Eine Jagd der guten Laune – „Catch me if you can” in Magdeburg

Es ist bunt, manchmal schrill, es ist rasant und manchmal auch leise, in jedem Fall ist es eine Show im besten Sinne, „Live und ganz in Farbe“. „Catch me if you can“, das diesjährige Domplatz Open Air auf dem Magdeburger Domplatz hält, was der Introsong von Frank Abagnale Jr. (Philipp Büttner) verspricht.

Das Stück erzählt die verrückte Lebensgeschichte des Hochstaplers Frank Abagnale, der in den 1960er Jahren die ganze Welt und vor allem das FBI zum Narren hielt, indem er fortwährend seine Identitäten wechselte, Schecks fälschte oder sich auf andere Weise Geld, Jobs und Anerkennung erschlich. Sein Charme war es, mit dem er die Menschen immer wieder täuschen konnte und der ihn – einen gesuchten Verbrecher – trotzdem zum Liebling der Medien werden ließ.

© www.AndreasLander.de

Weltweit bekannt wurden er und sein „Lebenswerk“ dank der 2002 von Steven Spielberg verfilmten Geschichte seines Lebens mit Leonardo di Caprio und Tom Hanks in den Hauptrollen. 2011 machten Terrence McNally und Marc Shaiman aus „Catch me if you can” ein Musical. Zehn Jahre nach seiner Europäischen Erstaufführung in Wien ist das Stück nun bis zum 9. Juli als Domplatz Open Air in Magdeburg zu erleben. Damit setzt die neue Intendanz unter Julien Chavaz die Tradition fort und macht dabei doch einiges anders als seine Vorgängerin.

Als Erfolg verbuchen kann Chavaz zumindest schon mal die Vorverkaufszahlen. Das Stück ist bereits an allen Termin fast oder sogar komplett ausgebucht. Nach dem überwältigenden Erfolg von „Rebecca“ im vergangenen Jahr stand für viele Zuschauer schnell fest: Nächstes Jahr komme ich wieder. Zumal der Film doch bei vielen bekannt sein dürfte, so dass die Neugier auf die musikalische Umsetzung groß war.

Und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Regisseur Felix Seiler schuf ein Gute-Laune Stück mit Witz, Charme, „schmissiger“ Musik im Stil der 1960er Jahre, im Big Band Sound dargeboten von der wie immer grandios aufspielenden Magdeburgischen Philharmonie unter der Leitung von Kai Tietje. Das bunte, detailreiche Bühnenbild von Darko Petrovic zieht einen in den Bann, sobald man auf der Zuschauertribüne Platz genommen hat. Große Billboards, Leuchtreklamen, eine Comic-Superhelden-Drehtür, Showtreppen und viele viele Lichter – die Vielfalt auf der Bühne lässt sich kaum erfassen. Vor und auf der Bühne dreht sich außerdem viel ums Spielen, Würfel, Spielfiguren und ein Bartresen aus Mühle-Steinen stehen als Symbole für das Spiel, welches Frank Abagnale Jr. mit dem FBI und der ganzen Welt spielt. Im ersten Teil des Stückes werden diese Spielsymbole auch in den Choreografien immer wieder aufgegriffen, im zweiten Teil dienen sie dann nur noch als Bühnendeko. Die Bühnenteile selbst sind beweglich, so dass durch ein paar Drehungen immer wieder neue Orte erschaffen werden – vom Flughafen über das heimische Wohnzimmer oder ein Hotelzimmel wieder zurück zum Flughafen.

© www.AndreasLander.de

Ebenso bunt und detailreich sind die Kostüme von Linda Schnabel. Da glitzert und glimmert es, auch hier in den Farbschemata der 1960er. Krankenschwestern verwandeln sich in Superhelden, auf der Bühne einer Nachtbar fühlt man sich ein bisschen wie im „La cage aux folles“.

