This is the Greatest Show – 06.03.2023 in Berlin

Eine musikalische Zeitreise zu den Träumen

Heute unternehmen wir eine kleine Zeitreise: zurück in den März, zu den letzten Zügen des Winters. An einem kalten Montagabend verwandelte Semmel Concerts in Zusammenarbeit mit Sound Of Music Concerts die größte Theaterbühne der Welt, die des Berliner Friedrichstadt Palastes, in eine Traumwelt, die einmal quer über den ganzen Globus führte. Mit „This is the Greatest Show“ knüpften die Veranstalter nahtlos an den Erfolg des Vorjahres an.

Vor knapp 1900 Zuschauern, also ausverkauftem Haus, ließen die 17 Künstler ihre Figuren auf der Bühne für mehr als drei Stunden lebendig werden und den im März doch noch sehr grauen, regnerischen und kalten Alltag in den Hintergrund rücken.

Durch den Abend führte Andreas Bieber, der in die Rolle des Moderators schlüpfte und es sich nicht nehmen ließ, die eine oder andere Anekdote zum Besten zu geben.

Mit „This is the Greatest Show“ wurde das gleichnamige Bühnenspektakel von allen anwesenden Bühnenkünstlern gemeinsam eröffnet und die musikalische Zeitreise durch zahlreiche Jahrhunderte begann.

Den Auftakt machte ein Block mit „Musicalhits in Germany“. Was sich liest wie eine Schlagersendung, entpuppte sich als alles andere als altbacken.

Mit „Freiheit für Nottingham“ aus dem Erfolgsmusical „Robin Hood“ entführten Friedrich Rau und Nadine Kühn ins England des 12. Jahrhunderts. Beide spielten bereits im Vorjahr in der ersten Spielzeit des hitverdächtigen Erfolges von Spotlight Musicals und ließen an diesem Märzabend in Berlin Sehnsucht nach dem Sherwood Forest. Neugierige und Wiederholungstäter haben ab Juni die Chance, das Stück in Fulda wieder zur Gänze zu genießen.

Abgelöst wurden sie von Maya Hakvoort, Michaela Schober und Froukje Zuidema, die das Publikum zu den „3 Musketieren“ nach Frankreich, etwa 500 Jahre später, mitnehmen und sich bei „Wer kann schon ohne Liebe sein?“, gleichermaßen sehnsuchts- wie auch kraftvoll darüber austauschen, welche Erfahrungen sie bereits mit der Liebe gemacht haben und sich darüber einig sind, einen Mann zu wollen, der ihnen zur Seite steht und ihre Sehnsüchte erfüllt. Bei der gefühlvollen Interpretation war Gänsehaut vorprogrammiert.

Diese wurde durch einen weiteren Musicalneuling noch einmal aufrechterhalten. 2021 feierte „Knockin‘ on Heaven’s door“ am Stadttheater Fürth seine umjubelte Premiere und Fans warten seither auf eine Neuaufnahme. Jonas Hein, der hier bereits einen der Hauptcharaktere verkörpernd auf der Bühne stand, schlüpfte erneut in seine Rolle und bekam bei „Mehr in mir“ tatkräftige Unterstützung von Drew Sarich.

Der nächste große Block führte in die deutsche Hauptstadt, zu „Ku’damm 56“ nach dem gleichnamigen Serienerfolg. Eine Reihe an Songs bot nicht nur dem Ensemble die Gelegenheit, auch die tänzerischen Fähigkeiten auszupacken, sondern gab auch einen Einblick in das umjubelte Stück.

Weitere Stationen der musikalischen Reise gingen mit Joseph ins Alte Ägypten, bei der Andreas Bieber die Moderation gegen sein Kleid der vielen Farben eintauschte, mit sprechenden Zügen auf die Schiene, ins fiktive Arendelle zur Eiskönigin, auf eine nicht ganz reale griechische Insel oder auch nach Transsilvanien.

Jede Haltestelle bot kleine musikalische Leckerbissen. So gab zum Beispiel Drew Sarich mit „Warte noch“ einen beeindruckenden Einblick in die deutsche Übersetzung von „Hamilton“. Abwechslungsreich zeigte sich auch ein Medley aus „Moulin Rouge!“, bei dem Sophie Alter und die Showmansinger mit „Bad Romance“ die Stimmung anheizten.

