A Light in the Dark
…ein besinnlicher Abend mit Kevin Köhler
Gerade in diesen Zeiten und dann auch noch einen Tag vor dem ersten Advent – welcher Konzerttitel könnte da besser passen als „A Light in the Dark“. Und auch wenn Musicalstar Kevin Köhler und sein Gastgeber Markus Konrad in seiner „Conrad’s Couch“ mit diesem Motto eigentlich schon vor ziemlich genau einem Jahr ein wenig Licht, ein wenig Hoffnung, ins Dunkel der Covid19-Pandemie bringen wollten, passender kann ein Titel auch heute nicht sein. Vor einem Jahr noch als Weihnachtskonzert kurz vor dem Fest gedacht, dann hoffnungsvoll auf den Frühling und nun wieder ans Jahresende verlegt, hat sich der Gedanke und das Gefühl zum Inhalt dieses Konzertes im Protagonisten, wie er zu Beginn erzählt, ein wenig verändert.
Conrad’s Couch strahlt wie immer Gemütlichkeit und ihr Eigentümer am heutigen Abend Zufriedenheit aus, ist doch die Location seit der Eröffnung kurz vor der Pandemie und dem danach folgenden langen Stillstand zum ersten Mal komplett ausverkauft. Rote Sofas und Sessel, soweit das Auge reicht auf der einen Seite der Bühne, komplettiert durch schlichte schwarze Stühle mit roten Kissen auf deren anderer Seite, bilden ein ca. 60 Plätze umfassendes „Wohnzimmer“, um Abende verschiedener Stilrichtungen in familiärem Ambiente genießen zu können. Der Eigner bedient nicht nur selbst den Einlass und die Bar, sondern er begleitet seine Künstler auch selbst am Piano durchs Programm und lässt zudem auch seine eigene Stimme gern mal erklingen. So auch heute in einem Duett mit seinem Gast.
Natürlich hat sein heutiger Gast so kurz vor der besinnlichen Zeit auch weihnachtliche Klänge im Gepäck, aber diese bilden, reduziert auf gerade einmal zwei, nicht den Großteil der Songliste. Absolut zu verzaubern aber versteht Kevin tatsächlich mit einem dieser besinnlichen Songs, der zwar immer wieder in der weihnachtlichen Zeit gespielt und dieser zugeschrieben wird, der aber, wenn man sich den Text genau anhört, eigentlich wenig mit Weihnachten zu tun hat. Seine Interpretation von Leonard Cohens Klassiker „Hallelujah“ bringt das Publikum zum Schweigen und Genießen, während sich Gänsehaut langsam über den Körper zieht.
Mit einem absoluten ‚Muss‘ in der festlichen Zeit, „Last Christmas“ von Wham!, an dem ja sowieso in der Adventszeit vom ersten Tag an nur schwer vorbeizukommen ist, eröffnet er dann nach der Pause den zweiten Konzertteil und lockt damit den Fokus aller Anwesenden, die gern lachend mit einstimmen, schnell zurück auf die Bühne.
Im ersten Teil seines Konzertes nimmt Kevin Köhler seine Zuhörer mit auf den Weg durch die vielen Musicals seiner bisherigen Karriere. Ob „Tanz der Vampire“, „Tarzan“, „Der Glöckner von Notre Dame“ oder eben „Starlight Express“, zu dem er nach einer fünfjährigen Pause erst vor Kurzem wieder zurückkehren konnte. Zu jedem dieser Stücke hat er einen passenden Song mitgebracht. Begeisterter Applaus braust bei „Draußen“ auf, welcher nur noch von dem nach „Starlight Express“ getoppt werden kann.
Eine erste Solo-CD konnte Kevin Köhler bereits 2009 an den Start bringen, auf welcher er bekannten Songs einen eigenen Stempel aufdrückte. 2019 folgte mit „Unfinished“ eine EP mit für ihn und nach seinen Gedanken geschriebenen Liedern. Darin erzählt er von seinem Leben, den eigenen Höhen und Tiefen und vor allem von seinem Liebestief, welches der Grund dafür war, weshalb nicht nur eine Coverversion von dem Christina-Perry-Song „A thousand Years“ auf diesem Album erschienen, sondern ebenso im heutigen Konzert gelandet ist. Einen weiteren persönlichen Lebens-Stolperstein bringt er überzeugend mit „Stranger in this world“ von Taboo auf den Punkt und stimmt damit nachdenklich, ohne aber die Stimmung in nur diese eine Richtung abdriften zu lassen.
Neben seiner Affinität zur Bühne birgt sein Beruf aber noch weitere Möglichkeiten, sich gerade und vor allem dann über Wasser zu halten, wenn auf den Bühnen, wie gerade jetzt eine lange Zeit geschehen, mal so gar nichts mehr geht. Versteht man sein Handwerk, kann man es auch weitervermitteln und dass dies Kevin Köhler ebenfalls im Blut liegt, beweist er gern, indem er auch immer wieder seinen Schülern eine Bühne bietet. Sichtlich aufgeregt, aber sehr professionell bereichert die junge Madita mit ihrer Version von „Shallow“ aus „A Star is born“, das Format und kassiert dafür tosenden Beifall.
Leider viel zu schnell ist er vorbei, ein Abend mit vielen lustigen, aber auch ernsten Anekdoten, mit Power und vielen Emotionen. Und noch bevor Kevin den Abend mit seinem neuesten eigenen Hit „Easy“ in einer harmonischen und gefühlvollen Akustikversion endgültig ausklingen lässt, heißt es völlig zu Recht „This is me“. Genau das hat er mit seinem Konzert gezeigt: Sich – ehrlich und direkt, emotional und lustig, besonnen und mit Power.
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