Mit BERNHARD BETTERMANN im Gespräch

Tecklenburg – 29. August 2019

 

„Ich weiß jetzt, dass Freilichtaufführungen ein echtes Erlebnis sind. Es ist absolut spannend den Elementen hilflos ausgeliefert zu sein.“

 

(c) Christian Kaufmann

 

Bernhard Bettermann – Fernsehzuschauer kennen ihn, schließlich stand er bereits in zahlreichen Filmen vor der Kamera und ist vor allem seit 2006 aus der Rolle des Dr. Martin Stein in der ARD-Fernsehserie „In aller Freundschaft“ nicht mehr wegzudenken. Bernhard Bettermann macht aber nicht nur im Fernsehen eine gute Figur, sondern stand, für Viele überraschend, in diesem Jahr als Victor Komarowski im Musical „Dr. Schiwago“ auf der Tecklenburger Freilichtbühne. Für uns Anlass genug, uns bereits kurz nach der Premiere mit ihm in einem mitten im Ortskern des kleinen, verschlafenen Ortes gelegenen Café zu treffen. Dort stand er uns Rede und Antwort, gab uns einen kleinen Einblick in den Ursprung seiner beruflichen Laufbahn und die Gelegenheit, den sympathischen Mann mit der unsympathischsten Rolle im Stück ein wenig näher kennenzulernen.

Er schmunzelt, als wir ihn auf das ansprechen, was die Medien über ihn verraten – in Paris geboren, deutscher Schauspieler, studiert und heute wohnhaft in der Schweiz. „Na ja, mit welchem Land ich mich am meisten verbunden fühle? Ich bin zutiefst überzeugter Europäer, liebe die deutsche Sprache und besitze die deutsche und seit ein paar Jahren auch die Schweizer Staatsangehörigkeit. Tatsächlich hätte ich mir auch die französische sichern können, aber darauf habe ich verzichtet. Meine Eltern gingen während des zweijährigen Studiums meines Vaters nach Paris, wo ich dann schon nach kurzer Zeit zur Welt kam. Wir haben zwar einen großen französischen Einschlag in der Familie, aber keiner ist tatsächlich Franzose.“

Natürlich brennt uns die Frage auf der Zunge, wie es dazu kommt, dass er in diesem Musical zu sehen ist, ist doch den Wenigsten bekannt und bewusst, dass er in den ersten zehn Jahren seiner künstlerischen Laufbahn nur auf Theaterbühnen zu finden war. „Vermutlich ergeht es keinem meiner Theaterkollegen anders – wer einmal Blut geleckt hat, der würde sich wohl immer gegen das Drehen und für das Theaterspielen entscheiden. Aber mit Dr. Stein verdiene ich tatsächlich den größten Teil meines Lebensunterhaltes und bin daher sehr froh, dass mir immer noch die Chance gegeben wird, neben dem Drehen auf eine Bühne zu gehen, um eben genau solche Dinge wie in diesem Jahr Dr. Schiwago zu machen.“ Er benötige schon etwa ein Jahr Vorlauf, um eine solche Rolle annehmen zu können. In dieser Zeit bestünde noch die Möglichkeit ein solches Engagement in der Zeitplanung entsprechend zu berücksichtigen und in den neuen Staffelvertrag reinzuschreiben. „Im Grunde ist es Fluch und Segen zugleich, dass ‚In aller Freundschaft‘ so erfolgreich ist – ich muss um jedes einzelne andere Engagement mit meiner Produktionscrew feilschen. Eigentlich habe ich jährlich nur so 65 bis 70 Drehtage, also tatsächlich etwa 300 Tage zur freien Verfügung, in denen ich alles andere machen kann. Ich bin nicht nur Dr. Stein, bin nicht nur in Leipzig, sondern habe auch noch ein sehr gewichtiges Privatleben und eben auch sehr gern noch andere berufliche Dinge zu tun. Die Anfrage für dieses Stück kam früh genug, meine Filmfirma hat es eingerichtet und so konnte ich zusagen.“

