The Milestones Project – 2023

“Ein Hoch auf uns”

Ebertbad Oberhausen – 15.02.2023

 

 

Am 14. und 15. Februar dieses Jahres brachte Veranstalter Sound of Music Concerts, unter der bewährten Leitung von Andreas Luketa und Markus Tüpker, einen Klassiker aus der eigenen Kreativwerkstatt zurück auf die Bühne. Konnte man sich in den vergangenen Jahren durch internationale Meilensteine der Musikgeschichte mit guter Laune anstecken und zumindest ein wenig aus dem Alltag entführen lassen, so wurde „THE MILESTONES PROJECT“ dieses Jahr in ein neues Gewand gesteckt: „Ein Hoch auf uns“. Die drei bekannten und beliebten Musicaldarsteller Jan Ammann, Andreas Bieber und Patrick Stanke sowie der waschechte Popstar Volkan Baydar, Sänger der Band „Orange Blue“, präsentieren mit dem neuen Programm diesmal die erfolgreichsten deutschsprachigen oder von großen deutschen Musikgrößen geschriebenen Hits von den 70ern bis heute. Unterstützt werden die vier von zwei stimmgewaltigen Damen, nämlich Tamara Albers (Peters) und Gülfidan Söylemez, die beide auch solistisch tätig werden und ihre wunderbaren Stimmen zum Klingen bringen.

Die Setlist des Abends entführt uns quer durch die letzten Jahrzehnte deutscher oder deutsch gemachter Popmusik, von Westernhagen (Freiheit) über die Scorpions (Rock you like a hurrican) und Opus (Live is Live) bis hin zu Andreas Bourani (Auf uns), Vincent Weiss (An Wunder) oder Silbermond (Symphonie). Natürlich fehlt auch nicht der Abstecher in die Schlagerwelt zu Songs, die durch Marianne Rosenberg (Er gehört zu mir), Reinhard Fendrich (Macho Macho) oder auch Helene Fischer (Herzbeben) bekannt wurden.

Mit den drei Superstars des Musicals stellen die Verantwortlichen absolute Zugpferde auf die Bühne, auf die die Songs perfekt zugeschnitten wurden. Die großartigen Arrangements durch die, wie bei Sound of Music Concerts üblich, live fantastisch aufspielende Band begleitet, lassen längst bekannte Hits auch mal in anderem Licht erscheinen. Andreas Bieber verwandelt „Lemon Tree“ im Original von Fools Garden, in eine berauschend sanfte Ballade, die es eigentlich verdient als eigenständiges Cover veröffentlicht zu werden und trotz aller Sanftheit den Anschluss an die vorangegangenen schnelleren Nummern nicht verliert. Volkan Baydar bringt das Flair des Eurovision Song Contest zurück auf die Bühne, indem er Conchita Wursts großartigen Gewinnersong „Rise like a Phoenix“ ebenso darbietet und mit Sarah Connors rührigem „From Sarah with love“ gelingt es ihm, das Publikum augenblicklich in seinen Bann zu ziehen.

Plötzlich überraschend emotional geht es bei Patrick Stanke zu, der Ina Regens „Wie ein Kind“, sich selbst am Klavier begleitend, zum Besten gibt und später mit „Supergirl“ die schnellere Seite seines Könnens unter Beweis stellt. Jan Ammanns wunderbar warme und weiche Stimme verleitet zu den Klängen von Silbermonds „Symphonie“ einerseits dazu, sich wegzuträumen und den stressigen Alltag hinter sich zu lassen, holt aber auf der anderen Seite alle rockend zu Joachim Witts „Der goldene Reiter“ wieder zurück ins Hier und Jetzt.

Für den Klamauk und die die Waage der Emotionen haltenden Lachtränen des Abends sorgt dann wieder einmal mehr Andreas Bieber. Mit seiner österreichisch-deutschen Interpretation des Gassenschlagers „Hulapalu“ von Andreas Gabalier aus unserem ebenfalls muttersprachigen Nachbarland lässt er die anwesenden Gäste schnell von den Stühlen springen, sofern sie seit dem ersten Auftritt der Sänger überhaupt wieder zum Sitzen übergegangen sind, und wird dafür mit frenetischem Applaus gefeiert.

Die beiden Damen ergänzen die Herren nicht nur in den Backings, sondern bereiten dem Auditorium sichtlich Freude mit ihren Solo- und Duettnummern. So sieht man „Vincent“ (Sarah Connor) und seinen Liebeskummer, dargeboten von Gülfidan Söylemez, quasi bildlich vor sich und nutzt zu „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg, mit gehörigem Schwung interpretiert von Tamara Albers, jeden Fitzel freien Platz zum Tanzen, um dann zu Kerstin Otts „Regenbogenfarben“ förmlich zuzuschauen, wie sich ein solcher mit all seinen Schattierungen über den beiden Damen am Horizont ausbreitet.

Das neue Programm „The Milestones Project – Ein Hoch auf uns“ ist als große Fete konzipiert. Trotz aller Gefühle, die dieses Programm bereithält, überwiegen tatsächlich die freundlichen, fröhlichen und zwanglosen Regungen. Die Zuschauer feiern, singen, tanzen und lachen fast den gesamten Abend. Bis zu dem Zeitpunkt, als Andreas Bieber mit der ersten Zugabe des Abends diese Fröhlichkeit fast sichtlich kappt. Zu dem nach all der enthusiastischen und entspannten Atmosphäre doch gänzlich gegensätzlichen „Amoig seg ma uns wieder“, im Original von Andreas Gabalier, wirft er große, anspannende Emotionen quasi greifbar in den Raum. Und so feinfühlig er schon bei der Anmoderation mit der Aufforderung „Schickt den Song, zu wem ihr wollt“ für fließende Tränen sorgt und so wunderbar, großartig und einzigartig er diesen Song in beiden ihm geläufigen Sprachen (Deutsch und Österreichisch) performt – dieser Augenblick gehört sicherlich zu den Höhepunkten des Abends, wenn er nicht sogar den Höhepunkt an sich bildet – so abrupt beendet er die eigentlich vorherrschende, heitere Stimmung. Auch wenn der noch folgende Schlusssong „An Tagen wie diesen“ das Ruder nahezu augenblicklich wieder rumreißt, bleibt sicherlich bei dem ein oder anderen eine Last im Bauch oder ein Ziehen im Herz zurück.

 

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