Saturday Night Fever

…im Grenzlandtheater Aachen

Premiere: 16. Mai 2022

 

(c) Dominik Fröls

 

Welcome to the 2001 Odyssey! – It‘s Saturday Night! – Let us groove hot! – Willkommen im heißesten Musik-Schuppen der New Yorker Vorstadt Brooklyn – Willkommen in der von Monty (Stefan Gregor Schmitz) geführten Discothek 2001 Odyssey!

Es herrscht Premierenfieber in Aachen. Das Grenzlandtheater zeigt nach zwei Jahren Pandemie-Pause mit „SATURDAY NIGHT FEVER“ (Musical von Robert Stigwood und Bill Oakes mit der Musik von The Bee Gees – Uraufführung in London am 05.05.1998 – Deutschland Premiere am 11.09.199 in Köln) erstmals wieder eine große Musical-Produktion. Gleichzeitig gibt der neue Intendant des kleinen Theaters, Ingmar Otto, damit seinen Einstand als Regisseur. Zwar ist es nicht das erste Musical, dass bisher unter seiner Führung umgesetzt wurde, auch selbstgeschriebene Musicals stehen schon in seiner Vita, aber dennoch zeigt sich Otto bei der Begrüßung der anwesenden Gäste „wahnsinnig aufgeregt“, um mit seinen eigenen Worten zu sprechen.

Bereits lange vor Vorstellungsbeginn treffen die ersten Zuschauer in der Elisengalerie ein und nutzen die verbleibende Zeit, um sich im Café direkt gegenüber des Theaterfoyers noch einen Kaffee oder bereits das erste kalte Bierchen zu gönnen. Auch diejenigen Gäste, die ihre Tickets noch an der Abendkasse abholen müssen, sammeln sich vor dem mit offenen Türen einladend daherkommenden Eingangsbereich, wirken aber zunächst irritiert. Ungewöhnliches tut sich im Foyer. Die Protagonisten des heutigen Abends nutzen den Raum, um sich körperlich aufwärmen. Das Schild „Die Theaterkasse erreichen Sie über den Gang links“ bleibt den Augen erstmal verborgen. Fasziniert schauen alle den Übungen zu, bis sich der erste Mutige findet und vor den Turnenden den Weg links durch den nur etwas tiefer liegenden, ebenerdigen Gang zur Kasse wählt.

(c) Dominik Fröls

Der Zuschauerraum mit seinen nur sieben Reihen, von denen man von jedem einzelnen Platz eine hervorragende Sicht auf das Geschehen genießt, zieht sich im Halbrund um die zwar breite, aber wenig tiefe Bühne. Gerade bei einem Tanzstück wie „Saturday Night Fever“ steht zu Beginn unabdingbar die Frage sprichwörtlich im Raum, wie dort wohl die großen Tanznummern zu realisieren sind. Im zum wiederholten Mal von Steven Koop entworfenen Bühnenbild bleibt nicht mehr Platz als etwa vier bis fünf Tiefenmeter. Es vereinigt durch klug inszenierte Ein- und Umbauten, die allesamt von den Darstellern mit Hand bewegt werden, sowohl die in diesem Stück alles beherrschende Disco 2001 Odyssey, die Straßen Brooklyns, die Wohnung der Familie Manero und das Farbengeschäft von Mr. Fosco in sich. Die wieder herausragend spielende Live-Band unter der Leitung von Stephan Ohm ist geschickt rechts und links hinter der Kulisse, auf zwei Etagen sitzend und für das Publikum sichtbar untergebracht.