Den Regisseur des diesjährigen Stücks, Ulrich Wiggers, habe er bereits vorher gekannt und sei von ihm für die Rolle des Victor Komarowski, über eine andere wurde auch nicht nachgedacht, angefragt worden. „Von Tecklenburg hatte ich allerdings noch nie vorher gehört…“, lacht er, „…aber das hatte ich damals von ‚In aller Freundschaft‘ auch nicht.“ Auch die deutsche Erstaufführung von „Dr. Schiwago“ in Leipzig sei komplett an ihm vorüber gegangen. „Ich war wirklich verwundert, weil mich der Stoff im Besonderen und Musicals im Allgemeinen eigentlich sehr interessieren. Vom Prinzip kann ich das nur verpasst haben, weil das Stück während unserer zweimonatigen Drehpause spielte. Da bin ich dann natürlich nicht vor Ort und habe es wohl deshalb nicht mitbekommen.“

(c) Christian Kaufmann

„Dr. Schiwago“ sei bereits sein drittes Musical, nachdem er vor 15 Jahren „Das Mädchen Rosemarie“ am Capitol Theater in Düsseldorf und später „Funny Girl“ sowohl in Dortmund als auch in Nürnberg gemacht habe. „Ich habe sogar schon in drei Opern auf der Bühne gestanden, aber da fiel der gesangliche Part auch ganz, ganz schmal aus. Das war dann beispielsweise so eine Soldatennummer von Brecht oder wie zuletzt, da habe ich den Bassa Selim, die bekannteste Sprechrolle der Opernwelt, in ‚Die Entführung aus dem Serail‘ in Monte Carlo gemacht – der singt halt keinen Ton. Aber ich komme aus einer sehr musikalischen Familie.“ Schon in frühester Jugend habe er in der Schule im evangelischen Kirchenchor gesungen, sein Bruder sei Musiklehrer und seine Mutter habe ihnen in der Jugend „die Ohren mit Chopin vollgeklimpert. Musik spielte schon immer eine große Rolle in meinem Leben.“ Das mit dem Singen habe sich aber tatsächlich erst auf der Schauspielschule in Zürich, die er von 1986 bis 1989 besuchte, ergeben. “Wir hatten dort einen sehr guten Dozenten, der uns eindrücklich klar gemacht hat, dass sich das Stärken der Singstimme auch positiv auf die Sprechstimme auswirkt.“ Sehr diszipliniert habe er sich mit den Gesangsübungen beschäftigt und daher bereits in der Schauspielschule sehr viel gesungen. Für die Engagements, die sich in den letzten 20 bis 30 Jahren vermehrt auch im Sprechtheater hin zur Musik gewandelt hätten, sei das von großem Vorteil gewesen. „Gesang gehört heute einfach zur guten deutschen Theaterlandschaft dazu und ich konnte mich auch damit immer wieder ausprobieren. Reine Gesangspartien würde ich allerdings jetzt nicht übernehmen, das können andere sehr viel besser und ich würde mich damit nicht wirklich wohl fühlen.“ Es sei nicht so ganz seine Welt, erläutert er uns weiter, gäbe doch die Musik einen Rhythmus und sogar eine Stimmung vor, um alles zusammen funktionieren zu lassen. „Die Freiheit, die ich im Sprechtheater wenigstens ab der Generalprobe habe, um meine Rolle selbst zu gestalten, die vermisse ich im Musical. Daher möchte ich, auch wenn ich Musical mache, immer einen größeren Sprechanteil in meiner Rolle haben, damit auch meine Qualitäten zum Tragen kommen. Ich möchte gern Überraschungsmomente, Spontaneität oder meine momentane Stimmung auf der Bühne mit zum Tragen kommen lassen, ohne darunter zu leiden, immer fröhlich oder immer bedrückt sein zu müssen. Das Schauspiel gibt mir da wesentlich mehr Freiheiten.“

