Interview mit Florian Albers

Er ist nicht nur als Darsteller auf der Bühne zuhause, sondern ebenso davor an seinen 88 Tasten. Mit seiner Lebensgefährtin Tamara Peters hat er die Gunst der Stunde und des derzeitigen kulturellen Stillstandes genutzt. Mit unterschiedlichen Themenabenden und verschiedenen hochkarätigen Gästen begeistert er seine Fangemeinde derzeit statt in Theatern oder Konzerthäuser aus seinem Wohnzimmer, dessen Mittelpunkt sein aufgearbeiteter Steinway-Flügel aus dem Jahre 1894 schmückt.

Mit Florian Albers konnten wir einen weiteren Pianisten für unsere etwas andere Interview-Reihe über die Menschen gewinnen, die nicht so oft im Mittelpunkt der Bühnen stehen. Seine interessanten Antworten könnt ihr nachfolgend lesen.

(c) Eyes open Photography

 

In welchem Alter hast du zu spielen begonnen und gab es einen Auslöser, der den Wunsch nach 88 Tasten geweckt hat?

“Ich habe mit sechs Jahren angefangen Keyboard zu spielen. Ein Auslöser waren tatsächlich einige Coverbands, die ich gesehen hab. Mich hat es so fasziniert wie der Keyboarder verschiedenste Instrumente imitieren konnte und teilweise in den Lieder zwischen Bläsern, Streichern, Synthesizern und Orgeln hin- und her gesprungen ist.”

Wolltest du das Spielen je hinwerfen, oder gab es längere Pausen? Wenn ja, warum war das so und warum ging es dann doch weiter?

“Tatsächlich gab es für mich keine wirklichen Pausen. Bei vielen ist es ja in der Pubertät mit der Motivation etwas schwieriger, das war bei mir auch so, aber durch meinen Klavierlehrer habe ich regelmäßige Auftritte in einem Wellnesshotel als Barpianist bekommen und so immer einen Grund zum Üben. Mein Taschengeld konnte ich so auch aufbessern.”

Wie kam es dazu, dass du auch beruflich spielen wolltest? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

“Ein Schulmusical hat mich zum Berufswunsch Darsteller gebracht, sodass ich mich ursprünglich als Musicaldarsteller versuchen wollte. An der Hochschule in Osnabrück habe ich dann Gesang und Klavier studiert.”

Welches ist eigentlich „dein“ Instrument und warum? (Klavier, Flügel, E-Piano, anderes?) Gibt es eine Anekdote dazu?

“Mein Instrument zuhause ist ein Steinway A Flügel aus dem Jahre 1894 in Nussbaum. Er ist ein New Yorker Steinway, weil es zu der Zeit ja auch noch nicht das Werk in Hamburg gab. Natürlich ist er vollständig überholt und mit neuen Hämmern ausgestattet. Er spielt sich einfach grandios, macht immer riesig Spaß. Interessant ist, dass er 3 Tasten weniger hat, weil zu der Zeit die Flügel noch so gebaut wurden.”

Komponierst du auch selbst? Falls ja, welche Bedeutung hat dies für dich?

“Ich komponiere seitdem ich 14 Jahre alt bin regelmäßig. Von Chanson über Pop bis hin zu Kabarett und gerade aktuell auch ein Musical. Im August 2020 erscheint mein erstes Soloalbum „Ja Nein Vielleicht“, das ich mit Band und Orchester aufgenommen habe. Darauf sind neun Eigenkompositionen. Natürlich ist auch meine Freundin Tamara in einem Duett mit dabei.”

Spielst du eher mit dem Herzen oder mit dem Kopf? Was ist dir persönlich wichtiger, die Technik oder das Gefühl?

“Eine spannende Frage. Ich glaube, dass ich eher mit dem Kopf spiele, aber mehr und mehr versuche davon loszulassen. Mir persönlich wichtiger ist das Gefühl, aber die Fertigkeiten sollten nie die Darbietung der Gefühle behindern.”

Gibt es einen Unterschied zwischen (Konzert-) Pianist und Pianist (begleitend)?

“Ja, da gibt es viele Unterschiede. Schon im Studium wird zwischen den beiden Bereichen unterschieden. Ein begleitender Pianist muss eine Einheit mit dem Solisten sein. Er muss auf den Solisten hören und reagieren. Ein Konzertpianist ist der federführende Solist und gibt das Tempo, das Temperament und auch die Dynamik an.”

Welche fünf Eigenschaften braucht ein guter Pianist?

“Geduld, Fingerspitzengefühl, Beständigkeit, Herz und Liebe.”

Welche musikalischen Vorbilder hast du?

“Ich kann vielen musikalischen Genres und Stilen etwas abgewinnen. Meine Hörgewohnheiten sind deshalb auch sehr weitläufig. Ich liebe Chansons und gerade die Texte von Edith Jeske. Coldplay und Elton John sind meine Favoriten in der Popmusik.”

Du bist nicht nur Pianist, sondern auch ausgebildeter Musicaldarsteller – wofür schlägt dein Herz lauter?

“Die Freiheit, die ich als Darsteller auf der Bühne habe, macht mir am meisten Spaß. Ich liebe es eine Rolle zu erarbeiten und sie dann auszuleben. Als begleitender Pianist bin ich an mein Klavier gebunden und häufig lese ich auch noch die Noten, sodass ich nicht mit vollem Körper und ganzem Geist bei der Musik bin, was ich immer ein wenig schade finde.”

