2 Nachtvögel – tagsüber gut zu gebrauchen

Was lange währt wird gut oder ähnlich könnte man das Warten zahlreicher Fans und die Planung eines Konzertes wohl kurz und knapp zusammenfassen. In diesem Fall hatte das Warten nach einem Jahr und 223 Tagen ein Ende. Denn exakt so lange war es her, dass das erste Konzert „2 Nachtvögel – tagsüber gut zu gebrauchen“ im Berliner Jazzclub „Kunstfabrik Schlot“ über die Bühne ging. Wie zuvor stehen Michael Heller und Daniele Alan-Carter an diesem herbstlichen Samstagabend im Rampenlicht auf der kleinen Bühne des urgemütlichen Kellers, in dem es überaus familiär zugeht, steht doch John Kunkeler, Betreiber des Clubs, noch zeitweise selbst hinter der Bar und sorgt für das Wohlergehen seiner Gäste. Hierzu gehört auch, dass mit viel Weitblick und Offenheit nicht nur dem Jazz eine Plattform geboten wird, sondern hin und wieder auch Gastspiele aus anderen Genres, wie zum Beispiel intime Musicalkonzerte, einen besonderen Rahmen erhalten.

An diesem Abend sind es also zwei junge Darsteller, die unterschiedlicher kaum sein könnten, sich jedoch grandios ergänzen. Der vielseitige Michael Heller ist aus der deutschsprachigen Musicalszene gar nicht mehr wegzudenken, kennt man ihn doch aus zahllosen Produktionen wie „Saturday Night Fever“, „Grease“, „Hairspray“ und nicht zuletzt als jungen Wissenschaftler Alfred aus dem Dauerbrenner „Tanz der Vampire“. Derzeit spielt Heller in St. Gallen, in „Priscilla – Königin der Wüste“, und setzt sich als Vorstandsmitglied bei OFFstage Germany dafür ein, dem deutschsprachigen Publikum interessante, aber weniger bekannte Stücke näher zu bringen.

Daniele Alan-Carter war zuletzt als Mitglied der „12 Tenors“ bei ihrer Welttournee auf unzähligen Bühnen zu Gast. Im Anschluss daran schlüpfte er in die Rolle des Latinos „Juan“ bei den „Altar Boyz“, einem Off-Musical-Projekt unter der Regie von Michael Heller. Der reiselustige Italiener beherrscht nicht nur drei Sprachen fließend, er weiß vor allem gesanglich von sich zu überzeugen und auch er stand im „Tanz der Vampire“ auf der Bühne, allerdings in der französischen Version des Stückes.

Beide Künstler verfügen über großes komödiantisches Talent und moderieren den Abend überaus unterhaltsam in einer Mischung aus Englisch und Deutsch. Zu vielen Lachern führen die Anekdoten, die die jeweiligen Titel ankündigen, denn mit jedem einzelnen werden Erinnerungen verknüpft, die für das Publikum lebendig werden.

Mit Frank Sinatras „Me & My Shadow“ beginnt das Konzert nicht etwa von der leicht erhöhten Bühne herab, sondern aus dem hinteren Teil des Raumes quer durch das Publikum und lenkt die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Gastgeber, die mit ihrer ganz eigenen Version des Klassikers punkten. Wie sie selbst in ihrer Moderation mit einem Augenzwinkern feststellen, ist der erste Akt des insgesamt gut zweistündigen Konzertes inhaltlich sehr „gottlastig“, werden doch immer wieder religiöse Themen angeschnitten. Sei es bei „Miss Saigon“, wo Daniele ein sehr gefühlvolles „Why god, why“ vorträgt, oder Bodo Wartkes „Nicht in meinem Namen“, in dem der Herr selbst das Wort ergreift. Sichtlich ergriffen ist Michael Heller bei seiner Interpretation des Songs und wirkt angreifbar, verletzlich und für einen Moment beinahe wie eine jüngere Version des Liedermachers.

Auch mit einem Augenzwinkern darf die Thematik angegangen werden, was mehr als nur deutlich wird, als sie in die Rollen der beiden Messdiener Luke und Juan schlüpfen und die jeweiligen Hauptthemen der Figuren unter großem Jubel und Gelächter des Publikums präsentieren.

Dass bei dieser Art Soloprogrammen auch persönliche musikalische Vorlieben der Künstler mit einfließen, ist wohl bekannt. In diesem Fall sind es – aus ihrem heimatlichen Genre ausbrechend – unter anderem Robbie Williams, Frank Sinatra oder auch Ricky Martin, deren Songs interpretiert werden und zum Gelingen des Abends beitragen. Dabei beweisen beide viel Fingerspitzengefühl und das nötige Temperament, um die Wirkung der Titel zu verstärken und ihr Publikum zu erreichen.

Selbstverständlich darf, ganz dem Konzerttitel angemessen und von Vielen erwartet, auch der musikalische Ausflug zu den Vampiren nicht zu kurz kommen. Dafür wird mit einem legendären „Für Sarah“ in ganzen sieben verschiedenen Sprachen gesorgt, doch auch alle anderen Rollen werden kurzerhand einmal ausgetestet und so parodieren sie „Draußen ist Freiheit“ auf so herrlich alberne Weise, dass dem Publikum buchstäblich vor Lachen die Luft wegbleibt. Natürlich wird auch ge- und vor allem erklärt, warum sie beide als Darsteller des gesetzten Vampirgrafen von Krolock nicht in Frage kommen und auch hier wird die komödiantische Seite des Ganzen direkt zweisprachig beleuchtet.

Begleitet wird der überaus unterhaltsame Abend von Martin Hunger am Flügel. Kurzfristig konnte der Pianist hierfür gewonnen werden und spielt sich souverän und kreativ durch insgesamt 18 Songs, darunter fünf unterschiedliche Musicals, Pop, Swing, Balladen und einige Überraschungen mehr.  So wie beide Künstler auf der Bühne miteinander harmonieren und sich jeweils Raum für Soli geben, so sehr trägt auch Martin Hunger mit seinem Spiel und der musikalischen Untermalung der Moderation auf großartig unaufdringliche Weise zum Gelingen des Abends und einem Konzerterlebnis für die rund 150 Zuschauer bei.

Es bleibt zu hoffen, dass nicht wieder beinahe zwei Jahre vergehen müssen, um Michael Heller und Daniele Alan-Carter gemeinsam auf einer Konzertbühne erleben zu dürfen. Die Zuschauer sind sich einig darin, dass die sympathischen Künstler hervorragend miteinander harmonieren und dieser Abend ein viel zu frühes Ende gefunden hat.

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