Victor Komarowski sei genau solch eine Rolle gewesen, die den für ihn gewichtigeren Sprech- mit passendem Singanteil kombiniere. Er habe sich immer schon viel mit den großen russischen Schriftstellern befasst und dementsprechend sei ihm auch „Dr. Schiwago“ ein großer Begriff gewesen. „Ich fand es eine tolle Idee ‚Dr. Schiwago‘, basierend auf dem Film, als Musical zu konzipieren und bereits das erste Lesen hat mich darin bestärkt, dass das funktionieren kann. Sehr sportlich fand ich allerdings, es im Hochsommer, gemessen an den russischen Temperaturen, auf die Bühne zu bringen. Bei der Generalprobe war es so heiß, dass wir die Mikrophone festhalten mussten, damit sie uns nicht aus dem Gesicht schwammen. Das war etwas, dass mir bei der Zusage für dieses Stück gar nicht wirklich bewusst war – wir sind hier ja extrem vom Wetter abhängig. Aber das wäre natürlich kein Grund gewesen, diese Produktion nicht zu machen. Trotzdem war es eine echte Herausforderung, auch die Stimmung und das russische Klima hier auf die freundliche Tecklenburger Bühne zu zaubern. Außerdem war Komarowski wegen seiner Bosheit sehr reizvoll für mich – ich spiele nicht allzu oft einen Bösewicht.“ Nur böse oder nur gut zu spielen würde ihn nicht wirklich ausfüllen, erläutert er und stellt die Mischung beider Charaktere in den Vordergrund. „Ich bin ja schon mit Dr. Stein eher so auf der guten Seite, wobei der, was ich dringend befürworte, ja auch schonmal gern aus der Reihe tanzt. Aber auch Komarowski macht ja im Verlauf des Stücks eine Entwicklung durch. Vielleicht nicht so direkt spürbar, aber sie ist da. Diesen diabolischen Charakter zu spielen hat mir schon sehr gut gefallen, weil ich das eher seltener angeboten bekomme.“

(c) Rudolf K. Wenicke

Zunächst sei ihm die angesetzte Probenzeit für die Größe des Stücks sehr knapp bemessen vorgekommen. „Eigentlich hatte ich mir ausgemalt, dass wir ein wenig mehr Zeit hätten. Wir haben dann sogar auch sonntags geprobt – jeden Tag drei Proben, morgens, mittags und abends. Diese ständigen Treffen, immer neuen Input von Regie und Produktion, bin ich in einer solchen Vehemenz vom Theater nicht gewohnt. Ich finde, eine solche Rolle könnte man gern auch mal mit in die Freizeit nehmen und sich dort entwickeln lassen, also quasi ein wenig mit ihr rumlaufen, mit ihr schwanger gehen. Das war hier leider so nicht möglich und das war für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, im Schauspiel darf man sich da etwas mehr Freiheit nehmen. Inzwischen sind wir aber alle dem Material Herr geworden, machen uns das zu eigen und spielen damit herum – das macht großen Spaß. Meine Gedanken beim ersten Lesen haben sich bewahrheitet. Das Stück und auch die Musik sind wirklich gut, genau wie ich es vermutete.“

