Wenn Rosenblätter fallen

im KATiELLi-Theater in Datteln

 

Krebs ist ein Arschloch!

 

Fast jeder Mensch ist in seinem Bekanntenkreis oder gar seiner Familie von dieser teuflischen und kaum einzudämmenden Krankheit betroffen. Diese, sowie in diesem Kontext das Thema Sterbehilfe in einem Musical zu verarbeiten, erfordert neben einer riesigen Portion Mut wohl ebenfalls enormes Einfühlungsvermögen. Rory Six (Musik) und Kai Hüsgen (Buch) haben diesen schwierigen Schritt gewagt und sich mit „Wenn Rosenblätter fallen“ dieses Tabuthemas angenommen. Das Drei-Personen-Stück wurde 2010 in Amsterdam uraufgeführt und ist derzeit erneut, nachdem bereits 2011 die Vorpremiere zur deutschen Erstaufführung dort lief, im KATiELLi-Theater in Datteln zu sehen.

Till, ein 19-jähriger Student, lernt die gleichaltrige Iris kennen und findet an ihr immer mehr Ähnlichkeiten zu seiner kürzlich an Krebs verstorbenen Mutter Rose. In Rückblicken erleben die Zuschauer die letzten Monate von Till und seiner Mutter vom Benennen der Krankheit bis hin zum vernichtenden Ende.

Im Foyer des mit nur 114 Sitzplätzen bestuhlten und damit eine richtige Wohnzimmeratmosphäre ausstrahlenden KATiElli-Theaters sammeln sich kurz vor der Vorstellung die Besucher. Zwar geht es fröhlich zu, allerdings überströmt bereits jetzt eine gewisse Angespanntheit die Wartenden. Die Gedanken kreisen um den doch emotional intensiven Inhalt und lassen Fragen nach dem ‚Wie werde ich damit umgehen‘ fast greifbar werden. Nach Einlass in den Zuschauerraum wird allen Anwesenden unmittelbar bewusst, dass in dem kleinen Theater auch die Nähe zur Bühne und damit zum abendlichen Geschehen sicherlich eine gewisse Herausforderung darstellen wird – die Möglichkeit, sich hinter irgendwas oder irgendwem zu verstecken, ist keinesfalls gegeben.

In der Rolle der Mutter Rose brilliert die Schauspielerin und Singer-Songwriterin Stefanie Kirsten. Eindrucksvoll im Schauspiel bringt sie den von der Krankheit bedingten körperlichen Verfall ihrer Figur visuell unglaublich stark zum Ausdruck. Ihr Gesang ist ausdrucksstark, gepaart mit großer Sensibilität und Liebe ihrem Sohn gegenüber und das Zusammenspiel der Beiden wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt oder inszeniert.

Florian Albers als Till gelingt es mit traumwandlerischer Sicherheit, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich jeder Szene die nötige Authentizität einzuhauchen. Sein Lachen wirkt echt, seine Tränen sind es ebenfalls und dies gibt den ohnehin sehr ergreifenden Szenen im Zusammenspiel mit Stefanie Kirsten eine unglaublich tiefe Intensität. Die Gefühle den kleinen, als auch großen Till betreffend, den der Umgang mit den immer wieder in Erinnerung gerufenen letzten Monate mit seiner Mutter durch eine Achterbahnfahrt der Emotionen treibt, stellt er ehrlich und berührend dar. Seine Zerrissenheit in der Frage, der Mutter den Wunsch nach dem Tod zu erfüllen, ist in jeder einzelnen Sekunde absolut nachvollziehbar.

Als Gegenpol an seiner Seite als Iris agiert Tamara Peters in perfekter Harmonie. Sie gibt ihrer Rolle eine unbändige Fröhlichkeit, die es schafft, alle immer wieder aus der beklemmenden Betroffenheit zu reißen, und begeistert außerdem mit ihrer ungewöhnlichen Stimme.

 

(c) Stephan Drewianka / KATiELLi-Theater

 

Die musikalische Leitung obliegt Mario Storck, der – selbst am Klavier – Unterstützung von der Cellistin Chea Mertins erhält. Unter der Regie von Katharina Koch und Intendant Bernd Julius Arends, die ebenfalls für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnen, gelingt dem KATiELLi-Theater eine packende, mitreißende und zum Nachdenken anregende Inszenierung. Das Stück berührt tief in der Seele und lässt nicht wenige Zuschauer die ersten Momente nach dem finalen Fall des Vorhangs sprachlos und oft in Tränen aufgelöst zurück. Als genialen Schachzug und als besonders hilfreich ist zu erwähnen, dass sich Theaterleitung, Darsteller und Musiker mit entwaffnender Ehrlichkeit („In den Proben flossen auch bei uns wahnsinnig viele Tränen“) nach Ende des Stücks den Gefühlen und Fragen der Zuschauer stellen und versuchen, sie nach diesen intensiven und berührenden Stunden ein wenig aufzufangen. Auf den Nachhauseweg begeben sich am Ende dann Alle aber dennoch in positiver Stimmung – es kann so schnell zu spät sein, darum lebe und genieße dein Leben! Das große Fazit des Abends.

YOLO – You only live once!

 

Ab dem 24. Januar 2020 ist „Wenn Rosenblätter fallen“ noch einmal für wenige Shows im KATiELLi-Theater zu sehen. Karten können an der Theaterkasse sowie auf der Website des Theaters unter https://www.katielli.de/ erworben werden.

 

Weiterführende Links:

Facebook: KATiELLi-Theater
Website: KATiELLi-Theater
Facebook: Florian Albers
Website: Florian Albers
Facebook: Agentur Klangpoesie
Website: Agentur Klangpoesie
Facebook: Tamara Peters
Website: Stefanie Kirsten
Facebook: Rory Six
Website: Kai Huesgen

 

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