Zum Abschluss des ersten Aktes wurde ein langes, aber sehr kurzweiliges „Mamma Mia!“-Medley gezeigt, welches mit großer Sicherheit die meisten Zuschauer mit dem einen oder anderen Ohrwurm in die für Cast und Publikum wohlverdiente Pause entließ.

Die folgenden knapp 70 Minuten brachten einen bunten Mix aus alten, neuen, erwarteten und im Fall der Eröffnungsnummer des zweiten Aktes, einem Medley aus „&Juliet“, überraschenden Songs und Stücken. Waren im ersten Teil die Bühnenoutfits meist noch etwas klassischer, fast zweckmäßiger Natur, gab es mit Beginn des zweiten Teils eine visuelle Überraschung. Bunt, schillernd, fast ein wenig skurril und deutlich anders als erwartet zeigte sich die Cast hier und lockerte damit die Galaatmosphäre, die teilweise in der ersten Stunde aufkam, etwas auf.

Ein großer zeitlicher Anteil wurde gedanklich in Wien verbracht, wobei Klassiker wie „Elisabeth“ und „Mozart!“ gezeigt wurden. Auch einen kurzen Abstecher nach Notre Dame unternahmen die Künstler. Wieder waren es Jonas Hein und Drew Sarich, die bei „Draußen“ aus dem „Glöckner von Notre Dame“ stimmlich harmonisch von sich zu überzeugen wussten.

Deutlich moderner war der gesangliche Abstecher nach Indiana, wo das lesbische Pärchen Emma Nolan und Alyssa Green mit Unterstützung einiger Broadwaykünstler um Anerkennung ihrer Liebe bittet, um gemeinsam zum „Prom“ gehen zu können. Die vorgestellten Songs offenbarten einen wundervollen Einblick in das Stück, die Thematik und mit „It’s time to dance“, mit Blick auf die Tanzeinlagen aller Beteiligten, auch ein wenig auf die Lachmuskeln.

Die letzte halbe Stunde des Abends widmete sich dem Titel des Konzertes. „The Greatest Showman“ wurde mit einem beeindruckend gefühlvoll vorgetragenen Monolog von Michael Moore, der in die Rolle des jungen P. T. Barnum schlüpfte, eröffnet. Bei „A Million Dreams“ begann er gemeinsam mit Melissa Laurenzia Peters, wurde dann jedoch von Jan Ammann, der die ältere, gereifte Version Barnums verkörperte, abgelöst.

Mit „Never Enough“ hatte Verena Mackenberg ihren Bühnenmoment, der mit großem Jubel belohnt wurde. Es schien schwer, diesen zu übertreffen. Dass dies eben doch möglich war, zeigte Michaela Schober direkt im Anschluss mit ihrer wirklich großartigen Version von „This is me“, bei der es niemanden im Saal mehr auf den Sitzen hielt. Diesen Moment zu erleben, zeigte sich als emotionaler und unserer Ansicht nach gesanglicher Höhepunkt der gesamten Show. Die minutenlangen stehenden Ovationen waren mehr als verdient und zeigten deutlich den Respekt vor dieser Leistung.

Nach „Rewrite the Stars“ und „From now on“, die wie ein Bühnen- oder Showfest aller Beteiligten wirkten, war das Ende des Konzertabends erreicht.

Da wir am Anfang dieses Berichtes von einer musikalischen Zeitreise sprachen, belegen wir dies nun damit, dass als Zugabe wie schon zur Eröffnung noch einmal „This is the Greatest Show“ mit allen Beteiligten des Abends dargeboten wurde.

Das Konzert machte seinem Namen definitiv alle Ehre. Begleitet wurden die Künstler von einer fantastischen Band, bestehend aus Florian Bölker und Sebastian Hartung am Keyboard, Hannes Kühn und Krisztian Weinzierl an der Gitarre, Christian Niehues am Bass, sowie Martin Grünenwald am Schlagzeug. Leider wurden die Bandmitglieder an diesem Abend nicht wie sonst üblich einzeln vorgestellt, obwohl es eine absolute Freude war, auch ihnen beim Spielen zusehen zu dürfen.

Vielleicht bessern die Veranstalter an diesem wirklich kleinen Kritikpunkt noch einmal nach, wenn es im kommenden Jahr wieder heißt: „This is the Greatest Show“. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen und während wir noch auf die diesjährige Tour zurückblicken, kann die Vorfreude aufs nächste Mal bereits beginnen.

 

 

 

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Fotos (c) https://www.360graddesign.com/

 

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