Für das Magdeburger Publikum werden einige kleine und witzige Bezüge zur Stadt eingebaut. So ist auf der Abflugtafel des Miami Airports Magdeburg als Lufthansa-Ziel eingetragen – mit dem Verweis „Cancelled“, und wenn im Song „Der Jet Set“ der Trevi-Brunnen in Rom besungen wird, gibt es zwei dünne Wasserfontänen, die als Anspielung auf die seit Jahren wiederkehrende Diskussion um die Nichtbenutzbarkeit der Wasserspiele auf dem Domplatz während des Open Airs verstanden werden können. Bei den Zuschauern zumindest sorgte dies für einige Lacher.

Gesanglich, tänzerisch und schauspielerisch bietet das komplette Ensemble eine überzeugende Leistung. Philipp Büttner verkörpert den Frank Abagnale Jr. mit viel Charme und auch einer Portion Arroganz. Sein Gegenspieler, der FBI-Agent Carl Hanratty (David Arnsperger) bringt es auf den Punkt: „Der spielt nicht nur das Spiel, der macht die Regeln.“

© www.AndreasLander.de

Erst ganz zum Ende hin, wenn Frank seine große Liebe Brenda (Jeannine Michéle Wacker) verlassen muss, weil er droht geschnappt zu werden, kippt für einen Moment seine Fassade und er offenbart Emotionen.

Das ist dann auch der Moment, in dem Jeannine Michéle Wacker ihren großen Auftritt in ihrer wichtigen, von den Spielanteilen jedoch nicht allzu großen Rolle hat: Ihr Solo „Flieg, flieg ins Glück“, welches sie begleitet von drei Backgroundsängerinnen singt, hat Gänsehautpotenzial.

Ein besonderes Vergnügen ist es, David Arnsperger als Agent Hanratty auf der Bühne zu erleben. Mit viel Ironie (auch Selbstironie), einer guten Portion Slapstick, ein bisschen Trotteligkeit und einer beeindruckenden stimmlichen Bandbreite gehören seine Auftritte zu den Höhepunkten der Inszenierung. Besonders unterhaltsam wird es immer dann, wenn er sich Schlagbtausche mit seinen drei Mitarbeitern (Tobias Stemmer, Manuel Lopez und Leopold Lachnit) liefert. Diese drei wecken Erinnerungen an die legendäre Olsenbande.

© www.AndreasLander.de

Karin Seyfried als Franks Mutter Paula, Nigel Casey als sein Vater Frank Sr., Karina Kettenis als Brendas Mutter Carol und Richard Patrocinio als ihr Vater Roger vervollständigen die Hauptcast. Im Gegensatz zu den bisherigen Domplatz Open Airs ist „Catch me if you can“ bis auf einige Balletttänzerinnen und –tänzer und Statisten ausschließlich mit Gästen besetzt wurden. Das ist ein bisschen schade, war doch gerade diese Mischung aus Gästen und einheimischen Ensemblemitgliedern das, was die Musicalinszenierungen in Magdeburg so besonders gemacht haben.

Das mag möglicherweise auch in der Anlage des Stückes begründet sein. Zwar erzählt es eine Geschichte, nämlich die, wie sich Frank Abagnale Jr. über viele Jahre durch die Welt lügt und betrügt, aber erzählt wird diese in Form einer Show. Wie in einer Revue werden die Abschnitte der Geschichte wie Shownummern präsentiert.
Darum spielt auch der Tanz eine große Rolle im Stück, nahezu bei jeder Nummer gibt es eine große Tanzchoreografie, für die Danny Costello verantwortlich zeichnet. Und so ist diese Inszenierung fast wie eine große Party – ganz im Sinne des Lebens von Frank Abagnale Jr. “Catch me if you can” ist noch bis zum 9. Juli zu sehen, Restkarten gibt es online unter www.theater-magdeburg.de

© www.AndreasLander.de

Cast & Crew

Teilen via:

Ein Kommentar

  • Sandra Busse

    Wir waren gestern in der Vorstellung und ich kann mich der Rezension nur voll und ganz anschließen. Eine farbenfrohe, unterhaltsame und musikalisch mitreißende Show mit wundervollen Protagonisten! Wir waren begeistert! Auch nie o.g. Bezüge zu Magdeburg und die Anspielung auf die Olsenbande waren sehr gut erkennbar und sorgten stets für ein Schmunzeln.
    Definitiv empfehlenswert!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert