraschungen und sicher für einige der Zuschauer auch Songs aus unbekannteren Stücken bereit, allesamt unterstrichen von passenden Kostümen, die den Rahmen dieses Formats gelungen abrunden. Gestaffelt nach Jahreszahlen zieht sich das Programm durch fünf Jahrzehnte Musical, Musicalfilme und Musikfilme, beginnend in den 70ern mit einem Medley aus John Travoltas Paradefilm „Saturday Night Fever“, mit dem die Showman-Singer Marius Bingel und Sophie Alter, unterstützt von Mark Seibert, glänzen können. Überhaupt kommen die Zuschauer an diesem Abend nicht nur in den Genuss der allseits beliebten und bekannten Stimmen der vier Zugpferde, sondern jedes einzelne Ensemblemitglied bekommt seine eigene Zeit auf der Bühne.

Viele Höhepunkte gäbe es zu benennen, aber zweifellos ein besonderer ist Jan Ammann im Kostüm des Frank’n’Furter aus der „Rocky Horror Show“, der mit „Sweet Transvestite“ gekonnt mitzuziehen versteht. Eine Augenweide bieten ebenfalls Marie-Therese Anselm und Marius Bingel mit ihrem originalgetreuen Tanz zu „I’ve had the Time of my Life“ aus einem der beliebtesten Filme der 80er Jahre: „Dirty Dancing“, bei dem sich Ammann/Schober und Seibert/Valentini den Gesangspart teilen. Auch Sergey Mishchurenko, bekannt aus dem Zirkus Roncalli, trägt mit seinen untermalenden ästhetischen Tanzeinlagen zum großartigen Gesamtbild bei.

Jeder auch nur bekannte Film, der sich heute auch auf einer Musicalbühne wiederfindet, wird angerissen. Weder auf „Flashdance“, „Footloose“ oder „Fame“ wird verzichtet, noch wird versäumt „Grease“, „Bodyguard“ oder „Das Phantom der Oper“ anzureißen. Mit einem beschwingten Medley aus „Mamma-Mia“ verabschiedet sich die Cast nach einem langen und intensiven ersten Akt dann auch schwungvoll in die wohlverdiente Pause.

Die Begeisterung des Publikums ist während der durchaus nötigen Erholung überall zu spüren und zu hören und so freuen sich alle auch auf den zweiten Teil, den Karolien Torensma mit ihren Interpretationen zu „You haven’t seen the last of me“ und „Welcome to Burlesque“ aus dem gleichnamigen Musicalfilm gekonnt zu eröffnen versteht. Nun kommen auch die in den letzten Jahren neuen, erfolgreich gelaufenen Musicalfilme „La La Land“ und „A Star is born“ zu Gehör. Michaela Schober verzaubert mit „Verrückt wie sie“ und auch Mark Seibert und Roberta Valentini erzeugen Gänsehautfeeling mit ihrer emotionalen Version von „Shallow“, bevor Christina Patten mit „Before I cry“ so manchen nach einem Taschentuch greifen lässt.

 

 

Den allerdings weitaus größten Höhepunkt behält sich das Format für den Schluss vor. Für viel Aufsehen und ein grandioses Erlebnis sorgte der erst vor kurzem in den Kinos erfolgreich gelaufene Musicalfilm „The Greatest Showman“ mit Hugh Jackman in der Titelrolle. Ausgestattet mit opulenten, dem Original getreu nachempfundenen Kostümen gelingt es den Protagonisten, die Zuschauer in die Kinosessel zurückzuholen und sie für kurze Zeit staunend in die Welt von Zirkuspionier B. T. Barnum zu entführen. Viel zu früh endet für die begeistert applaudierenden und mittanzenden Zuschauer ein gelungener, verzaubernder Abend mit den Zugaben „From now on“ und der Wiederholung des Eröffnungssongs.

Leider musste der weitere Verlauf dieses besonderen und anderen Konzert-Show-Formates nach den ersten beiden Vorstellungen in Düsseldorf, wie alles in dieser surrealen Zeit, ebenfalls gecancelt und ins nächste Jahr verschoben werden. Aber diese beiden ersten Eindrücke konnten gewaltige Spuren und große Vorfreude auf das nächste Jahr hinterlassen. Bleibt nur zu hoffen, dass es den Veranstaltern gelingt, dieselbe großartige Cast zu verpflichten, damit alle anderen Karteninhaber in denselben Genuss kommen können wie jene dieser ersten beiden bereits gespielten Vorstellungen.

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