Oliver Arno – Jetzt oder nie
Wien, Metropoldi, 04.09.2020 (Nachholtermin für den 20.05.2020)
Mit dem Titel „Gemeinsam statt einsam“ eröffnet Oliver Arno sein Solokonzert nach einer unfreiwilligen siebenmonatigen Bühnenpause selbst am Klavier und bringt es schon mit den ersten Zeilen auf den Punkt: „Gemeinsam sind wir eins, nur gemeinsam schaffen wir das“. Das gilt in den heutigen Zeiten für Künstler und Publikum gleichermaßen.
Das Publikum hat seinen Gastgeber im Wiener Metropoldi sehnsüchtig erwartet, daran können auch Corona-Einschränkungen in der Bestuhlung und Masken abseits vom Sitzplatz nichts ändern. Oliver Arno und seine vier Musiker Stefan (Gitarre), Michael (Klavier), Simon (Percussion) und Clemens (Cello) werden mit lautem Applaus begrüßt und durch das Konzert getragen.
Wie schon bei früheren Konzerten bleibt Oliver Arno seinem Konzept treu und präsentiert an diesem Abend ausschließlich deutschsprachige Titel oder Übersetzungen ins Deutsche. Zahlreiche Eigenkompositionen bescheren dem Publikum abwechselnd Gänsehaut und einen Ohrwurm weit über den Abend hinaus, dazu werden Musicaltitel ins Programm eingefügt und durch kleine Anekdoten aus Arnos Bühnenerfahrung ergänzt.
Die Themen Coronapause und Systemrelevanz ziehen sich unbewusst durch das ganze Programm. Wie Oliver Arno schon bei seinem zweiten Song „Ein Held zu sein“ feststellt, könnte man den Song minimal anpassen, sodass es nicht mehr heißt „Du bist einmalig, außerordentlich bemerkenswert, du kannst es schaffen, ein Held zu sein“, sondern „Du bist einmalig, außerordentlich bemerkenswert, du kannst es schaffen, systemrelevant zu sein“. Nicht nur der Begriff „systemrelevant“ hat die vergangenen Monate sehr geprägt, sondern auch Videokonferenzen. Um diese virtuelle Nähe geht es im nächsten Song „Von Mannheim bis New York“ (Jonathan Zelter).
Natürlich kann man Musicaltitel an so einem Abend nicht ausklammern, und so entführt Oliver Arno sein Publikum mit „Der ehrenhafte Mann“ aus dem Musical „Carmen“ in den Sommer 2019, als er beim Musicalsommer Winzendorf als José die deutschsprachige Uraufführung gespielt hat. Selbstverständlich lässt es sich der Künstler nicht nehmen, zur Generalprobe etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern, denn gerade im Sommer kann bei hohen Temperaturen immer etwas Unvorhergesehenes passieren.
Sehr berührend geht es mit Oliver Arnos Eigenkomposition „Jetzt oder nie“ und der deutschen Version „Sag etwas“ (Original „Say Something“, Übersetzung von Thomas Klotz) weiter. „Bleibt wie ihr seid“ ist die Kernbotschaft des Titels „Lieber bin ich, lieber bleib ich, lieber bin ich wie ich bin.“ Ganz so ruhig kann man den ersten Teil jedoch nicht beschließen, deswegen präsentiert Oliver Arno nach einer weiteren lustigen Anekdote zum Musical „Hair“ den einzigen englischsprachigen Titel des Programms, „I got life“.
„Du warst Superman für mich“ eröffnet schließlich den zweiten Teil, darauf folgt eine weitere Eigenkomposition von Oliver Arno, die er mitten im Lockdown veröffentlich hat: „Ein Moment“. Auch der nächste Titel „Dieses eine Leben“ regt zum Nachdenken an. „Man weiß ja nicht, wie das nächste Leben sein wird, darum soll man aus diesem Leben das Beste machen, was man kann. Es geht nur um dieses eine Leben“, so Oliver Arno. Noch so eine Botschaft, die in den heutigen Zeiten wichtiger scheint als zuvor. „Dieses eine Leben ist wichtig.“
Mit „Held“ und „Der König der Straße“ präsentiert Oliver Arno zwei weitere wunderbare Songs, die gleich ins Ohr gehen und gleichzeitig Ohrwurmqualitäten haben.
Nostalgisch wird es im Folgenden mit „Löwin und Lamm“, das sehr emotional an unvergessliche Abende im Raimundtheater bei „I am from Austria“ erinnert. Mit viel Gefühl und perfektem Zusammenklang mit Clemens am Cello wird es eine sehr besondere, intime Interpretation des Titels von Rainhard Fendrich.
„Genau jetzt“ bildet dann das offizielle Konzertende und wird dank einiger „lustiger Akkorde“ noch einmal wiederholt, dem musikalischen Genuss tut das keinen Abbruch. Dass das Publikum Oliver Arno live auf der Bühne wirklich vermisst hat, merkt man spätestens beim nicht enden wollenden Schlussapplaus, sodass sich der Gastgeber zu einer Zugabe von „I got life“ hinreißen lässt.
Ein rundum schöner musikalischer Abend geht damit zu Ende und es bleibt sehr zu hoffen, dass es künftig auch mit Coronaschutzmaßnahmen zu weiteren solchen Konzertabenden kommen wird.
Titelliste:
Gemeinsam statt einsam
Ein Held zu sein
Cover von Jonathan Zelter Von Mannheim bis New York
Der ehrenhafte Mann (aus Carmen)
Jetzt oder nie
Dt. Cover von Say something -A Great Big World &Christina Aguilera (dt. Text von Thomas Klotz)
Lieber bin ich, lieber bleib ich, lieber bin ich wie ich bin
I got life (Hair)
***
Du warst Superman für mich
Ein Moment
Dieses eine Leben
Held
Der König der Straße bist du
Löwin und Lamm (I am from Austria)
Genau jetzt
Zugabe: I got life (Hair)
Wir danken Andrea Fischer für den Text.
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