„Ich wollte das wirklich unbedingt machen, das erste Mal Freilichtbühne – ich mache alles gern auch das erste Mal, um dann für mich zu entscheiden, ob ich so etwas weiter verfolgen möchte oder eben nicht.“ Nach den bisher gespielten Vorstellungen sei für ihn klar, dass die Entscheidung für dieses Engagement genau die richtige gewesen sei. „Es macht mir wirklich großen Spaß. Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch – vielleicht auch ein Äquivalent zu den anderen Dingen, die ich so mache. Selbst bei ‚In aller Freundschaft’ drehen wir ja viel im Studio und ich weiß jetzt, dass Freilichtaufführungen ein echtes Erlebnis sind.“ Besonders glücklich sei er über die bisher in diesem Sommer einzige Regenaufführung gewesen und hoffe inständig, dass sie nochmal zu einem solchen Erlebnis kommen würden. „Es ist absolut spannend, den Elementen hilflos ausgeliefert zu sein. Wind ist noch viel schlimmer wie Regen, dass konnte ich mir vorher auch nicht vorstellen. Wir werden dann kaum noch verstanden und müssen sehr darauf bedacht sein, den Ton zu schützen.“ Eine weitere Besonderheit sei, dass man zwar auch hier auf einer Bühne stünde, einem eigentlich geschlossenen Raum, aber die vierte Wand, der im Theater dunkle Zuschauerraum, fehle. „Das ist echt komisch. Im geschlossenen Theater stehen wir im Licht und das Publikum sitzt im Dunkeln – hier sind wir alle im Hellen, besonders noch in der ersten Hälfte, bevor die Nacht hereinbricht. Irgendwie fehlt da ein wenig das Theaterlicht, das uns unterstützend die passenden Atmosphären zaubert. Wir freuen uns schon alle auf den September, wenn es auch im ersten Teil schon etwas dunkel wird, dann wird das Spiel nochmal anders werden.“ Auch dieses gemein sein mit dem Publikum vermittle eine besondere Atmosphäre und verströme einen ebenso besonderen Reiz, fährt er fort. „Es entspannt einfach, wenn man nicht das Gefühl hat, man sei wie so ein abgehobener Künstler, der irgendwas von der Bühne herab erzählt. Ich habe etwas zu erzählen und mache das gern, aber hier stehe ich unten, erzähle nicht so von oben herab und sehe die Gesichter der Leute – das gibt noch einmal eine ganz andere Interaktion.“

(c) Christian Kaufmann

Es läge nicht nur an ihm, ob man ihn in Zukunft häufiger auf einer Musicalbühne zu Gesicht bekäme. „Da möchte ich gern mal etwas Deutliches zu sagen. Grundsätzlich sind wir, und da spreche ich sicher auch für meine Kollegen, davon abhängig, was uns an Rollen angeboten wird. Nur die wenigsten von uns gehören zu dem einen Prozent, die entweder die Stoffe selbst schreiben oder sich aussuchen können, welches der zehn Drehbücher oder Musicals, die sie zuhause rumliegen haben, sie für sich entdecken möchten. In diesem Beruf gibt es sehr viele Leute, die kämpfen müssen, um ihr Leben damit zu finanzieren. Ich gehöre zu den ganz wenigen Privilegierten, die sich rein aus diesem Beruf ernähren dürfen, insofern bin ich weit davon entfernt zu jammern, aber auch ich bin darauf angewiesen, dass mich jemand wegen einer Rolle kontaktiert.“ Ganz normale Auditions lasse seine Fernsehrolle nicht zu, weil die meisten Stücke mit seinen Drehtagen kollidierten oder der Gesanganteil im Gegensatz zum Schauspiel für ihn zu groß sei. „Aber wenn mal etwas reinpasst, dann mache ich das auch. Ich spiele Musicals sehr gerne, aber es muss halt alles stimmen. Eine dramatische Theaterproduktion würde ich dem Musical aber dennoch vorziehen.“