Wir schreiben das Jahr 1976. Wir befinden uns in Brooklyn. Die Jugend wollte alles sein, nur nicht das Abbild ihrer spießigen Eltern. Der Musikstil voller Disco-Rhythmen versprach Freiheit und Selbstverwirklichung. Der junge Tony Manero (Timo Stacey) arbeitet in einem Farbenladen und ist nicht nur das kleinbürgerliche Leben in seiner noch dazu streng katholischen Familie mit einem arbeitslosen, häufig volltrunkenen Vater leid, sondern auch seinen wenig herausfordernden und langweiligen Job. Er träumt davon seinen Traum zu leben, „King of the Dancefloor“ zu werden und seinem tristen, wenig erfüllenden Leben zu entfliehen. Der vom 2001 Odyssey ausgeschriebene jährliche Tanzwettbewerb scheint ihm das entscheidende Sprungbrett in dieses herbeigesehnte Leben. Nur fehlt ihm dazu eigentlich noch die passende Tanzpartnerin. Nur wenig begeistert gibt er schließlich dem Drängen Annettes (Karina Kettenis) nach und trainiert mit ihr für den Wettbewerb.  Als er zufällig auf Stepanie Mangano (Jessica Krüger) trifft, die ihren Umzug von Brooklyn nach Manhattan plant und zudem noch hervorragend tanzen kann, verliebt er sich sofort in sie und setzt alles daran, sie als Tanzpartnerin zu gewinnen. Mit ihr erscheint der Erfolg zum Greifen nah, denn sie hat mit ihrem Umzug die Flucht aus der Kleinstadt ins pralle Leben bereits geschafft. Wird Tony dies ebenfalls gelingen und er der gefeierte Star des Abends werden?

Auch dieses Mal ist die Cast wohl gewählt. Einige für das Aachener Publikum schon bekannte Gesichter sind am Premierenabend auf der Bühne zu entdecken. Stefan Gregor Schmitz (zuletzt am Grenzlandtheater zu sehen in Irma la Douce) überzeugt gesanglich, aber brilliert vor allem schauspielerisch und sorgt in seinen Mehrfachrollen (Monty/Fosco/Frank/Polizist/Cesar/Connie/Ensemble) nicht nur, aber vor allem als Discothekenbesitzer Monty für einige Lacher. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen – hier: Atze Schröder – sind in diesem Fall eher nicht rein zufällig und durchaus beabsichtigt.

Karina Kettenis (Annette/Ensemble), vielen bereits als Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ bekannt, kann auch hier mit ihrem glockenklaren Gesang und ihrem großen schauspielerischen Talent überzeugen. Sie mimt die zurückgestoßene Annette authentisch und erntet dafür großes Mitgefühl im Publikum.

Jessica Krüger (Stephanie/Ensemble) gelingt es gekonnt, ihre Figur von überheblicher, uninteressierter Zeichnung zu freundschaftlich nett zu drehen, um am Ende mit Tony doch noch eine gute Freundschaft einzugehen. Dieses Ende bleibt aber durchaus in Frage zu stellen, da der Schlusssong des Stückes, welcher Stephanies und Tonys Freundschaftsversprechen besiegelt, rein textlich gesehen eine andere Wendung vermuten lässt: „How deep is your love“.

(c) Dominik Fröls

Über allem aber strahlt an diesem Abend regelrecht die Hauptperson dieses Stückes. Timo Stacy ist in der Rolle des Tony Manero kein unbeschriebenes Blatt und das merkt man auch. Die Takte sowie die doch recht hohen Töne der Bee Gees gehen ihm federleicht und schwungvoll sowohl über die Hüften als auch über die Lippen.

Vor der kleinen Bühne im Herzen von Aachen muss man wieder einmal den Hut ziehen. Sich an große Musicalinszenierungen zu wagen, die eigentlich, betrachtet man es rein choreografisch, viel Platz auf der Spielfläche benötigen, und dann Tanzszenen mit zehnköpfiger Cast auf der doch sehr kleinen Fläche zwischen den Bühnenteilen unterzubringen, benötigt großes Fingerspitzengefühl. Sowohl vom Regisseur als auch von der Choreografie, für die hier Maja Sikora verantwortlich zeichnet und die hier eine fantastische Arbeit leisten.

Wer sich diesen Klassiker nicht entgehen lassen möchte, hat dazu noch bis zum 19. Juni an der Hauptspielstätte in der Aachener Elisengalerie die Möglichkeit. Danach zieht die Produktion bis zum 7. Juli durch verschiedene Spielstätten in der Städteregion und in die benachbarten Kreise. Restkarten für noch alle Vorstellungen gibt es an der Theaterkasse sowie auf der Website des Theaters unter www.grenzlandtheater.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 

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Weiterführende Links:

Grenzlandtheater Aachen – Website
Grenzlandtheater Aachen – Facebook
Timo Stacey
Stefan Gregor Schmitz
Maja Sikora

 

 

 

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