Frankenstein Junior – Premiere am 20.08.2023

Frankenstein Junior

Theater Bonn – Opernhaus – Premiere 20.08.2023

Das Theater in Bonn startet mit einer Horror-Persiflage in die neue Spielzeit. „Frankenstein Junior“ (Originaltitel: Young Frankenstein) in der Inszenierung von Jens Kerbel, Choreografie Sabine Arthold, lässt wenig vom zotigen Humor der Filmvorlage von Mel Brooks aus 1974 vermissen, versteht es aber das Publikum geschickt in ihren Bann zu ziehen, erntet in der Premiere jede Menge Szenenapplaus und am Ende zurecht überschwängliche und stehende Ovationen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Enkel des für seine Experimente am menschlichen Körper bekannten Dr. Viktor von Frankenstein. Der erfolgreiche Neurochirurg Dr. Frederick Frankenstein betont nicht nur immer wieder, dass er keinesfalls in die Fußstapfen seines berühmt-berüchtigten Vorfahrens treten möchte, sondern zeigt dies ebenfalls durch die Umstellung seines Namens in ‚Fronkensteen‘.

Nach dem Ableben seines Großvaters begibt er sich zum Familiengut in Transsilvanien, um den Nachlass zu regeln und unterliegt dort nicht nur den Überzeugungskünsten des buckligen Igors, der ihm die blonde und sehr naive junge Inga als Laborassistentin anschleppt und der Hausdame des Schlosses, Frau Blücher, sondern auch seiner eigenen Neugierde. Nach einigem Hin und Her machen sie sich gemeinsam ans Werk nach den Aufzeichnungen des Verstorbenen eine Leiche zum Leben zu erwecken. Aber nicht nur das dem Monster eingepflanzte, eigentlich hochintelligente doch zuvor plattgetretene Gehirn sorgt für unvorhersehbare Ereignisse, auch Assistent Igor forciert das Lachen der Zuschauer aufs Äußerste. Ebenso lässt Frederiks immer wieder auftauchende egozentrische und affektiert daherkommende Verlobte Elizabeth das Chaos um die Verwirrungen im Stück stetig ansteigen, bis alles dann doch in einem zuckersüßen Finale endet.

Horrorszenarien erwartet man, wie auch bereits im Film, an den das Musical eng angelegt ist, eher vergebens. Frankenstein Juniors Hauptaugenmerk liegt nicht auf der Erschaffung von Monstern, sondern auf den Bemühungen, freundliche Kreaturen zu generieren. Ethan Freeman, der mit der Rolle des Monsters einen recht kleinen Part innehat, singt gewohnt erstklassig und haucht seiner Kreatur von der ersten Sekunde an den Charme ein, der es ihm ermöglicht, die Sympathien des Publikums sofort auf seine Seite zu ziehen.

Matthias Schlung als Dr. Frederick Frankenstein, „nein, Fronkensteen, es heißt Fronkensteen“, absolviert mit den größten Arbeitsanteil des Abends. Nahezu ununterbrochen steht er großartig und auf den Punkt singend und tanzend sowie ausdrucksstark spielend auf der Bühne und stellt seine Figur von seriös bis leicht abgedreht verrückt in allerlei unterschiedlichen Schattierungen auf.

Immer an seiner Seite zu finden und ebenfalls fast ununterbrochen vor Publikum ist Michael Heller, der in der Rolle des buckligen Helfershelfers Igor einen brillanten Einblick in sein gesangliches und komödiantisches Können geben kann. Er zeichnet seine Figur herrlich überzogen in Wellen von untergeben hörig bis selbstbewusst und unterstreicht mit Mimik und Gestik gekonnt sein Spiel.

Carina Sandhaus als Fredericks Verlobte Elizabeth Benning und Kara Kemeny als seine Laborassistentin Inga könnten gegensätzlicher kaum sein. Die eine versnobt und arrogant, die andere eine klischeebehaftete naive Blondine, aber beide empfehlen sich stimmgewaltig und hervorragend schauspielend. Den beiden Damen an der Seite steht auch Daniela Ziegler als Hausdame Frau Blücher, jede Erwähnung ihres Namens, genauso wie die Versuche dessen Erwähnung zu unterdrücken, lässt die Pferde im angrenzenden Stall lautstark wiehern, in Nichts nach.

In weiteren kleineren Rollen, aber nichtsdestotrotz großartig spielend, bleiben noch Hans-Jürgen Schatz als Inspektor Kemp/Der Eremit, Nico Hartwig (Victor Frankenstein), sowie Bernard Niemeyer (Ziggy) zu erwähnen, die als Teil dieser vom ersten bis letzten Platz großartig besetzten Cast zum Gelingen des großen Ganzen beitragen.

Das fantastische Bühnenbild von Momme Hinrichs lässt nichts einer großen Musical-Produktion vermissen. Auf zwei Ebenen, die hoch- und runtergefahren werden können, findet man die unterschiedlichsten Spielstätten. Im Keller sind das sehr detailverliebte Labor sowie die Behausung des Monsters in der Kanalisation, im oberen Teil das Erdgeschoss des Schlosses oder die Straßen Transsilvaniens und ein im Hafen liegendes Schiff dargestellt. Die transparenten Vorhänge vor der Bühne dienen für aufgeworfene Projektionen, die beispielsweise einen Wald entstehen lassen. Die Kostüme, für die Verena Polkowski verantwortlich zeichnet, passen perfekt in die Zeit, sind äußerst sehenswert und unterstreichen die Handlung ebenso wie das atmosphärische Lichtdesign von Max Karbe.

Musikalisch eingebettet wird das Ganze in die hervorragend begleitende Band unter der Leitung von Jürgen Grimm. Am Premierenabend waren leider noch leichte Defizite beim Ton zu verzeichnen, was aber sicherlich bereits bei den nächsten Vorstellungen ausgemerzt werden kann.

In Kostümen und Kulisse zu entdeckende Ähnlichkeiten mit “Tanz der Vampire“ und „Jekyll & Hyde“ sind sicherlich gewollt hergestellt. Dass man aber auch einen Feelgood-Song aus der schwungvollen Berliner Frankie Valli Show von Michael Heller und Christopher Bolam, in Form des Kopfes Igors zwischen den sich im Kellerlaborregal von Frankenstein Junior dekorierten Totenköpfe verstecken kann, ist eher unerwartet. Allerdings passt sich der Erschrecker-Gag, den Igor seinem Professor bei der Betrachtung der Reliquien mit „I love you, Baby“ lautstark entgegenschmettert, nahtlos in die vorangegangenen Lacher ein und zeigt seine Wirksamkeit sicherlich nicht nur den eingefleischten „Oh what a night“ Fans.

Noch bis zum 9. März 2024 ist Mel Brooks‘ (Musik und Text) und Thomas Meehans (Buch) skurrile Musicaladaption (deutsche Übersetzung: Frank Thannhäuser und Iris Schumacher) an 19 Terminen im Theater Bonn – Opernhaus zu sehen. Karten können auf der Seite des Theaters unter https://www.theater-bonn.de/ erworben werden.

 

Fotos (c) Emma Szabó

Weiterführende Informationen:

 

Mathias Schlung

Daniela Ziegler

Michael Heller

Hans-Jürgen Schatz

Niniane Everaert

Kelly Panier

Pascal Schürken

Katharina Theil

Liam Tiesteel

Larissa Winkel

 

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