Du hast ein Popularmusikstudium in den Fächern Klavier und Gesang am Institut für Musik an der Hochschule Osnabrück absolviert – war dies aus dem Wunsch heraus sich gerade am Klavier weiter fortzubilden, oder gab es einen anderen Antrieb?

“Ich habe es anfangs mit einem Musicalstudium an staatlichen Hochschulen probiert. Als das im ersten Anlauf nicht geklappt hat und mir ein Studienplatz in Osnabrück für Klavier und Gesang angeboten wurde, habe ich kurzerhand beschlossen, dass ich neben dem Studium extracurricular Kurse für Schauspiel, Musicalgesang und Tanz besuche. Das hat auch einigermaßen gut geklappt, nur das Tanzen habe ich stiefmütterlich behandelt. ;)”

Du betreibst die Agentur „Klang Poesie“. Wie kam es dazu, was macht diese Agentur und für was steht sie?

“Ein Seminar im Studium hat als Abschlussprojekt eine „Geschäftsidee“ vorgesehen. Ich habe mit meinem Kommilitonen eine Hochzeitsvermittlungsseite aufgebaut, die schon mehrere Jahre viele Brautpaare mit handgemachter Musik glücklich gemacht hat. Klang Poesie hat sich immer weiterentwickelt. Wir bieten nun auch Musicalshows für amerikanische Flusskreuzfahrtgäste und Showacts für Firmenevents.”

 

Über die Agentur vermittelst du (Hochzeits-) Musiker – soll es bei der Vermittlung für festliche Anlässe bleiben oder gehen deine Gedanken hier vielleicht auch mal in Richtung Komplettprogramm, also Komplettbetreuung bis hin zu Theater, Musical oder Pop- und Rockkonzerte für deine Musiker?

“Also über eine Fullserviceagentur habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Da ich ja selbst noch aktiv viel auf der Bühne stehe, würde es etwas zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich halte immer die Augen offen für interessante Jobs für die Künstler in der Agentur und auch für befreundete Künstler, sodass ich schon viele Künstler auf Kreuzfahrtschiffe, Firmenfeiern und andere Events vermitteln konnte.”

Seit geraumer Zeit bist du regelmäßig als Künstler an Bord des Traumschiffes. Wie sehen deine Aufgaben dort aus.

“Mittlerweile seit neun Jahren bin ich regelmäßig auf dem Traumschiff zu Gast. Erst auf der MS Deutschland, dann auf der MS Amadea. Ich bin dort zusammen mit Tamara als Duo an Bord und wir machen jeden Abend ein Themenkonzert mit Schwerpunkten wie Seemannslieder, französische Chansons, Operette, musikalische Weltreisen, Musikquiz, Filmmusik etc. Wir haben mittlerweile mehr als 30 Themen mit spannenden Moderationen, Quiz und viel Interaktion mit den Zuhörern. Das ist ein  großer Spaß an Bord. Wir haben eine stetig wachsende Zuhörerschaft an Bord, die die handgemachte akustische Musik lieben und mit uns über die vielen Interpreten und Genres sinnieren.”

Mit deiner Partnerin Tamara bringst du ein musikalisches Kabarettprogramm auf die Bühne. Wie kam es dazu?

“In meiner Jugend habe ich viel Rainald Grebe und Bodo Wartke gehört und mir kamen dabei immer eigene Ideen für witzige Situationen. Die habe ich über die Jahre vertont und letztlich mit Tamara in ein abendfüllendes Programm „Sie, Er und Es – Jetzt haste mich betaste mich“ verpackt. Mit diesem Programm sind wir bspw. beim Rösrather Kabarettpreis auf dem 2. Platz gelandet. Das besondere an dem Programm ist ein sprechender Flügel, den wir eigens für das Programm angefertigt haben. Er hat viele Lichteffekte, Nebelfontänen und einige Geheimfächer.”

Was war zuerst da – die Idee für dieses besondere Programm oder die Lieder, die du/ihr größtenteils selbst geschrieben habt?

“Tatsächlich kamen erst die Lieder, einige sind schon mehrere Jahre alt. Aber da wir beide ja auch sehr viel Theater und Musical spielen, lag es für uns nahe, auch eine Geschichte um die Lieder zu bauen. So entstand die Idee des sprechenden Flügels.”

Wie siehst du deine/eure Zukunft – in welchen künstlerische Richtung bewegen sich deine/eure Ideen?

“Wenn ich das so genau wüsste 😉 Primär arbeite ich gerade an einem Musical, das hoffentlich noch 2020 fertig geschrieben wird. Ich werde ab Dezember mit Tamara das traumhafte Musical „Last 5 Years“ in Bonn Bad Godesberg spielen und hoffentlich werden wir auch 2021 wieder in Tecklenburg und Merzig mit dabei sein. Wir schauen einfach mal, was noch so alles kommt und worauf wir in Zukunft Lust haben. Aber mal ein selbstkomponiertes Musical auf die Bühne bringen, das wäre schon was.”

Was möchtest du uns über dich / von dir erzählen, was nicht im www. nachzulesen ist?

“Ich liebe einen Abend mit Gesellschaftsspielen in guter Gesellschaft. Was neue Brettspiele angeht, sind Tamara und ich immer neugierig und freuen uns über Geheimtipps, die man unbedingt mal gespielt haben muss.”

Weiterführende Links:

Florian Albers
Klangpoesie

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