„Mir war bereits mit 16 Jahren klar, dass ich Schauspieler werden wollte. Damals durfte ich ein einwöchiges Praktikum am Kölner Schauspielhaus absolvieren und die ersten Jahre war das Theater für mich der Dreh- und Angelpunkt.“ In den 90er Jahren habe das Fernsehen begonnen aufzurüsten. Es seien in Deutschland nicht mehr so viele Produktionen eingekauft, sondern viel mehr selbst verwirklicht worden. Das Fernsehen habe sich etabliert, die Privaten seien eingestiegen und man könne dieses Jahrzehnt wohl als die goldenen Fernsehjahre bezeichnen, sinniert er weiter. „In diesen Jahren war ich da. Die erste Serie 1991 war eher nicht so mein Ding, da bin ich dann erstmal wieder zurück zum Theater, aber 1995 mit ‚Alarmcode 112‘, einer Berliner Feuerwehrserie, kam so ein bisschen Ensemblegefühl auch vor der Kamera auf, da habe ich dann Blut geleckt. Auch gab mir das Drehen die Gelegenheit, meine Familie zu ernähren und trotzdem mehr Zeit für meine damals noch kleinen Kinder zu haben. Ich habe dafür dann ein sehr schönes Theaterengagement verlassen.“

Seine Rollenwünsche würden sich vermutlich von den meisten seiner Kollegen gar nicht groß unterscheiden. Schwarzweiß, klischeehaft oder eindimensional seien wenig reizvoll, sondern er suche interessante Mehrschichtigkeit. „Ich mag zudem die Balance sowohl in den Proben als auch nachher in den Vorstellungen, dieses tägliche, immer wieder neue Justieren – damit fühle ich mich am wohlsten.“

Uns interessiert die Frage, ob die Menschen Bernhard Bettermann unter seinem richtigen Namen (er)kennen, oder ob eher „Dr. Marin Stein“ derjenige ist, den die meisten ansprechen, wenn sie ihn sehen. Wie geht man damit um, vielleicht auch auf eine Rolle reduziert zu werden? „Auf der Straße werde ich häufig als Dr. Stein angesprochen und erkannt, ja. In der Branche aber nicht, schließlich bin ich ja nicht nur Dr. Stein, sondern habe so um die 60 Filme und etwa 40 Theaterstücke gemacht. Ich fühle mich nicht und lasse mich auch nicht auf Dr. Stein reduzieren. Absichtlich halte ich den Dr. Stein mit Hilfe der Autoren, der Dramaturgie und der Produktion auch ein wenig offen. Ich möchte nicht, dass er in eine Schublade gedrückt wird, ich finde Schubladendenken fürchterlich und erlaube mir auch mit dieser Figur was möglich ist. Da gibt es noch eine Menge Entwicklungspotential in alle Richtungen und er ist genauso wenig festgelegt, wie ich das bin. Ich selbst bin völlig frei von Schubladendenken – ich schäme mich nicht für die Rolle, hänge sie mir aber auch nicht um den Hals.“ Musicalfans hätten ihn eher nicht so im Visier. Eher seien es Fernsehzuschauer, die in Musicals gingen, als solche, die ihn tatsächlich von seinen Musicalrollen her kennen würden.

Unsere Frage, welche seiner zahlreichen Rollen ihm am meisten im Herzen geblieben ist, beantwortet er spontan und wie aus der Pistole geschossen: „‘So weit die Füße tragen‘ – der Kinofilm, den ich vor 19 Jahren machen durfte.“ Eine Rolle, die er in seinem Leben unbedingt noch machen wolle, gäbe es aber nicht. „Einige hätte ich wahnsinnig gern gemacht, aber das gibt jetzt wohl nichts mehr – Peer Gynt, ich liebe das Stück und habe in der Schauspielschule genau diese Rolle gelernt. Und mir gefallen Stücke von Kleist.“ Der Reichtum der deutschen Sprache, der grandiose Ausdruck, die vielen möglichen Umschreibungen und sinnhaften Sätze, die man kreieren könne, seien der Grund, dass er sich trotz seiner guten Kenntnisse in Englisch und Französisch vor allem in seiner Muttersprache am wohlsten fühle. „Ich liebe die deutsche Sprache und die vielen Wortspiele, die damit möglich sind – ich bin nun mal mit dieser Sprache aufgewachsen. Vielleicht bin ich deswegen ein so großer Fan von Kleist. In dieser Richtung hätte ich vielleicht gern ein wenig mehr gemacht, aber eine Rolle, der ich hinterhertrauern würde – nein, die gibt es nicht. Es wäre bestimmt lustig, die vier Charaktere der ‚Wahlverwandtschaften‘, jetzt 20 oder 25 Jahre gealtert, noch einmal aufeinandertreffen zu lassen – das wäre sicherlich eine schöne Idee.“

(c) Christian Kaufmann

Gern erfahren wir immer auch einige privatere Dinge von unseren Gesprächspartnern und natürlich stellen wir auch Bernhard Bettermann einige Fragen in diese Richtung. „Was mir im Leben wichtig ist? Das kann ich eigentlich gar nicht beantworten. Mein Leben ist mindestens so vielschichtig wie sich Dr. Stein in den jetzt 15 Jahren präsentiert hat. Grundsätzlich bin ich wohl ein typischer Wassermann, wenn ich meinem Empfinden und dem meiner Umwelt glauben darf. Mich zeichnen Neugierde, Abenteuerlust, Offenheit und Kommunikationsfreudigkeit aus. Ich gebe mich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden und bin auch nicht für solche lapidaren Gespräche zu haben.“

Bernhard Bettermann hat zwei Söhne, von denen einer ebenfalls als Schauspieler, Sänger und Musiker unterwegs ist. „Eigentlich hat uns unser Sohn 22 Jahre lang das Gefühl gegeben, dass unser Beruf zwar okay für ihn ist, er sich aber eher für die Sachen hinter der Kamera interessiert. Fürs Schreiben, Drehen oder die Regie hatte er immer ein Faible. Dass er mal auf die Bühne wollen würde, hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Nach einem sechswöchigen Schauspiel-Workshop in New York drückte er dort gleich mal für zwei Jahre die Schulbank.“ Beide zusammen haben auch schon an einem Stück gearbeitet. Der Sohn auf und sein Vater als Regisseur vor der Bühne. Ob wir in dieser Richtung vielleicht in Zukunft mehr von ihm sehen werden, drängt es uns zu erfahren. „In den nächsten 20 bis 30 Jahren, wenn sie mir denn geschenkt werden, möchte ich mich schon noch weiter mit der Regie auseinandersetzen. Ein zweites Standbein, einfach weniger bzw. was anderes machen. Wie weit das noch geht, wird sich zeigen, aber mich hat auch immer schon das Dramaturgische an den Figuren interessiert.

Ob Schauspiel, Theater, Fernsehfilm oder Kino, ob Hörspiele, Lesungen, Regie oder gar Musical – Bernhard Bettermann ist in vielen Genres zuhause. „Ich vergleiche das mal ein wenig mit Sport – Theater ist ein wenig wie Mittel- oder gar Langstrecke, Film und Fernsehen eher Kurzstrecke, ein Sprint. Man bekommt das Drehbuch, trifft sich, dreht und dann ist es weg. Wir geben dem Regisseur Material in die Hand und sind manchmal hinterher selbst überrascht, was am Schnittpult daraus gemacht wird. Dort gebe ich sehr viel Verantwortung ab. Habe ich einen Regisseur, der mir viel Freiheiten zugesteht, fühle ich mich aber als Künstler auch vor einer Kamera ernster genommen. Das ist, was mir an Dr. Stein und ‚In aller Freundschaft‘ so gefällt. Die Geschichte wird auf uns drauf geschrieben und mit uns zusammen entwickelt. Meine größte Leidenschaft gilt aber sicherlich immer noch dem Sprechtheater und damit verknüpft auch Hörspielen und Lesungen. Das ist das, was mich am meisten interessiert.

Wir bedanken uns bei Bernhard Bettermann für die geschenkte Zeit, den kurzweiligen Nachmittag und das interessante Gespräch.

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Weiterführende Links:

Homepage: Bernhard Bettermann
Facebook: Bernhard Bettermann
FreilichtspieleTecklenburg

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